Es ist DER Mega-Deal: Mark Zuckerberg kauft den SMS-Dienst WhatsApp für insgesamt 16 Milliarden Dollar. Beide Seiten hätten sich auf eine Übernahme verständigt, teilten sie am Mittwochabend mit. Der Kauf solle mit vier Milliarden Dollar in bar und Facebook-Aktien im Wert von zwölf Milliarden Dollar bezahlt werden. WhatsApp soll als eigener Dienst erhalten bleiben.
Die überraschende Meldung ist an der Wall Street zunächst auf wenig Gegenliebe gestossen. Die Facebook-Aktie sackte zunächst um 4,8 Prozent auf 64,80 Dollar ab. Bei Börsenschluss am Mittwochabend lag der Wert noch bei 68,08 Dollar, nachdem das Papier im Tagesverlauf zeitweilig auf dem Rekordhoch von 69,08 lag.
WhatsApp hat laut Eigenaussage 450 Millionen Nutzer. Täglich werden 50 Milliarden Nachrichten über die SMS-Alternative verschickt. Wenn WhatsApp ein Land wäre, würde die Schweiz 54-mal hineinpassen.
«WhatsApp ist auf dem Weg, eine Milliarde Leute miteinander zu verbinden», erklärte Facebook-Chef Mark Zuckerberg in einer Mitteilung. Deshalb sei der Dienst so wertvoll. Facebook selbst kommt auf mehr als 1,2 Milliarden Nutzer.
Der WhatsApp-Mitgründer Jan Koum wird fortan bei Facebook tätig sein. Nach Ende der Transaktion sollen WhatsApp-Angestellte Aktien von Facebook im Wert von weiteren rund 3 Mrd. Dollar erhalten. Damit könnte der Kaufpreis auf bis zu 19 Mrd. Dollar steigen.
Für Facebook handelt es sich um die grösste Übernahme. Zum Vergleich: Für Instagram hatte Facebook 1 Mrd. Dollar bezahlt.
Damit endet zugleich ein Experiment für einen Kommunikationsdienst, der nicht auf Nutzerdaten aus war und sich nicht durch Werbung finanzierte. Mitgründer Jan Koum, der jetzt in den Facebook-Verwaltungsrat einzieht, hatte stets betont, man wolle das nicht.
WhatsApp finanzierte sich anfangs über den Kaufpreis für die App und zuletzt über eine jährliche Abo-Gebühr von einem Dollar. Angesichts der Grösse sei auch so genug Geld für den Betrieb zusammengekommen, beteuerte Koum noch vor einigen Wochen bei der Internet-Konferenz DLD in München.
Pro Tag wurden weltweit rund 18 Milliarden Nachrichten verschickt. WhatsApp schlug diese Lawine mit einem schmalen Budget und nur 50 Mitarbeitern um. Gemessen daran sind die 16 Milliarden Dollar ein sehr stolzer Preis.
Für die Nutzer werde sich nach der Übernahme nichts ändern, schrieb die Firma in einem Blogeintrag. Der Dienst werde nach wie vor für eine kleine Gebühr nutzbar sein und keine Werbung werde die Kommunikation unterbrechen.
«Für Sie, unsere Nutzer wird sich folgendes ändern: Nichts», hiess es. Auch Zuckerberg versicherte, das WhatsApp-Team werde seine Unabhängigkeit behalten.
Facebook hat bereits einen eigenen Messaging-Dienst mit ähnlichen Funktionen. Allerdings kaufte Mark Zuckerberg auch schon für knapp eine Milliarde Dollar die Foto-Plattform Instagram, obwohl Facebook-Nutzer bereits Bilder austauschen konnten. Die "WhatsApp"-Übernahme ist die bislang grösste für Facebook.
Auch die derzeit populäre Foto-App Snapchat, bei der Bilder von alleine verschwinden, wollte Facebook dem Vernehmen nach vor kurzem kaufen, die Gründer lehnten jedoch ab.
Der Deal um WhatsApp kommt nur wenige Tage nachdem der japanische Online-Händler Rakuten für 900 Millionen Dollar die Kommunikations-App Viber kaufte. Viber hat 300 Millionen Nutzer.
(sda/meg/pbl)