Wer ist überhaupt arm? Diese Frage lässt sich nicht absolut beantworten. Für die Ärmsten der Welt gilt: Wer weniger als 1.25 Dollar pro Tag zur Verfügung hat, der ist vom Hungertod bedroht. In der Schweiz gilt als arm, wer eine unerwartete Rechnung, etwa für eine Zahnbehandlung, in der Höhe von 2000 Franken nicht bezahlen kann.
So viel beträgt das Durchschnittsvermögen pro erwachsener Person. Damit hat die Schweiz das weltweit grösste Durchschnittsvermögen überhaupt. Doch dieses Vermögen ist extrem ungleich verteilt. Die jüngsten Zahlen (2009) zeigen, dass ein Viertel der Schweizer überhaupt kein Vermögen ausweist. 31 Prozent verfügen über weniger als 50'000 Franken, 33 Prozent zwischen 50'000 und 500'000 Franken, 6 Prozent zwischen 500'000 Franken und einer Million und knapp 5 Prozent über mehr als eine Million.
Das ist gemäss der «Bilanz» das Gesamtvermögen der 300 reichsten Schweizer. Das zeigt, dass auch in der Schweiz der Reichtum auf eine winzige Elite konzentriert ist.
leben in der Schweiz an der Armutsgrenze. Dazu kommen 400'000, deren Einkommen knapp darüber liegt. 250'000 Menschen sind von Sozialhilfe abhängig. Dazu kommen 226’ 400 Personen, die auf Ergänzungsleistungen angewiesen sind, wobei in Heimen lebende Personen nicht mitgerechnet sind.
Bei diesem Einkommen liegt die Armutsgrenze für eine Einzelperson ohne durchschnittliche Krankenkassenprämie. Für zwei Erwachsene liegt sie bei 3050 Franken, für alleinerziehende Eltern mit zwei Kindern bei 3600 Franken und bei einem Elternpaar mit zwei Kindern bei 4050 Franken.
Bei diesem Jahreseinkommen fängt in der Schweiz die Armutsgefährdungsgrenze an. Paradoxerweise ist gerade hierzulande ein grosser Anteil der Bevölkerung davon betroffen. Nur in Norwegen und Luxembourg ist dieser Anteil noch höher. Gerade in reichen Länder sind die Menschen wegen den hohen Lebenskosten besonders gefährdet, in Armut zu geraten.
Quelle: Claudia Schuwey, Carlo Knöpfel: Neues Handbuch Armut in der Schweiz, Caritas-Verlag, Luzern, 2014.