Wir hatten alle ein falsches Bild. Nordkorea muss das Land mit den glücklichsten Menschen sein. Behütet und zum Glück geführt durch ihren «freundlichen Vater» Kim Jong-un. Das Volk ist derart glücklich, dass es ihm jetzt auch einen Song gewidmet hat. Wie man singen kann, während man dermassen (gezwungen) lächelt? Wissen wir auch nicht.
So, immer noch hier? Nicht ausgewandert? Dann musst du immun gegen Propaganda sein. Gratuliere. Hier noch ein bisschen (ernst gemeinter) Kontext zu dem Ganzen.
Das Propagandalied wurde laut der Nachrichtenagentur Reuters bereits live von einem Orchester aufgeführt. Anlass war die Fertigstellung von 10'000 neuen Wohnungen, die das Regime gebaut haben soll.
Wen die verschiedenen Armeeangehörigen, das Medizinpersonal, die Arbeiter, Schulkinder und Seniorinnen bejubeln, wird im Refrain des Liedes klar: «Lasst uns Kim Jong-un lieben, ein freundlicher Vater.» Eine andere Zeile lässt sich wie folgt übersetzen: «Die Menschen glauben und folgen geeint.» Und dazu soll das Propagandalied laut Einschätzungen der Nachrichtenagentur Reuters auch dienen: Es soll ein weiterer Versuch sein, die gesamte Propaganda des Landes enger auf den Führer Kim Jong-un zuzuschneiden und dadurch seine Position im Regime zu festigen.
Zum selben Zweck hatte die Staatsführung zuletzt bereits einen Feiertag umbenannt, und zwar den Geburtstag von Kims Grossvater, dem Staatsgründer Kim Il Sung. Dieser Tag wurde bislang als «Tag der Sonne» bezeichnet, mittlerweile bezeichnen ihn die staatlich kontrollierten Medien nur noch als «April-Feiertag».
Die Realität im international weitgehend isolierten Land gibt Berichten zufolge dagegen eher wenig Anlass zur Freude. So kämpft Nordkorea seit Jahren mit Nahrungsmittelknappheit und grosse Teile der Bevölkerung mit Mangelernährung. Wegen des Atom- und Raketenprogramms, einem Prestigeprojekt des vermeintlich höchst beliebten Machthabers Kim, ist das Land mit internationalen Sanktionen belegt.
Im Sommer 2021 hatte das Regime eingeräumt, dass es eine Lebensmittelkrise gibt. Kim Jong-un sprach damals von einer «angespannten» Ernährungslage. (lzo)
Da ist sicher Platz genug für einen Text mit Sünneli und Willy, Zottel, Ueli und Stöffel.