Brasilien liegt auf der Südhalbkugel und dementsprechend ist dort gerade Winter. Trotzdem laden Luft- und Wassertemperaturen um die 20° Celsius an den Stränden von Rio de Janeiro zum Baden ein. Ein Pinguin ist vermutlich etwas vom Letzten, das man dort erwartet. Und doch wurde erst kürzlich einer in Ipanema, an einem der ikonischsten Strände Brasiliens, gesichtet. Videos davon gehen gerade viral:
Bei dem ungewöhnlichen Strandbesucher handelte es sich um einen Magellanpinguin. Ihr Verbreitungsgebiet beschränkt sich eigentlich auf die südlichsten Küsten von Südamerika nahe der Antarktis, also Patagonien, die Falklandinseln und Uruguay. In der Fortpflanzungszeit leben sie dort terrestrisch – also an Land und in Küstennähe. Im Winter begeben sie sich jedoch auf Nahrungssuche – und dabei (auch oft weit) in den Norden. Dann wechseln sie zu einem pelagischen Lebensstil, leben also auf dem offenen Meer fernab der Küsten.
Auf einer solchen Nahrungssuche könnte sich auch der Pinguin von Rio de Janeiro aktuell befinden, meint die Naturschutzbiologin P. Dee Boersma, die von der Zeitung «Washington Post» zum Vorfall befragt wurde.
Ihre Jagd treibe manche Pinguine bis zu 4000 Meilen (also rund 6500 Kilometer) nördlich – bis hin zum südlichen Wendekreis, so Boersma. Der Pinguin von Rio de Janeiro, es handle sich dabei der Körpergrösse nach um ein Jungtier aus der letzten Brutsaison im November, sei vermutlich einer von ihnen. Er sei dann wohl an den Strand geschwommen, weil Pinguine von Natur aus neugierig seien.
Auch wenn es eher selten ist, gibt es Pinguinsichtungen an den Stränden von Ipanema und Copacabana alle paar Jahre.
Die Vögel sind für solche weiten Reisen auf dem offenen Meer gut ausgestattet: Sie haben schwarze Körper und weisse Bäuche. So sind sie vor Raubtieren gut getarnt. Von oben gesehen verschmilzt der dunkle Rücken eines Pinguins mit dem dunklen Ozean. Von unten gesehen verschmilzt sein weisser Bauch mit dem hellen Himmel. (lzo)