Die ukrainischen Regierungstruppen haben ihren Beschuss der belagerten Separatistenhochburgen Donezk und Lugansk verstärkt. Beim Einschlag mehrerer Mörsergranaten in der Universität von Donezk wurden am Donnerstag zwei Menschen getötet und ein Dozent verletzt, wie eine Reporterin der Nachrichtenagentur AFP berichtete.
Weitere Geschosse schlugen in ein von den Separatisten besetztes Gebäude der Donezker Staatsanwaltschaft ein. Vor einem Einkaufszentrum lagen auch zwei nicht explodierte Granaten. Das Viertel war von bewaffneten Aufständischen abgeriegelt.
Diese teilten mit, zwei Geschosse hätten das ebenfalls von den Separatisten besetzte Polizeihauptquartier getroffen. In regelmässigen Abständen waren Explosionen zu hören.
Die Regionalverwaltung teilte mit, in der Region Donezk seien in den vergangenen Tagen 74 Zivilisten getötet und 116 weitere verletzt worden. In Lugansk wurden laut einem örtlichen Behördenvertreter bei Artillerieangriffen in den vergangenen 24 Stunden mindestens 22 Einwohner getötet.
Die Vereinten Nationen hatten am Mittwoch mitgeteilt, die Opferzahl im Osten der Ukraine habe sich in den letzten zwei Wochen auf 2086 fast verdoppelt. Dies sei eine «sehr vorsichtige Schätzung».
Die ukrainischen Regierungstruppen belagern Lugansk und Donezk seit Wochen, doch leisten die prorussischen Separatisten heftigen Widerstand. Die Lage der Bevölkerung in den abgeriegelten Industriestädten ist schwierig, in Lugansk gibt es seit zwei Wochen weder Strom noch Wasser, Nahrungsmittel und Treibstoff sind knapp.
Moskau entsandte daher einen Konvoi mit fast 300 Lastwagen Richtung Ukraine, um der notleidenden Bevölkerung zu Hilfe zu kommen. Kiew und der Westen befürchten aber, dass die Hilfen vor allem den Separatisten zugute kommen oder der Konvoi gar als Deckmantel für eine Militärintervention dient.
Kiew sagte am Mittwoch zu, die Lastwagen bei Lugansk über die Grenze zu lassen, sofern Russland umfassende Kontrollen zulässt und die Hilfsgüter in Lugansk vom Roten Kreuz verteilt werden. Am Donnerstag befand sich der Konvoi in der südrussischen Grenzregion Rostow.
Kurz vor Ankunft des russischen Konvois an der Grenze kündigte die ukrainische Regierung an, eigene Hilfslieferungen für die Menschen in den östlichen Separatistenhochburgen zu entsenden. Am späten Vormittag würden 15 Lastwagen aus drei Städten nach Lugansk und Donezk starten, erklärte die Präsidentschaft.
Das Rote Kreuz werde den Konvoi in der Stadt Starobilsk übernehmen und die 240 Tonnen Hilfsladung unter der Zivilbevölkerung vor Ort verteilen.
Am Donnerstag hat das ukrainische Parlament ein Sanktionspaket gegen Russland in zweiter und letzter Lesung verabschiedet. Unklar war, ob davon auch die Durchleitung russischen Erdgases nach Westeuropa betroffen war.
Die Oberste Rada nahm eine von Regierungschef Arseni Jazenjuk vorgelegte Liste von 65 Firmen und 172 Einzelpersonen aus Russland und anderen Staaten am Donnerstag an. «Die Ukraine versteht es, sich zu verteidigen», sagte Jazenjuk nach der Abstimmung in Kiew.
Ob Strafmassnahmen wegen des Konflikts in der Ostukraine und der Einverleibung der Krim durch Russland auch die russischen Energieunternehmen Gazprom und Transneft betreffen, war nicht bekannt. Dies könnte einen Stopp russischer Öl- und Gaslieferungen nach Westeuropa durch die Ukraine zur Folge haben. Die EU hatte das wichtige Transitland vor einem solchen Schritt gewarnt. (rar/sda/afp)