Über 1'300 Franken kostet eine Nacht in dieser Lodge in der südafrikanischen Provinz Limpopo. Die Suiten im Luxusresort weisen eine Besonderheit auf: Hinter den bodentiefen Fenstern kauern Raubkatzen. Die Suiten sind denn auch nach den Bewohnern der Gehege benannt. Man nächtigt im «Palace Of The White Lion» oder in der «Predator Suite».
Die Betreiber der Lodge geben an, dass alle ihre Raubkatzen – darunter auch Sibirische Tiger, deren natürlicher Lebensraum nicht auf dem afrikanischen Kontinent liegt – gerettet wurden und in Gefangenschaft aufgewachsen sind.
Das gilt für den Grossteil der Löwen in Südafrika: Weniger als vier von zehn Löwen werden in Freiheit geboren. Denn die Zucht der Löwen ist ein ebenso lukratives wie brutales Geschäft. 7'000–21'000 USD bezahlen Jäger, die einen in Gefangenschaft geborenen Löwen abschiessen wollen – je nach Grösse und Statur des Tieres.
Zwischen 2014 und 2018 wurden jährlich durchschnittlich 836 Löwen-Trophäen aus Südafrika in die ganze Welt exportiert, mehr als die Hälfte davon in die USA. Eine Studie von 2019 kam zum Schluss, dass der Tourismuszweig in Südafrika, der es Menschen ermöglicht, mit den Raubkatzen zu interagieren (vom Kuscheln mit den Jungtieren bis zur Jagd erwachsener Löwen), rund 180 Millionen USD jährlich einbringt.
Unter dem Begriff «Conservatorship», also Artenschutz oder Arterhalt, werden in Südafrika unter oft nicht artgerechten Bedingungen Löwen gezüchtet. Dass die Tiere nicht ausgewildert, sondern rein zu kommerziellen Zwecken herangezogen werden, schreiben sich die mindestens 300 Zuchtstationen nicht auf die Fahne.
Die Organisation SAPA, die die Interessen der Löwenzüchter vertritt, behauptet, dass die Zucht den freilebenden Löwen helfen würde: Jäger würden sich zunehmend für in Gefangenschaft gezüchtete «Trophäen» entscheiden, was für den Erhalt der wilden Löwen von Vorteil sei. Ausserdem würden Löwenranches «erhebliche Investitionen» in Forschung und Freilassungsstudien tätigen. Zahlen liefern sie dazu keine.
Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten schätzt, dass es in Südafrika rund 3490 freilebende Löwen gibt, hinzu kommen über 10'000 in Gefangenschaft. Für den Löwentourismus braucht es dauernd Jungtiere, die Touristen streicheln oder mit denen sie spazieren können, wie die Organisation schreibt. Ausserdem sind Tiere gefragt, die Trophäenjäger abschiessen können. Überdies ist Südafrika einer der weltweit grössten Exporteure von Löwenknochen. Dabei wird auch noch betrogen, wie dieses Beispiel zeigt:
Südafrika verfügt dafür über eine Sondererlaubnis im Tierhandelsabkommen CITES, das auch in der Schweiz gilt. Dennoch hat Südafrika die Quote für Skelette zum Export nach Asien im Jahr 2019 auf null gesetzt. Dies, nachdem Tierschutzorganisationen die schlechten Haltungsbedingungen von Löwen angeprangert hatten, die speziell für ihre Knochen gezüchtet wurden. Wie das Organized Crime and Corruption Reporting Project schreibt, wird das Exportverbot aber nicht durchgesetzt:
Für das Skelett eines Löwen können die Exporteure gemäss der Organisation Blood Lions mit bis zu CHF 2'000 rechnen. Im Dezember vergangenen Jahres reichte die Interessenorganisation der Löwenzüchter einen Antrag beim obersten Gericht in Pretoria ein. Sie verlangten, dass für das aktuelle Jahr eine offizielle Exportquote festgelegt wird. Sie möchten die rund 1'500 Skelette verkaufen, die sie noch an Lager haben. In Asien, insbesondere Laos und Vietnam, werden die Knochen als Pulver oder zu vermeintlichem Tiger-Wein verarbeitet für medizinische Zwecke eingesetzt.
Ebenso ist die eingezäunte Jagd auf Löwen legal. Ein Angebot, bei dem Jägern teilweise sogar eine «Abschussgarantie» versprochen wird.
Auch Jägern aus der Schweiz wäre es mit entsprechender Einfuhrbewilligung erlaubt, sich einen erschossenen, zuvor in Gefangenschaft aufgewachsenen Löwen ins Wohnzimmer zu stellen. Der Bundesrat lehnte 2015 eine Motion ab, welche die Einfuhr von Jagdtrophäen aus dem Ausland verbieten wollte.
Der preisgekrönte Dokumentarfilm «Blood Lions» aus dem Jahr 2015 lenkte internationale Aufmerksamkeit auf die Situation der Löwen in Südafrika.
Damals gab es schon politische Bestrebungen, um die Löwenzucht in Südafrika zu unterbinden. Laut Tierschutzorganisationen ist aber bisher nicht genug passiert, um die ausbeuterische Zucht der Tiere zu stoppen und die Lebensbedingungen der Löwen in Gefangenschaft signifikant zu verbessern. Im Juli dieses Jahres gab der südafrikanische Minister für Forstwirtschaft bekannt, dass bald eine Verordnung verabschiedet würde, die ein Verbot von neuen Löwenzuchten beinhaltet.
Die Autoren der Studie von 2019 warnen, dass der finanzielle Schaden, der Südafrika durch diesen Zweig des Löwen-Business droht, viel höher sein könnte als der wirtschaftliche Verlust, wenn die kommerzielle Löwenzucht verboten würde. Sie schätzen, dass dem Land Tourismuseinnahmen von fast 2,8 Milliarden entgehen könnten.
Jagen für das Fleisch, verstehe ich ja noch in etwa, aber Trophäenjagt is as Allerletzte!
Gäbe es nur einen glaubhaften Hoax, der besagt, dass jene Teile unwiderruflich verwelken, wenn man Tigermedizin zu sich nimmt, zu derer „Unterstützung“ diese eingenommen werden…