Die Geschichte des US-Pendlers James Robertson löste bei vielen Menschen Mitgefühl und Bewunderung aus. Insgesamt 34 Kilometer lief der 56-Jährige jeden Tag zu seiner Arbeitsstelle in Detroit. Einen Weg, den der Fabrikarbeiter seit mehr als zehn Jahren ohne Klagen zurücklegte, seit sein Auto den Geist aufgab.
Kein Auto, ein Gehalt von umgerechnet 9.30 Euro die Stunde, eine Wohnung in einem schlechten Viertel – in den USA gibt es wohl sehr viele Menschen, die das Schicksal von Robertson teilen. Vielleicht bewegt seine Geschichte die Menschen daher so sehr.
Rund 350'000 Dollar wurden bislang für Robertson gesammelt, nachdem ein 19-Jähriger einen Spendenaufruf im Internet gestartet hatte. Der 56-Jährige wurde in TV-Sendungen eingeladen, wurde von Medien belagert, von Lokalpolitikern begrüsst und zur Arbeit gefahren. Auch ein Autohändler vor Ort sprang auf die Geschichte an und schenkte Robertson einen neuen Wagen. Kaum etwas verkauft sich schliesslich besser als eine Geschichte über Solidarität, Hilfsbereitschaft und einen bescheidenen Helden.
«Die Leute haben ihn nach Geld gefragt»
Robertson hatte zu Anfang erklärt, er fühle sich geschmeichelt von der Anteilnahme so vieler fremder Menschen. Doch ein neues Auto wolle er sich nicht kaufen. «Ich würde das Geld lieber für ein 24-Stunden-Bussystem ausgeben.»
Nun hat die Aufmerksamkeit Ausmasse angenommen, die Robertson nicht mehr alleine bewältigen kann. Wie die Detroit Free Press berichtet, musste Robertson umziehen – unter Polizeischutz.
Der 56-Jährige habe sich in seiner alten Wohnung nicht mehr sicher gefühlt, sagte ein Polizeisprecher dem Blatt: «Die Leute haben ihn nach Geld gefragt.» Das neue funkelnde Auto habe für ungewollte Aufmerksamkeit im Viertel gesorgt.
Das Geld aus dem Spendenaufruf wird Robertson erst noch bekommen. Dem Initiator der Aktion zufolge wird man sich in den kommenden Wochen mit Finanzberatern zusammensetzen und überlegen, wie man das Geld am besten in Robertsons Sinn anlegen kann.
Ganz unrecht scheint Robertson der Umzug aus seinem Apartment, in dem er seit 15 Jahren wohnt, allerdings nicht zu sein. Es seien mehrere Faktoren hinzugekommen, sagte er der Zeitung. Er sei ganz froh, dass er seine Vermieterin los ist. Er habe sie immer als seine Freundin bezeichnet. «Weil sie alles und jeden kontrollieren wollte.» (gam)