Deutschland sei nicht mehr sicher – AfD-nahe Influencerin will Asyl in USA beantragen
Wie sehr die Kombattanten im grossen Kulturkampf, der den Westen seit Jahren prägt, aneinander vorbeireden, zeigt der kuriose Fall der deutschen Influencerin Naomi Seibt: Während in ihrem Heimatland viele meinen, in Donald Trumps Amerika sei die Demokratie in Gefahr, sucht die 25-Jährige ebendort Asyl. In Deutschland, so begründet Seibt ihren Schritt, werde sie nicht nur von der Antifa bedroht, sondern auch vom Staat.
Seit dem Herbst letzten Jahres hält sich Seibt in den USA auf; eingereist sei sie, um den bevorstehenden Wahlsieg Trumps vor Ort miterleben zu können. Nachdem deutsche Medien darüber berichtet hätten, dass der islamfeindliche Attentäter von Magdeburg einen Beitrag von ihr in den sozialen Medien geteilt habe, sei sie von Linksextremen bedroht worden.
Trumps Umfeld sucht ihren Rat
Daraufhin habe sie beschlossen, in den USA zu bleiben, denn nach früheren Drohungen gegen sie habe die deutsche Polizei nichts unternommen. Zudem, so Seibt, habe ihr der deutsche Inlandsgeheimdienst auf Nachfrage bestätigt, dass er sie seit 2019 überwache. Der deutsche Staat versuche, sie mundtot zu machen.
Seibt wurde als Schülerin bekannt, nachdem sie auf ihrem Youtube-Kanal Zweifel am Klimawandel äusserte und als Abtreibungsgegnerin sowie Antifeministin auftrat; zudem vertrat sie die bekannte Verschwörungstheorie, wonach die politischen Eliten in Europa die angestammte Bevölkerung durch Zuwanderer ersetzen wollten.
Sich selbst sieht sie als eine Art Brücke zwischen der AfD und dem amerikanischen Trump-Lager. Vor ihrem Asylgesuch will sie sich mit Tesla-Chef Elon Musk, einem Vertrauten Trumps, abgestimmt haben:
So schrill und unhaltbar manche Aussagen Seibts auch sind, könnten sie sich für die deutsche Regierung doch als Problem erweisen, prägt die rechtsradikale Influencerin doch das Deutschlandbild des Trump-Lagers. Republikanische Abgeordnete treffen sich mit ihr, und auch in einschlägigen amerikanischen Talkshows trat sie bereits auf, etwa bei dem bekannten Verschwörungstheoretiker Alex Jones.
Trump als Lebensversicherung der AfD?
Alex Brusewitz, ein Berater Trumps, liess sich von Seibt über den Stand der Meinungsfreiheit in Deutschland informieren. Dass sie bei solchen Anlässen bestätigen dürfte, was man im Umfeld des amerikanischen Präsidenten ohnehin über die Bundesrepublik zu wissen glaubt, dürfte zu ihrer Beliebtheit in gewissen Washingtoner Zirkeln beitragen.
Der AfD, der sie selbst nicht angehört, verschafft Seibt in Washington Gehör: Müssten sich Kanzler Merz oder Aussenminister Wadephul künftig in Amerika für Defizite bei der Meinungsfreiheit rechtfertigen, könne dies in Berlin zu einem Umdenken führen, meint etwa Maximilian Krah, Abgeordneter der AfD im EU-Parlament.
Das Wohlwollen des Trump-Lagers ist für die AfD auch deshalb wichtig, weil ihr in Deutschland noch immer ein Verbotsverfahren droht. Vor diesem Hintergrund scheinen einige in der Partei den US-Präsidenten als eine Art Lebensversicherung zu begreifen. Einen Konflikt mit Washington, so ihr Kalkül, werde Berlin wegen der AfD nicht riskieren. (aargauerzeitung.ch)
