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Sex, Drugs & Rock'n'Roll: HBOs neue Serie «Vinyl» feiert das New York der 70er

Sex, Drugs & Rock'n'Roll: HBOs neue Serie «Vinyl» feiert das New York der 70er

Ein Hexenkessel aus Musik, Drogen und Gewalt: Die neue Serie «Vinyl» stürzt sich in New Yorks Musikszene der Siebzigerjahre. Co-produziert wird das TV-Event von Rolling-Stones-Legende Mick Jagger.
12.02.2016, 22:4014.02.2016, 08:21
Marc Pitzke, New York
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Ein Artikel von
Spiegel Online

Die Kinder grosser Stars haben es nicht immer leicht. Etwa James Jagger: Dem ältesten Sohn von Rolling-Stones-Legende Mick Jagger und Ex-Model Jerry Hall machte sein Nachname lange zu schaffen. «Manchmal wünscht man sich etwas mehr Anonymität», sagt der heute 30-Jährige. «Als Teenager kann einem das ziemlich peinlich sein.»

Diese Zeiten sind vorbei. «Ich bete meinen Vater an», versichert Jagger Jr., der inzwischen selbst eine Karriere als Sänger und Schauspieler eingeschlagen hat. «Ich bin sehr stolz darauf, sein Sohn zu sein.»

So stolz, dass er jetzt erstmals sogar mit ihm zusammenarbeitet. Ihr gemeinsames Projekt hat am Sonntag TV-Premiere: «Vinyl», eine neue, aufwendige HBO-Serie, lässt die furiose New Yorker Musikszene der Siebzigerjahre wiederaufleben. Mick Jagger ist einer der Produzenten – und sein Sohn spielt eine Art junge Version des Stones-Leadsängers.

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HBO-Musikdrama «Vinyl»: Sex, Schlaghosen, schräger Sound
Der Produzent Richie Finestra – gespielt von Bobby Cannavale – versucht, sein Plattenlabel, seine Ehe und auch seine zerrissene Seele zu retten. (Bild: HBO)
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Die väterlichen Erinnerungen, sagt James Jagger, seien für ihn eine «unschätzbare Quelle». Ausserdem gibt ihnen die Show die seltene Gelegenheit, die verpasste Kindheit nachzuholen: «Früher habe ich nie mit ihm am Klavier gesessen.»

Erster Trailer zur neuen Serie.
YouTube/SerienTrailerMP

Eine grandios rekonstruierte Zeitmaschine

Musik ist der Pulsschlag dieser Serie, deren zweistündige Pilotfolge von Oscar-Preisträger Martin Scorsese inszeniert wurde. Der versammelte dazu sein bewährtes Dreamteam, mit dem er schon die HBO-Serie «Boardwalk Empire» auf Erfolgskurs gebracht hatte – allen voran den Oscar-nominierten Autor Terence Winter («Wolf of Wall Street») und Bobby Cannavale, der hier die TV-Rolle seines Lebens gefunden hat.

Und zwar als Plattenproduzent Richie Finestra, dessen Label American Century in den politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen jener Ära unterzugehen droht. Richies Versuche, seine Firma, seine Ehe und seine Seele zu retten, werden zur Odyssee durchs alte New York – ein Hexenkessel aus Musik, Sex, Drogen und Gewalt. Es ist ein krasser Kontrast zur wurzellos-kommerziellen Musikbranche von heute: Früher, das zeigt «Vinyl», bedeutete Musik noch etwas.

Ein weiter Trailer.
YouTube/HBO

Eine Sinnkrise aus Schlaghosen und schrägem Sound

Wie das Prohibitionsgangsterdrama «Boardwalk Empire» ist «Vinyl» eine grandios rekonstruierte Zeitmaschine. HBO scheute keine Kosten, die Zuschauer ins Jahr 1973 zurückzuversetzen. «New York wird zu seinem eigenen Darsteller», sagt Max Casella, ebenfalls ein Scorsese-Veteran, der als glückloser Labelmanager von American Century glänzt.

Die erste Doppelfolge ist dank Scorseses Detailfreude grosses Kino. Selbst der Zeitungsmüll auf der Strasse sei authentisch, sagt Juno Temple, die in der Rolle von Richies Assistentin ihr TV-Debüt feiert: «Die Titelseiten trugen das Datum 1973!»

«Früher durch New York zu laufen war, als stünde man unter Drogen», erinnert sich J.C. MacKenzie, der als Kind erstmals nach Manhattan kam und in «Vinyl» den Verkaufschef von American Century spielt. «Das war total verrückt.» Doch geht es in «Vinyl» um viel mehr als nur Nostalgie für eine vergangene Metropole.

Die böse Welt lässt sich nicht wegkoksen

Die Musik jener Zeit steht für die Selbstfindungsqualen einer Generation zwischen Naivität und der bitteren Einsicht, dass sich die böse Welt nicht länger wegkoksen lässt. So beginnt «Vinyl» denn auch als Komödie, entwickelt sich dann aber ohne Vorwarnung zum tödlichen Drama und wird zur psychedelischen Achterbahnfahrt in Richtung Abgrund – eine Sinnkrise aus Schlaghosen und schrägem Sound.

Es ist offensichtlich, dass die Darsteller dabei am meisten Spass haben. Viele zogen für die sechsmonatigen Dreharbeiten zur ersten Staffel nach New York. «Es war ein fantastisches Erlebnis», sagt die Dänin Birgitte Hjort Sørensen («Borgen», «Game of Thrones»), die ihre Rolle unter anderem an die deutsche Punksängerin Nico anlehnte.

Echte Gruppen wie Led Zeppelin, nachempfunden in einer schrillen Vignette, beleben die Serie ebenso wie die erfundene Punkband Nasty Bits, deren Frontman von James Jagger gespielt wird. So verschmelzen Fakt und Fiktion nahtlos.

Jetzt auf
Trailer Nummer drei.
YouTube/HBO
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