«Vögel sind nicht real», lautet eine satirische Verschwörungstheorie, die besagt, dass sämtliche Vögel eigentlich ausschliesslich Regierungsdrohnen seien, die uns ausspionieren. China hat diese Verschwörungstheorie jetzt wahr gemacht. Im Staatsfernsehen zeigte ein Beitrag unlängst eine Marine-Spezialeinheit, die eine neuartige Drohne einsetzt. Und diese Drohne ist … genau, ein Vogel. Oder sieht zumindest so aus:
Im Video ist zu sehen, wie Soldaten des «Jiaolong»-Kommandos die Drohne einsetzen. «Jiaolong» heisst auf Deutsch so viel wie «Seedrache». Die Elite-Einheit entspricht etwa den US-Navy-Seals.
Bei der Drohne handelt es sich um einen sogenannten Ornithopter, also ein Fluggerät, das durch Flügelschlagen fliegt (und dadurch oftmals einem Vogel oder Insekt nachempfunden ist). Sie heisst «Xiaosun», also «kleiner Falke», und wurde schon seit einiger Zeit von einem Forschungsteam für Flugzeugbionik der Northwestern Polytechnical University in Xi‘an entwickelt.
Üblicherweise verfügen Ornithopter im Vergleich zu gewöhnlichen Drohnen eine geringere Nutzlast und Reichweite, können aber aufgrund ihrer extrem geringen Grösse leicht versteckt werden und sind auch im Einsatz unauffällig. Das macht sie zu einem perfekten Instrument für Spezialeinheiten zur verdeckten Aufklärung, schreibt «Newsweek». Der staatlichen chinesischen Zeitung Global Times zufolge eignet sich dieser Drohnentyp für Aufklärungs- und Überwachungsmissionen und sogar für Präzisionsschläge bei Sondereinsätzen.
Die Entwicklung vogelähnlicher Drohnen lässt sich bis in den Kalten Krieg zurückverfolgen, als die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion versuchten, sich gegenseitig aus der Luft auszuspionieren. Die Central Intelligence Agency (CIA) hatte in den 1960er-Jahren die «Aquiline» erfunden.
Laut der CIA war die Aquiline sogar das erste Fluggerät, das unbemannt war, also dem Konzept einer Drohne entsprach. Die Aquiline soll über Fähigkeiten wie Fotografie verfügt haben und sollte Agenteneinsätze vor Ort unterstützen. Die vogelähnliche Drohne wurde jedoch nie in Betrieb genommen.
Ron und Thomas Matthews haben in ihrem Forschungsartikel «Militärische Mimikry: Die Kunst der Verschleierung, Täuschung und Nachahmung» festgehalten, dass Greifvögel beliebte «Trojanische Pferde» für Spionage-Sensorik zu sein scheinen. So seien aktuell weltweit ähnliche Projekte in Entwicklung. Den beiden Forschern zufolge hätten die USA mittlerweile sogar einen Quadrocopter entwickelt, der in einer Vogeldrohne verborgen sei. Diese soll sogar mittels Krallen auf Bäumen landen können. Und der Griffin-Schlagflügelroboter der EU könne wohl Ähnliches bieten.
Die ETH in Lausanne hat Anfang vergangenen Jahres mitgeteilt, sie hätte eine Methode entwickelt, die es einem Schlagflügelroboter ermögliche, mithilfe eines klauenartigen Mechanismus autonom auf einer horizontalen Stange zu landen. Bislang seien Ornithopter nämlich ausserstande gewesen, ihren Flug selbst zu stoppen. Und die chinesische Spionagedrohne «Dove», die aktuell noch in der Entwicklung steckt, soll die Bewegungen einer Taube so authentisch nachmachen können, dass sich andere Tauben offenbar in Schwärmen um sie scharen, berichten Ron und Thomas Matthews. (lzo)