Sie war eine der Schauspielerinnen, die den Skandal um Harvey Weinstein ins Rollen brachten – jetzt hat Ashley Judd in einem Interview in der ABC-Sendung «Good Morning America» über ihre Erfahrungen mit dem Hollywood-Produzenten gesprochen und darüber, was sie heute zu ihm sagen würde.
Ihre Botschaft an Weinstein ist überraschend versöhnlich. Sie würde sagen: «Ich liebe dich. Ich verstehe, dass du krank bist und leidest, und es gibt Hilfe, auch für einen Mann wie dich.» Als sich die Journalistin Diane Sawer ob ihrem versöhnlichen Ton geschockt zeigte, erklärte sie: «Das ist einfach meine Art. Es ist einfacher so durch die Welt zu gehen als die Alternative». Das bedeutet jedoch nicht, dass seine Taten keine Folgen haben sollten. Wenn er tatsächlich ein Vergewaltiger sei, dann müsse er unbedingt ins Gefängnis kommen, sagte Judd.
Ashley Judd on what she'd say to Harvey Weinstein: “I love you and I understand that you are sick...there's help for a guy like you too." pic.twitter.com/JyM0stTXM4
— ABC News (@ABC) October 26, 2017
Sie berichtete auch über eine Art Deal, den sie vor rund 20 Jahren mit Weinstein ausgehandelt habe, um ihm zu entkommen. Damals habe sie sich als junge Schauspielerin mit Weinstein getroffen – im Glauben, dass es sich um einen Geschäftstermin handle. «Ich war nicht gewarnt worden», sagte sie. Der Produzent habe sie in sein Hotelzimmer gelockt, sie gedrängt sich von ihm massieren zu lassen und dann eine Massage für sich eingefordert. Ausserdem habe er gefordert, sie solle ihm beim Duschen zusehen. Ihre «Salve von Neins» habe er einfach ignoriert.
Sie habe ihm schliesslich gesagt, sie werde sich ihm fügen, wenn sie einen Oscar für eine Rolle in einem seiner Filme gewinne. «Bei einer Nominierung», habe Weinstein entgegnet. «Nein, wenn ich den Oscar gewinne», habe sie gesagt und sei dann geflohen. Einerseits schäme sie sich dafür, andererseits sage sie sich, es sei «absolut brillant» gewesen, schliesslich sei sie so der Situation entkommen. Sie räumt aber auch ein: «Ich wusste, es ist widerlich».
Sie sei nicht an die Öffentlichkeit gegangen, weil sie befürchtete, dass ihr niemand glauben würde. Doch nun, mehr als 20 Jahre später, sei die Zeit mehr als reif dafür gewesen. Die 49-Jährige sagte, sie bedauere, das nicht früher getan zu haben.
Die Tatsache, dass mittlerweile mehr als 60 Frauen Vorwürfe gegen Weinstein vorgebracht hätten, haben die letzten zweieinhalb Wochen für sie «ungemein bewegend gemacht».
(clp)