Francis Dayle Hearn beginnt 1960 für die Lakers zu arbeiten, mit dem Umzug des Franchise von Minneapolis nach Los Angeles. Der damals 43-Jährige wird zur Stimme des Klubs für die Radio- und TV-Übertragungen. Sein Livekommentar ist derart gut und prägnant, dass er mitunter für den Aufschwung des Teams in der neuen Stadt verantwortlich gemacht wird.
Hearn gehört zum Team wie die Spieler – im Rückblick vielleicht sogar noch ein wenig mehr als die Spieler. «Chick», wie er von allen genannt wird, tingelt mit Grössen wie Jerry West, Wilt Chamberlain, Kareem Abdul-Jabbar, Earvin «Magic» Johnson, Shaquille O'Neal und Kobe Bryant von Stadt zu Stadt, von Stadion zu Stadion. Er ist längst Lakers-Ikone, bevor letztere beide überhaupt geboren sind.
Hearns Kommentarstil ist unnachahmlich. Trotz unglaublicher Kadenz bleibt er stets äusserst präzis in seinen Aussagen. Er verwendet dazu sogenannte «Chickismen», also von ihm erfundene Sprachkreationen, die es teilweise ins allgemeine Basketball-Vokabular schaffen. Als Beispiel das emphatische «Slaaaaam Dunk!», das heute in allen Ecken der Welt bekannt ist.
Hearn hat sich aber auch einen Verein ausgesucht, für den sich das Kommentieren lohnt. Er erlebt neun der 16 Titel des zweiterfolgreichsten NBA-Teams (die Boston Celtics wurden 17 Mal Meister) mit. Nach dem Erfolg 1972 insbesondere die goldenen Achtzigerjahre mit den Triumphen '80, '82, '85, '87 und '88, dann aber auch das erste «Three-peat» unter Trainer Phil Jackson gleich nach der Jahrtausendwende.
Auch wenn er noch anderes kommentierte, wie Boxkämpfe oder das legendäre Basketballturnier an den Olympischen Sommerspielen 1992 mit dem amerikanischen Dream Team, war Hearn sprichwörtlich immer dabei, wenn die Lakers spielten. Am 21. November 1965 startete Chick Hearn eine schier unglaubliche Serie: Er verpasste in der Folge 36 Jahre lang kein einziges Pflichtspiel mehr. Kein einziges.
Erst nach 3338 Spielen nacheinander ist Schluss. Am 20. Dezember 2001 bleibt der Platz von Hearn beim Duell der Lakers gegen die Houston Rockets leer. Das hatte einen triftigen Grund: Er musste sich einem operativen Eingriff am Herz unterziehen.
Dieser verlief erfolgreich, doch es folgte eine Pechsträhne. Hearns Comeback verzögerte sich, weil er sich bei einem Sturz einen Hüftbruch zuzog. Und später im Jahr 2002 kam es gar noch schlimmer: Bei einem erneuten Sturz zog er sich schwere Kopfverletzungen zu, denen er am 5. August 85-jährig erlag.
Davor erlebte Chick Hearn aber noch zwei unvergessliche Momente. Zum einen seine Rückkehr ins Staples Center, bei der er mit einer gebührenden und herzlichen Standing Ovation begrüsst wird. «Derart glücklich war ich nicht mehr, seit ich meine Madge geheiratet habe», sprach er kurz darauf gerührt ins Mikrofon.
Ein bewegender Moment war auch, was sich als sein letztes Spiel herausstellen sollte: der 113:107-Sieg der Lakers gegen die New Jersey Nets im vierten Spiel des NBA-Finals 2002, der den dritten und letzten Titelgewinn in der Ära Bryant/O'Neal bedeutete. Ein würdiger Abschluss der Ära Hearn.