Das Przewalski-Pferd gilt als das letzte verbleibende Wildpferd der Welt. Und bis vor Kurzem stand es in seiner Heimat, der Zentralasiatischen Steppe, kurz vor dem Aussterben. Mehrere Wiederansiedlungsprojekte versuchen jetzt, wieder für stabile Populationen des Pferds zu sorgen. Vor wenigen Tagen wurden nun in Kasachstan die ersten Exemplare ausgesetzt. Die sieben Tiere stammen aus Zoos in Berlin und Prag:
Die Przewalski-Pferde wurden 1878 zum ersten Mal vom russischen Expeditionsreisenden Nikolai Michailowitsch Przewalski beschrieben und dokumentiert, nachdem er Schädel und Haut der damals noch unbekannten Pferdeart auf einer Zentralasien-Reise fand. Ihm verdanken sie ihren Namen. Schätzungen zufolge wurden die Pferde in Zentralasien aber bereits vor rund 5500 Jahren vom Menschen gejagt und domestiziert. Das ist gut 2000 Jahre früher als die ersten Aufzeichnungen über domestizierte Pferde in Europa.
Das Przewalski-Pferd ist mit einer Schulterhöhe von durchschnittlich 130 Zentimetern ziemlich klein – und stark gefährdet. Filip Mašek, Pressesprecher des Prager Zoos, sagte zum «Guardian»: «Dies sind die einzigen verbliebenen Wildpferde der Welt. Mustangs sind domestizierte Pferde, die verwildert sind».
Seit Ende der 1960er-Jahre und bis Mitte der 1990er-Jahre galt die Art als «in der Wildnis ausgestorben». Menschen hatten die Pferde wegen ihres Fleisches gejagt, Strassenbau, Landwirtschaft und Tierzucht hat ihren Lebensraum geraubt. In Kasachstan lebten bereits seit 200 Jahren keine Przewalski-Pferde mehr. In der Mongolei führten erste erfolgreiche Auswilderungen und Wiederansiedlungen dazu, dass das Pferd nun wieder den Status «stark gefährdet» hat. Mittlerweile leben in der Mongolei wieder rund 1500 Tiere in einer stabilen Population.
Die in Kasachstan wieder angesiedelten Pferde stammen von zwei Populationen ab, die in den Zoos von München und Prag überlebt haben. Die sieben Pferde – vier Stuten aus Berlin sowie ein Hengst und zwei weitere Stuten aus Prag – wurden mit einer Transportmaschine der tschechischen Luftwaffe in das zentralasiatische Land geflogen.
Die Rückführung der Pferde aus den Zoos würde dazu beitragen, die Artenvielfalt in der Region zu erhöhen, so Mašek. «Die Pferde verbreiten mit ihrem Mist Samen, und wenn sie Pflanzen ausgraben, helfen sie dem Wasser, in den Boden zu gelangen.» Laut Mašek ist geplant, in den nächsten fünf Jahren insgesamt 40 Pferde nach Zentralkasachstan zu transportieren. An dieser ersten Phase der Wiederansiedlung von Pferden waren das Forst- und Wildtierkomitee der kasachischen Regierung, der Prager Zoo, der Tierpark Berlin, die Zoologische Gesellschaft Frankfurt und der Verein zur Erhaltung der Biodiversität Kasachstans beteiligt.