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Die Bitcoins sind ein Kind der Cypherpunks, der libertär-anarchistischen Techno-Szene, die Staat und Grossbanken hasst und von einer dezentralen, selbstbestimmten Gesellschaft träumt. Jetzt sind es ausgerechnet die Grossbanken, welche die Kryptowährungen entdecken.
Die UBS hat kürzlich verlauten lassen, dass sie zusammen mit der Deutschen Bank, Santander und BNY Mellon die USC (utility settlement coin) lancieren wollen, eine Art Bitcoin der Grossbanken.
Alles nur ein Marketing-Gag, der zeigen soll, dass auch die Grossbanken den Anschluss an die moderne Technologie nicht verpasst haben? Keineswegs. Die USC soll mithelfen, das aktuell grösste Problem der UBS & Co zu lösen – den Kosten- und Margendruck.
Blenden wir zurück: So lange ist es nicht her, dass Banker wie Josef Ackermann eine Eigenkapitalrendite (ROE) von 25 Prozent für völlig normal hielten. Bis zur Finanzkrise war dieses Ziel auch tatsächlich erreichbar. Goldman Sachs, der Musterschüler der Branche, erzielte zeitweise einen ROE von rund 40 Prozent.
Heute können selbst die Klassenbesten von solchen Zahlen nur noch träumen. Der ROE der UBS liegt im einstelligen Bereich, bei der CS ist man froh, wenn man überhaupt noch Geld verdient, und bei der Deutschen Bank ist die Situation so prekär, dass sie von Fachleuten als Systemrisiko eingestuft wird.
Die Banken stecken in einem perfekten Sturm: Wegen der Finanzkrise und den Bailouts haben sie das Vertrauen der Menschen verloren. Die Geldpolitik der Zentralbanken, das Quantitative Easing und jetzt die Negativzinsen unterspülen ihr Geschäftsmodell.
Jürg Zeltner, UBS-Konzernleitungsmitglied, erklärte denn auch jüngst an einem Bankenforum der «Finanz und Wirtschaft»: «Ertrags- und Kostendruck sind enorm. Wir müssen derzeit mit einem Margenverlust von rund 20 Prozent leben.»
Mit einer raschen Erholung und einer Rückkehr zu den goldigen Zeiten der Nullerjahre ist nicht zu rechnen. Der Wettbewerbsdruck für die Schweizer Banken hat ebenfalls markant zugenommen. Auch in Hongkong, Singapur und den USA will man sich ein Stück vom lukrativen Wealth-Management-Kuchen abschneiden. UBS-Chef Sergio Ermotti hat kürzlich von einer längeren Phase mit stagnierenden Erträgen gesprochen.
Bleiben die Erträge aus, müssen die Kosten gesenkt werden. Die Kosten im Handel sind sehr gross. Sie werden auf jährlich zwischen 65 und 80 Milliarden Dollar geschätzt. Dieser Kostenblock soll geschleift werden, und zwar mit den USC, den bankeigenen Bitcoins. Und das geht so:
Das Herz der Kryptowährungen ist die Blockchain-Technologie. Vereinfacht gesagt kann man sich darunter ein riesiges Grundbuch vorstellen, in dem alle Handelsbewegungen festgehalten und so verschlüsselt werden, dass sie nicht gefälscht werden können. Abgerechnet wird in den USC, die später wieder in die einzelnen Währungen umgetauscht werden. Anders als bei den Bitcoins kommen Normalsterbliche nicht in den Genuss dieser Währung. Die USC dienen einzig der Abrechnung unter den Banken.
Der grosse Vorteil der Blockchain-Technologie liegt darin, dass der bürokratische Kram wegfällt. Jede Transaktion wird beinahe in Echtzeit in das riesige Grundbuch eingetragen. Deshalb hofft man, dadurch schon im Jahr 2022 weltweit zwischen 15 und 20 Milliarden Handelskosten einzusparen.
Der Handel mit Bitcoins ist inzwischen fest in den Händen von wenigen Chinesen, der Traum der Cypherpunks ist geplatzt. Die Blockchain-Technologie hingegen ist quicklebendig und wird wahrscheinlich das Schicksal der Finanzindustrie massgebend beeinflussen. Die Bitcoins der UBS sind erst ein Anfang.