Bei der französischen Eisenbahngesellschaft SNCF hat man sich ganz aktuell eine Panne geleistet, die das Land teuer zu stehen kommen wird. Aufgedeckt hat dies das Satire-Blatt Le Canard Enchaîné in seiner Ausgabe vom 21. Mai 2014. Demzufolge hat man 182 neue Wagenreihen bei Alstom und 159 Stück bei Bombardier in Auftrag gegeben, um den steigenden Bedarf abdecken zu können.
Um die Kapazität der einzelnen Züge zu erhöhen, bestellte man etwas breitere Exemplare als jene, die bisher zum Einsatz gekommen waren. Das Problem: Man hat sich offenbar verrechnet, denn diese neuen, breiteren Wagen – die bis Ende 2016 auf Frankreichs Schienen unterwegs sein sollen – passen nicht mehr in 1200 bestehende Perrons. Was in der Konsequenz bedeutet, dass diese nun alle umgebaut werden müssen.
Dass nicht alle Perrons in Frankreich betroffen sind, hängt damit zusammen, dass nur ein Teil von ihnen zu einem Zeitpunkt konstruiert wurde, als es noch keine Norm für Perrons gab. Intern scheint das Problem bekannt gewesen zu sein, denn die ersten 300 Perrons wurden bereits umgebaut. Laut dem «Canard Enchaîné» soll diese Massnahme allein 80 Millionen Euro gekostet haben.
Beim Bahnunternehmen SNCF und der für die Schienen verantwortlichen Gesellschaft «Réseau Ferré de France» (RFF) spricht man dagegen von anderen Zahlen: Die Bestellung breiterer Züge und der Umbau der Perrons würden einen Teil nötiger Modernisierungen darstellen, die ohnehin fällig gewesen wären.
Der Umbau aller betroffenen Perrons werde insgesamt gerade mal 50 Millionen Euro kosten, was nur einen kleinen Teil der 4 Milliarden Euro ausmache, die jedes Jahr in die Entwicklung des Schienennetzes investiert würden. Ausserdem sei nur jeder sechste Bahnhof Frankreichs davon betroffen. Eigentlich sei also alles ganz nach Plan gelaufen, man habe die Sache mit dem Breitenunterschied nur etwas zu spät festgestellt. Dafür nehme man die Schuld auf sich, so ein Sprecher der RFF.
Besonders verärgert über den Fall äussern sich die Regionen, die jeweils für den Ausbau des regionalen Verkehrs aufkommen müssen: «Wir weigern uns, auch nur einen Cent für diese Reparaturen zu bezahlen. Wir, die Regionen, werden uns nicht ausbeuten lassen», so Alain Rousset, der Vorsitzende der Vereinigung der französischen Regionen.
Via Le Parisien und Le Figaro