Die Kaffeepreise sind derzeit so hoch wie teilweise seit Jahrzehnten nicht mehr. Ökonominnen und Ökonomen sprechen deshalb von einem «perfekten Sturm», berichtet unter anderem SRF Wirtschaft. Es kämen dabei ungewöhnlich viele Faktoren zusammen, die gemeinsam die Preise nach oben treiben.
Der Preis für ungeröstete Kaffeebohnen habe ein «historisch hohes Niveau» erreicht, sagte Analystin Judy Ganes gegenüber BBC.
Die Gründe sind vielschichtig: Ernteausfälle, leere Lager und damit ein geringes Angebot, der Klimawandel und allgemeine Preissteigerungen, z. B. von Arbeit. Ein überraschender Grund für den Anstieg ist zudem die stinkende Frucht – Durian.
Brasilien ist der wichtigste Kaffee- und grösste Arabica-Produzent der Welt. 2021 kam es im Herzen des Kaffeegürtels Brasiliens zu Frost, der die Ernte stark beschädigte. Vietnam sprang dabei in die Bresche und versuchte die Nachfrage mit Robusta-Bohnen zu bewältigen. Doch auch da machte eine langanhaltende Dürre das Geschäft zunichte.
Deshalb begannen viele vietnamesische Bauern, statt auf Kaffee auf die stark riechende, gelbe Frucht zu setzen. Die Durian, die hierzulande den Beinamen Stinkfrucht trägt, ist so profitabel, dass manche Bauern damit fünfmal mehr verdienen als mit Kaffee, wie BBC schreibt. So sank der Kaffee-Export in Vietnam 2024 um 50 Prozent.
Besonders beliebt ist die Frucht in China, wo sie unter anderem für Kuchen, Eis und Getränke verwendet wird. Das Fruchtfleisch ist weich und schmeckt süss und leicht nussig.
Weitere Kaffee-Exporteure wie Kolumbien, Äthiopien, Peru und Uganda hätten ihre Produktion zwar gesteigert – doch nicht genug, um die angespannte Marktlage zu entlasten. Das reflektiert sich in den Preisen: Der Indikatorpreis für Kaffee, ein gewichteter Durchschnittspreis, der regelmässig von der International Coffee Organization veröffentlicht wird, steigt und steigt. Derzeit liegt er bei 265 US-Cent pro Pfund. Noch vor einem Jahr waren es um die 150 Cent pro Pfund.
Eine Besserung ist derweil nicht in Sicht. Der Klimawandel stellt die globale Kaffeeindustrie vor grosse Herausforderungen. Einer Studie aus dem Jahr 2022 zufolge wird die Kaffeeanbaufläche – selbst bei einer starken Treibhausgas-Reduktion – bis 2025 um 50 Prozent schrumpfen.
Entscheidend für die Marktentwicklung sei nun die Frühjahrsernte in Brasilien. In Brasilien ist Frühling von September bis Dezember, also im europäischen Herbst.
Doch dort gibt es eine weitere Hiobsbotschaft: Was derzeit fehlt, ist der Regen. Sollte es erst im Oktober zu Regenfällen kommen, ist erneut mit Ernteausfällen zu rechnen – und der Marktdruck wird anhalten. (cst/lak)
Da hilft auch alles Leugnen nicht, gällend SVPler und Konsorten.