Wirtschaft
International

«Die Jungen haben den Luxus entdeckt»

epa10364936 A shopper walks past a luxury fashion advertisement displayed at a shopping mall in Bangkok, Thailand, 14 December 2022. Thai Finance Minister Arkhom Termpittayapaisith said that Thailand& ...
Auch Fendi gehört zum Imperium von LVMH.Bild: keystone
Interview

«Die Jungen haben den Luxus entdeckt»

Trotz schlechtem Börsenjahr 2022 boomt die Luxus-Industrie. Warum es auch in diesem Jahr bei Ferrari, Rolex und Hèrmes weiter aufwärts gehen wird und weshalb Superreiche nicht immer die besten Luxus-Kunden sind, erklärt Juan Mendoza, leitender Portfoliomanager bei Lombard Odier Investment Managers (LOIM).
12.02.2023, 18:5014.02.2023, 05:35
Mehr «Wirtschaft»

Bernard Arnault ist Herr über LVMH, das grösste Luxus-Imperium der Welt. Er ist auch der aktuell reichste Mann der Welt. Zufall?
Die rund 70 Marken, die sich unter dem Dach von LVMH befinden, haben sich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt. Aber auch die Luxus-Industrie als Ganzes erlebt gute Zeiten. Autos und Hotels mitgezählt, beträgt ihr Umsatz derzeit rund 1,4 Billionen Dollar. Ohne Autos und Hotels lag das Wachstum letztes Jahr bei 22 Prozent. Und es wird erwartet, dass sich dieser Boom fortsetzen wird. Bis 2030 sollte die Luxus-Industrie nochmals rund 60 Prozent zulegen.

LVMH ist somit ein gut gemanagtes Unternehmen, das zudem das Glück hat, von äusserst vorteilhaften Bedingungen zu profitieren. Trotzdem ist der Luxus-Boom überraschend. 2022 war ein schlechtes Börsenjahr und auch sonst nicht wirklich berauschend. Was treibt diesen Boom an?
Die Jungen, Generation GenZ und die Millenials, haben den Luxus entdeckt. Die Kunden in diesem Altersegment wachsen dreimal stärker als anderswo.

epa06030137 LVMH Group CEO Bernard Arnault attends the Viva Technology event dedicated to start-up development, innovation and digital technology in Paris, France, 15 June 2017. EPA/MARTIN BUREAU / AF ...
Der reichste Mann der Welt: Bernard Arnault.Bild: EPA/AFP POOL

Wie können die Jungen sich das leisten?
Der sogenannte «wealth-effect» (Reichtums-Effekt) war in den letzten Jahren deutlich zu spüren, auch bei den Jungen. Das hat dazu geführt, dass der Luxus-Markt über 20 Prozent zugelegt in 2022, und dies, obwohl der chinesische Markt wegen des Lockdowns geschlossen war.

Eine Studie der Beraterfirma Bain & Company – sie ist führend im Luxusbereich – kommt zum Schluss, dass sich der Boom auch damit erklären lässt, dass die Superreichen inzwischen so reich sind, dass sie auch ein schlechtes Börsenjahr nicht mehr vom Konsum abhalten kann. Sehen Sie das auch so?
Das ist aus meiner Sicht nicht ganz fair. LVMH und andere Unternehmen sind erfolgreich, weil sie sehr breit aufgestellt sind. Sie decken alle Generationen und alle Erdteile ab. In den USA beispielsweise haben sich diese Unternehmen lange auf ein paar wenige Städte wie New York, Los Angeles und Miami konzentriert. Inzwischen haben sie auch Städte in Texas oder im Mittleren Westen entdeckt.

Juan Mendoza
Juan Mendoza, leitender Portfolio bei Lombard Odier Investment Managers.

Die erfolgreichen Luxusmarken wollen aber keineswegs massentauglich werden. Eine Rolex gibt es nicht in einer Billigversion. Und wenn Sie bei Hermès eine Birkin-Bag kaufen wollen, müssen Sie Jahre darauf warten, wenn Sie überhaupt eine bekommen.
Der Grund liegt darin, dass gerade die Luxus-Güter sehr viel Wert auf Nachhaltigkeit legen. Die verwendeten Produkte und die Lieferketten genügen höchsten Ansprüchen. Bei der Herstellung wird darauf geachtet, dass die CO₂-Bilanz gegen null tendiert. Auch die Arbeitsbedingungen sind in der Regel überdurchschnittlich gut. Es gibt einen Grund, weshalb sich Marken wie Rolex oder Patek Philippe seit über einem Jahrhundert behaupten können.

Mit anderen Worten: Die Luxus-Unternehmen stehen als ökologische und soziale Musterknaben da?
Die Luxus-Industrie hat Gewinnmargen, die es ihr erlauben, ihre Mitarbeiter sehr gut zu behandeln und hohe Umweltkriterien einzuhalten. Das gilt für Unternehmen wie den italienischen Bekleidungshersteller Brunello Cucinelli genauso wie für Hermès oder Rolex.

Nur wer über das nötige Kleingeld verfügt, kann jedoch die Produkte dieser Unternehmen erwerben.
Das stimmt. Doch die Produkte sind in der Regel sehr langlebig. Eine Rolex beispielsweise hält über Generationen. Deshalb sind die Konsumenten nicht immer bei den Reichen zu finden. Es sind vor allem bewusste Konsumenten, die Wert auf Qualität und Tradition legen.

«In den vergangenen zehn Jahren ist der Markt für Luxusgüter stets rund dreimal so schnell gewachsen wie das globale Bruttoinlandsprodukt.»

Warum fahren gerade junge Menschen auf Luxusmarken ab?
Ich weiss es nicht. Tatsache ist, dass das Durchschnittsalter der Konsumenten von Luxusmarken sinkt. Das melden auch Firmen wie Ferrari oder Hèrmes.

Was ist aus dem Slogan «weniger ist mehr» geworden? Wie verträgt sich das mit einem Luxus-Boom?
Die Industrie ist sehr viel globaler geworden. Sie konzentriert sich nicht nur auf die USA und Europa, sondern zunehmend auch auf Asien, den Persischen Golf und Lateinamerika. Das braucht Zeit. Es müssen die entsprechenden Läden aufgebaut und der Markt entwickelt werden. Deshalb ist es gelungen, sehr viele neue Kunden zu akquirieren.

Sie zeichnen ein sehr rosiges Bild von der Luxusindustrie. Es gibt jedoch auch eine hässliche Seite. Die Protzer mit den riesigen SUVs, den grossen Uhren und den Goldketten, die sich auf Instagram und TikTok zur Schau stellen. Schadet dies der Industrie?
Übertreibungen gibt es in allen Lebensbereichen. Doch wer eine Rolex trägt, schadet niemandem. Und die Autoindustrie befindet sich in einem Umbruch. Porsche möchte schon in fünf Jahren die Hälfte der Produktion auf Elektroautos umstellen. Selbst Ferrari will Hybride fertigen. Diese Firmen verfügen über die nötigen Mittel, um diese Umstellung zu finanzieren.

Eine kurze Zwischenfrage: Wo beginnt bei Ihnen Luxus? Gehören schon eine Kolben-Kaffee-Maschine und Bio-Gemüse dazu?
Luxus bedeutet für mich Zeit und Gesundheit. Doch es freut mich auch, wenn ich ein Produkt von einem Unternehmen kaufe, das seine Mitarbeiter anständig behandelt und auf Nachhaltigkeit achtet. Aber es steht natürlich jedem Menschen frei, wie er Luxus definieren will.

epa05654660 (FILE) A file picture dated 30 April 2015 shows a model posing beside a Ferrari LaFerrari hybrid sports car at a Dream Car Show in Beijing city, China. According to media reports on 01 Dec ...
Ein Modell posiert vor einem Ferrari an einer Autoshow in Peking.Bild: EPA/EPA

Über den Elefanten in der Stube haben wir noch nicht gesprochen, über China. Dieser Markt war während der letzten zwei Jahre geschlossen. Nun ist der Lockdown aufgehoben. Was werden die Folgen für die Luxus-Industrie sein?
Wir gehen davon aus, dass im laufenden Jahr die Chinesen die grössten Konsumenten von Luxusgütern sein werden. Die während des Lockdowns angehäuften Sparguthaben betragen gegen zwei Billionen Dollar, denn in den letzten beiden Jahren konnten die Chinesen ihr Geld gar nicht ausgeben. Aber jetzt wollen die Chinesen wieder ein normales Leben führen.

Wer wird davon profitieren?
2019 haben die Chinesen 20 Prozent des Tourismus-Marktes bestritten. Das wird wieder so werden. Auch der übrige Luxus-Markt wird sich eine Scheibe davon abschneiden.

Die reichen Russen waren in den letzten Jahren ebenfalls ein Faktor in der Luxus-Industrie. Jetzt fallen sie aus. Was bedeutet das?
Es ist nicht wirklich relevant. Das zeigen die rasanten Wachstumszahlen in 2022.

Sie haben schon erwähnt, dass der Markt für Luxusgüter bis 2030 um 60 Prozent zulegen wird. Woher stammt Ihr Optimismus?
In den vergangenen zehn Jahren ist der Markt für Luxusgüter stets rund dreimal so schnell gewachsen wie das globale Bruttoinlandsprodukt. Dank der Öffnung von China werden die Zahlen für dieses Jahr noch besser als erwartet ausfallen, und zwar inflationsbereinigt.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Rolls-Royce-Entwürfe von Kindern
1 / 15
Rolls-Royce-Entwürfe von Kindern
«Dieses Design zeigt den Spirit of Ecstasy auf einem Rolls-Royce, der durch den bewölkten Nachthimmel von Australien fliegt. Der Wagen wird von seinem Designer (einer meiner Töchter) gesteuert. Er wurde mit einem indischen Madhubani-Design überlackiert, bei dem es sich um ein kompliziertes, farbenfrohes, handgefertigtes Kunstwerk handelt, das in einer bestimmten Region Indiens zu finden ist. Die Krone bedeutet, dass sie sich beim Fahren des Rolls-Royce wie eine Prinzessin fühlt. » ... Mehr lesen
quelle: rolls-royceyoungdesignercompetition.com / rolls-royceyoungdesignercompetition.com
Auf Facebook teilenAuf X teilen
«3'000 Franken im Monat machen mich nicht glücklich» – Rich Kid erzählt
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
38 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
PlusUltra
12.02.2023 19:42registriert Juni 2019
Irgendwie schmierig zum Lesen.
Aalglatt die Antworten.
1067
Melden
Zum Kommentar
avatar
Hirngespinst
12.02.2023 21:22registriert August 2019
Genau.
Reiche kaufen sich EINE Rolex, um sie dann an ihre Kinder zu vererben. 🙃
Statt eines Interviews hätte man hier auch ein Werbefilmchen zeigen können...
826
Melden
Zum Kommentar
avatar
Tabeah
12.02.2023 22:44registriert September 2019
Das sollte gross als "Werbeartikel" deklariert sein, da wird einem vom Lesen fast übel. Ja, die Luxushersteller sind nachhaltig, für das Wohlergehen ihrer Mitarbeiter besorgt und machen alles richtig - wenn doch nur alle so wären!
283
Melden
Zum Kommentar
38
«Vermieter sollen Ladestationen für E-Autos nicht mehr verbieten dürfen»
Schweizer kaufen zu wenig E-Autos. Krispin Romang, Direktor des Verbandes Swiss eMobility, über die Gründe, warum wir für die E-Auto-Wende nicht bereit sind und warum sich «Stromer» trotzdem durchsetzen werden.

Fehlende Heimlademöglichkeiten verhindern oftmals den Umstieg aufs E-Auto. Bislang sind Mieter, die eine Ladestation benötigen, auf das Wohlwollen ihres Vermieters angewiesen. Der Nationalrat wollte dies im Juni ändern. Er nahm gegen den Willen des Bundesrats und Hauseigentümerverbands (HEV) eine Motion von GLP-Präsident Jürg Grossen an, die Mieterinnen und Stockwerkeigentümern den Anspruch auf eine Heimladestation garantieren würde. Doch in Bundesbern gibt es weiterhin Widerstand.

Zur Story