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China schlägt zurück – der Handelsstreit mit den USA eskaliert

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Peking übt Vergeltung für die US-Massnahmen gegen den chinesischen Telekom-Riesen Huawei. Bild: Shutterstock

China schlägt zurück – der Handelsstreit mit den USA spitzt sich weiter zu

01.06.2019, 20:2403.06.2019, 06:26
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Der Handelsstreit zwischen den USA und China eskaliert. Am Samstag führte Peking neue Strafzölle auf US-Importe ein. Auf Einfuhren im Umfang von 60 Milliarden Dollar müssen fortan Abgaben zwischen fünf und 25 Prozent gezahlt werden.

Der Schritt wird als Vergeltung für die US-Massnahmen gegen den chinesischen Telekom-Riesen Huawei gesehen. Der von Washington unter Druck gesetzte Konzern kündigte unterdessen an, sein Engagement in Afrika auszubauen.

Von den neuen chinesischen Zöllen sind rund 5400 Produkte betroffen, von Kosmetika über Kaffeemaschinen, Sportausrüstung und Musikinstrumenten bis hin zu Kondomen, Diamanten und Wein.

Zuvor hatten die USA höhere Zölle auf chinesische Importe in die USA im Umfang von 200 Milliarden Dollar in Kraft gesetzt. Der bereits seit gut einem Jahr andauernde Handelsstreit zwischen den beiden grössten Volkswirtschaften der Welt hatte sich zuletzt weiter hochgeschaukelt. Insgesamt haben beide Länder inzwischen Zölle auf Produkte im Wert von 360 Milliarden Dollar erhoben.

Retourkutsche aus Peking

Angesichts des Drucks aus Washington auf den chinesischen Telekommunikations-Riesen Huawei hatte China auch mögliche Einschränkungen beim Export von Seltenen Erden ins Spiel gebracht, die für Hightech-Produkte wichtig sind.

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Zudem hatte Peking eine eigene schwarze Liste für «unzuverlässige» ausländische Unternehmen angekündigt. Dem Wirtschaftsministerium zufolge würde eine solche Liste auch ausländische Firmen miteinbeziehen, die Verträge nicht einhalten, Lieferungen aussetzen oder andere Massnahmen gegen chinesische Firmen unternehmen.

Trump hatte US-Unternehmen kürzlich per Dekret die Nutzung von Telekommunikationstechnik untersagt, die als Sicherheitsrisiko eingestuft wird. Hierbei gilt Huawei als Hauptziel. Ungeachtet eines vergangene Woche verkündeten dreimonatigen Aufschubs könnte der Bann für Huawei massive Folgen haben. Der Konzern bezieht viele Teile für seine Produkte – etwa Hochleistungs-Speicherchips – aus den USA.

A man uses his smartphone outside of a shop selling Huawei products at a shopping mall in Beijing, Wednesday, May 29, 2019. Chinese tech giant Huawei filed a motion in U.S. court Wednesday challenging ...
Der chinesische Konzern Huawei gilt als Hauptziel der US-Massnahmen. Bild: AP/AP

Huawei angeblich zu regierungsnah

Der kommissarische US-Verteidigungsminister Patrick Shanahan verteidigte am Samstag die Massnahme. Huawei stehe der kommunistischen Führung in Peking «zu nahe», sagte Shanahan auf einer Verteidigungs- und Sicherheitskonferenz in Singapur. Die Verflechtungen zwischen zivilen Unternehmen und dem Militär seien zu eng, sagte er. China habe zudem Gesetze, die Firmen zur Offenlegung von Daten zwingen könnten.

Pekings Antwort auf die US-Massnahmen gegen Huawei zielt nach Einschätzung von Experten darauf, ausländische Unternehmen zur Fortsetzung ihrer Geschäftsbeziehungen zu Huawei zu bewegen.

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Google etwa hatte angekündigt, sich an die US-Vorgaben halten zu wollen, ebenso der zur japanischen Softbank-Gruppe gehörende britische Halbleiterspezialist ARM.

Warnung vor «Kollateralschäden»

Der China-Experte Christopher Balding warnte bereits vor weiteren «wirtschaftlichen Strafaktionen» mit möglicherweise «erheblichen Kollateralschäden» in anderen Ländern.

Trump betont immer wieder, China werde für die Abgaben in Milliardenhöhe aufkommen müssen. Die Experten weisen jedoch darauf hin, dass Konsumenten und Importeure in den USA ein Grossteil der Zusatzkosten tragen müssen.

Huawei erklärte unterdessen, mit einem Vertragsentwurf seine Zusammenarbeit mit der Afrikanischen Union (AU) intensiviert zu haben. Demnach enthält das Abkommen Übereinkünfte über Cloud-Dienste, Künstliche Intelligenz und den neuen Mobilfunkstandard 5G. China ist Afrikas wichtigster Handelspartner. Peking investiert jedes Jahr Milliarden in die Infrastruktur des Kontinents, wie etwa Strassen, Schienen, Häfen sowie die Ausbeutung natürlicher Ressourcen. (sda/afp)

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38 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Töfflifahrer
01.06.2019 21:31registriert August 2015
Aha also dürfen nur die USA ihre Firmen zur Offenlegung aller Daten verpflichten. Denn das ist unter anderem auch im Patriot act geregelt.
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Tanem
01.06.2019 21:34registriert November 2018
Zitat: "China habe zudem Gesetze, die Firmen zur Offenlegung von Daten zwingen könnten."

Ach sag bloss? Das kenn ich doch von irgendwoher... ;-)
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Hiker
01.06.2019 21:00registriert Januar 2017
Auch wenn ich Trump nicht über den Weg traue, hier hat er möglicherweise recht. Ich bin nun kein Experte aber wenn ich sehe wie China seine Wirtschaftsmacht einsetzt kommen mir starke Zweifel. Man sollte den Chinesen mit gesundem Misstrauen begegnen. Am Ende bestimmen Sie unsere gesamte Wirtschaft. Das ist nicht gerade Wünschenswert.
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