Ein Ex-Angestellter der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers (PWC) soll hinter der Veröffentlichung von Dokumenten über Steuerabsprachen zwischen Luxemburg und internationalen Firmen stecken. Das teilte die Luxemburger Staatsanwaltschaft am Freitag mit.
Gegen den Ex-PWC-Mitarbeiter sei nach einem stundenlangen Verhör Anklage erhoben worden. PWC Luxemburg hatte im Juni 2012 eine Anzeige gegen Unbekannt erstattet, nachdem erste Enthüllungen im französischen TV-Sender France 2 gelaufen waren.
Die Tageszeitung «Luxemburger Wort» berichtete, bei dem Angeklagten handle es sich um einen Franzosen, dessen Identität nicht bekannt gegeben worden sei. Er sei zu dem Verhör in Luxemburg erschienen und sei nach der Klageerhebung wieder auf freien Fuss gesetzt worden. Die Anklage lautet auf Diebstahl, Verletzung des Berufsgeheimnisses und betrügerische Nutzung von Datenverarbeitungssystemen.
In einer ersten Welle von Enthüllungen waren Steuerabsprachen («tax rulings») mit Konzernen wie Apple, Ikea und Pepsi bekannt geworden, in dieser Woche folgte eine zweite Welle von Veröffentlichungen über Absprachen etwa mit Microsoft, Disney und Skype.
Nach den vorliegenden Berichten liessen sich die Firmen mit den Absprachen Steuerraten von teils weniger als einem Prozent auf die nach Luxemburg verlagerten Gewinne zusichern. Demnach gründete unter anderem der US-Unterhaltungskonzern Disney in Luxemburg eine konzerninterne Bank, die ihre Gewinne mit weit unter einem Prozent versteuerte.
Der Internettelefondienst Skype habe seit 2005 einen Steuerrabatt von bis zu 95 Prozent auf Lizenzeinnahmen bekommen, hiess es weiter. Betroffen ist den Angaben zufolge auch der Hygieneartikelhersteller Reckitt Benckiser («Calgon», «Clearasil»).
Die jüngsten Enthüllungen erfolgten kurz vor der Vereidigung der neuen EU-Kommission mit dem Vorsitzenden Jean-Claude Juncker, der lange Jahre an der Spitze der luxemburgischen Regierung stand. Juncker bekräftigte am Mittwoch, dem Tag der Vereidigung, er werde als Kommissionspräsident gegen Steuervermeidung vorgehen.
Bisher deutet nichts darauf hin, dass die Praxis der Preisabsprachen illegal war, das Ausmass der von Luxemburg gewährten Steuernachlässe löste aber bei EU-Partnern Empörung aus. Denn ihnen entgehen durch das Vorgehen Luxemburgs Einnahmen in Milliardenhöhe. (sda/afp)