Seit Monaten fiebert die Finanzwelt auf einen der grössten Börsengänge der bisherigen Finanzgeschichte hin – nun ist es endlich soweit: Der US-Fahrdienstvermittler Uber wird in dieser Woche an der New York Stock Exchange debütieren. Die Firma, die Mobilität und Transport revolutionieren will, strebt die höchstbewertete Börsenpremiere seit jener von Alibaba im Jahr 2014 an. Anders als Chinas Online-Riese schreibt Uber bisher jedoch hohe Verluste.
Nun, Uber-Chef Dara Khosrowshahi taugt hier nicht gerade als Mutmacher. «Wenn sie ein vorhersehbar profitables Unternehmen wollen, kauft eine Bank. Kommt nicht zu uns – ganz einfach», sagte er im Dezember bei einem Event der Stanford Business School. Ihn interessiere nur die langfristige Perspektive. Auch im Börsenprospekt warnt Uber, möglicherweise nie Gewinne zu machen.
Uber lockt Anleger mit starkem Wachstum. 2018 stiegen die Erlöse im Jahresvergleich um 42 Prozent auf 11.3 Milliarden Dollar. Dem stehen jedoch tiefrote Zahlen gegenüber. Ohne Sondererlöse durch den Verkauf von Geschäftsteilen verlor Uber im vergangenen Jahr fast 1.9 Milliarden Dollar. Dem «Wall Street Journal» zufolge geriet Uber im ersten Quartal noch tiefer in die Verlustzone. In den zwölf Monaten bis Ende März wurden demnach 3.7 Milliarden Dollar eingebüsst – ein Rekordminus für Unternehmen im Jahr vor ihrem Börsengang.
Das ist noch unklar. Fest steht: Das Börsen-Debüt wird enorme Dimensionen erreichen. Uber peilt eine Gesamtbewertung von bis zu 90 Milliarden Dollar an, frühere Schätzungen lagen sogar noch deutlich höher. Die Preisspanne für die Aktien wurde zunächst auf 44 bis 50 Dollar festgelegt, sie könnte sich aber je nach Nachfrage noch ändern. Uber will 180 Millionen Anteilsscheine platzieren, wodurch nach aktuellem Stand ein Erlös von 7.9 bis 9.0 Milliarden Dollar herauskäme.
Am Finanzmarkt wird damit gerechnet, dass Uber den endgültigen Ausgabepreis seiner Aktien am Donnerstag bekanntgibt. Am Freitag dürften die Papiere dann erstmals unter dem Tickerkürzel «UBER» öffentlich gehandelt werden.
In der Tat. Uber besorgte sich in den vergangenen zehn Jahren bereits fast 20 Milliarden Dollar bei Investoren, um ein aggressives globales Wachstum voranzutreiben. Zugleich geriet die Firma dadurch in viele Konflikte mit Behörden und der Taxi-Branche. Mitgründer und Chef Travis Kalanick musste nach einer Skandalserie gehen. Sein Nachfolger Khosrowshahi brachte Stabilität in die Firma und versucht, Uber nach Vorwürfen wegen Diskriminierung, Sexismus, Machokultur und zahlreicher Regelverstösse ein freundlicheres Image zu geben.
Bislang dominiert Uber den «Ride Sharing»-Markt für Fahrdienstvermittlungen über Smartphone-Apps. Doch Khosrowshahi will das Unternehmen zu einem Allround-Anbieter für alle möglichen Formen der Mobilität machen. Services für Essenslieferungen, Frachtvermittlung für Lkw-Fahrer sowie E-Bikes und -Tretroller betreibt Uber bereits. Der langfristige Geschäftsplan baut stark auf technologischen Fortschritt. Roboterautos – die den Fahrer als Kostenfaktor beseitigen – gelten als Schlüssel zur Profitabilität. (mlu/sda/awp/dpa)