Die drei Telekomanbieter Swisscom, Sunrise und Orange lancieren die Kreditkarte auf dem Smartphone. Mit der App «Tapit» ausgerüstet, sollen Kunden ihr Mobiltelefon in die Nähe eines Bezahl-Terminals halten, um beim Einkaufen Beträge abbuchen zu lassen.
Um Tapit zu nutzen, brauchen die Kunden ein mit NFC (Near Field Communication) ausgestattetes Gerät: Ein solches Smartphone unterhält eine schwache Funkverbindung, mit der Daten über eine kurze Distanz von wenigen Zentimetern übertragen werden können.
Tapit steht für englisch «tap it», was übersetzt etwa «halte es dran» bedeutet. Die Tapit-App auf dem Smartphone ist vergleichbar mit einem digitalen Portemonnaie, in dem verschiedene Kredit-, Prepaid-, Debit-, Treue- und Zugangskarten hinterlegt werden können.
Noch steht das bargeldlose mobile Bezahlen nur für wenige Kunden zur Verfügung. Voraussetzungen sind:
• ein von MasterCard und Visa zertifiziertes, NFC-kompatibles Smartphone mit Android-Betriebssystem (z.B. Samsung Galaxy S3 oder S4, S5. Unter diesem Link gibts die ganze Liste)
• ein Privatkunden-Abo eines Mobilfunkanbieters (vorläufig steht Tapit nur für Swisscom-Kunden zur Verfügung, Sunrise und Orange folgen «in den nächsten Monaten»)
• eine NFC-SIM-Karte (das ist eine neuartige SIM-Karte, die beim eigenen Provider bezogen werden muss).
Der Haken für viele Interessierte in der Schweiz: Ausgerechnet die iPhone-Nutzer können bei der neuen Bezahl-Technik nicht dabei sein. Bis heute hat kein iPhone-Modell einen NFC-Chip an Bord.
IT-Spezialisten spekulieren darüber, ob die nächste iPhone-Generation NFC-fähig sein wird. Tapit für das iPhone ist nach Angaben der Schweizer Telekomanbieter in Entwicklung.
Swisscom stellt Tapit den Kunden ab diesem Monat zur Verfügung, Sunrise und Orange folgen in den nächsten Monaten. Als Finanzdienstleister im Hintergrund fungiert die Tessiner Cornèr Bank.
Die Android-App lässt sich kostenlos auf das Smartphone herunterladen. Damit die Kunden das Smartphone als Kreditkarte nutzen können, müssen die Telekomanbieter ihre Kunden mit einer NCF-SIM-Karte ausrüsten, wie die Cornèr Bank am Dienstag mitteilte. Die sensiblen Daten werden verschlüsselt auf dem Chip gespeichert.
Tapit ist ursprünglich eine Swisscom-Entwicklung und existiert bereits für Nutzer einer Karte der Cornèr Bank. Swisscom, Sunrise und Orange wollen das bargeldlose Bezahlen über Mobiltelefone nun in der breiten Öffentlichkeit etablieren. Laut Swisscom-CEO Urs Schaeppi gibts es bereits eine Million NFC-fähige Smartphones in der Schweiz. Er rechne damit, den Massenmarkt in drei bis vier Jahren zu erobern.
Bereits verfügen auch einige Detailhändler über ähnliche Systeme für ihre Kunden. Auch Zugangsberechtigungen für Gebäude und Anlagen können über ein Smartphone laufen.
Die Identifikation des Kunden bei Tapit laufe über die SIM-Karte, während die drahtlose Verbindung zum Terminal praktisch abhörsicher sei. Sollte ein Hacker die Daten abfangen, könne er damit nichts anfangen.
Ausserdem gibt es eine zusätzliche Sicherung bei grösseren Beträgen: Wollen die Nutzer mit der Tapit-App Beträge über 40 Franken begleichen, müssen sie zusätzlich einen Sicherheitscode (den Passcode bzw. PIN der eigenen Kreditkarte) auf dem Smartphone eingeben.
Das mobile Bezahlen von Beträgen bis 40 Franken sei auch möglich wenn der Akku des Smartphones leer sei, hiess es.
Die Anbieter bezeichnen das System als «genau so sicher wie das Bezahlen mit herkömmlichen Bankkarten». Bei falschen Abbuchungen oder Missbrauch übernehme das zuständige Finanzinstitut die Verantwortung – also analog wie bei herkömmlichem Kreditkarten-Missbrauch. Nur wenn sich Konsumenten grob fahrlässig verhielten, müssten sie mit finanziellen Konsequenzen rechnen.
Das bargeldlose Bezahlen mit dem Smartphone ist laut Mitteilung überall dort möglich, wo Terminals mit der Kontaktlos-Funktion ausgestattet sind. In der Schweiz seien dies heute bereits über 50ʼ000 Verkaufsstellen, darunter Supermärkte wie Migros oder Coop. Die SBB sind nicht dabei. Zumindest vorläufig nicht, wie es am Dienstag hiess. (dsc/pru/sda)