Verkehrschaos in Brüssel: Warum tonnenweise Kartoffeln auf der Strasse liegen
Belgien ist bekannt für seine Pommes. In der Hauptstadt Brüssel finden sich Frittenbuden an jeder Ecke. Und momentan liegen die Kartoffeln sogar wortwörtlich auf der Strasse. Dies führte zu einem regelrechten Verkehrschaos, wie Videos zeigen:
Die Ursache für den ungewöhnlichen Anblick waren die heftigen Bauernproteste, die im Brüsseler Europaviertel im Stadtzentrum in den letzten Tagen stattgefunden haben. Diese richteten sich gegen ein von der EU geplantes Freihandelsabkommen mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten. Der Name ist die abgekürzte Bezeichnung für den «Mercado Común del Sur», der gemeinsame Markt des Südens. Mitglieder sind unter anderem Brasilien, Argentinien, Venezuela, Bolivien, Paraguay und Uruguay.
Insgesamt hätte die neue Freihandelszone rund 700 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner – das wäre laut EU die grösste dieser Art.
Europäische Landwirtschaft befürchtet unfaire Konkurrenz
Unterschiedlichen Angaben zufolge demonstrierten zwischen 7000 und 10'000 Landwirtinnen und Landwirte gegen das Abkommen. Sie befürchten unverhältnismässige Konkurrenz durch die billigen Importe, die es zur Folge haben könnte.
Laut Sicherheitskräften hätten einige Demonstrantinnen und Demonstranten versucht, eingerichtete Sperren zu überwinden. Weiter sollen Brände gelegt, Pyrotechnik gezündet und Tränengas eingesetzt worden sein. Die Angriffe richteten sich auch gegen das Europaparlament. Die Mitarbeiter aus Sicherheitsgründen in andere Gebäude verlagert. Eine Person sei bei den Protesten verletzt worden.
Es könnte knapp werden fürs Abkommen
Die Unterzeichnung des Abkommens ist für Samstag geplant und soll in Brasilien stattfinden. Es ist innerhalb der EU aber umstritten. Deutschland, Spanien und die nordischen Länder befürworten es, während Frankreich, Polen und Österreich Vorbehalte äussern. Ob die benötigte Mehrheit von 15 EU-Staaten zustande kommt, war bis zuletzt noch unklar. Eine Entscheidung wurde beim EU-Gipfel erwartet.
Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen traf sich in Brüssel auch mit Vertretern der Landwirte, um zu beschwichtigen. Ihre Botschaft an sie war, dass Europa immer hinter ihnen stehen werde: «In Zeiten der Unsicherheit brauchen unsere Landwirte Verlässlichkeit und Unterstützung.»
