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Lust auf Luxus: Diese Schweizer Firmen profitieren besonders vom Boom

Lust auf Luxus: Diese Schweizer Firmen profitieren besonders vom Boom

Edle Produkte sind begehrter denn je, doch auch die Preise sind explodiert. Welche Trends die Preisspirale antreiben und warum es trotzdem nicht endlos nach oben geht.
10.12.2023, 17:23
Ann-Kathrin Amstutz / ch media
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Gefragt und teuer: Der Preis für exportierte Schweizer Uhren hat sich in den letzten 20 Jahren mehr als vervierfacht.
Gefragt und teuer: Der Preis für exportierte Schweizer Uhren hat sich in den letzten 20 Jahren mehr als vervierfacht.Bild: Salvatore Di Nolfi/Keystone

Immer mehr Menschen gönnen sich immer teurere Produkte: So lässt sich der aktuelle Trend in der Luxusgüterbranche zusammenfassen. Das Geschäft mit edlen Produkten erweist sich als äusserst krisenresistent. Die gestiegenen Zinsen und die geopolitische Lage trüben zwar die globale Kauflust, aber offenbar nicht bei den Luxusartikeln. Das zeigt die Studie «Global Powers of Luxury Goods» des Beratungsunternehmens Deloitte, das CH Media exklusiv vorliegt.

Die Umsätze der Luxushersteller sind 2022 regelrecht explodiert. Alleine die 100 grössten Konzerne haben Schmuck, Parfüm, Handtaschen und andere Luxusgüter im Wert von 347 Milliarden Dollar verkauft. Das ist ein Plus von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr, obwohl schon dieses verkaufsstark war.

Dabei mischen auch einige Schweizer Konzerne ganz vorne mit. Ihre Verkaufszahlen sind laut dem Bericht sogar überdurchschnittlich gewachsen – um 27 Prozent. Demgegenüber lagen die Wachstumsraten von Konzernen aus Frankreich (21 Prozent), aus den USA (19 Prozent) und aus China (14 Prozent) deutlich tiefer. So konnten die im Ranking vertretenen Schweizer Firmen ihren Anteil an den weltweit verkauften Gütern steigern – von 12 auf 13 Prozent.

In den Top Ten der grössten Luxusgüterkonzerne ist die Schweiz mit zwei Genfer Herstellern vertreten: auf Rang drei mit Richemont, zu dem Marken wie Cartier, IWC und Van Cleef & Arpels gehören, und auf Rang neun mit Rolex, dem Luxusuhren-Produzenten, der zuletzt auch das Geschäft des Schmuckhändlers Bucherer übernommen hat. In die Top 100 schafften es sieben weitere hiesige Firmen, darunter Swatch, Audemars Piguet, Swarovski Crystal und Patek Philippe.

Der Waadtländer Uhrenhersteller Audemars Piguet sticht besonders hervor: Unter den Firmen, die zwischen 2019 bis 2022 am schnellsten gewachsen sind, landet er mit einem jährlichen Plus von knapp 20 Prozent auf dem achten Rang.

Die Zielgruppe ist weiblich und jung

Die Schweizer Luxusindustrie ist im Bereich Uhren und Schmuck konzentriert. Vor allem bei der Zielgruppe der Frauen gebe es noch viel Wachstumspotenzial, erklärt Karine Szegedi, Spezialistin für die Konsumgüterindustrie bei Deloitte: «Die neue Luxuskundschaft ist weiblich.» Und immer jünger: Während das Luxussegment früher älteren, wohlbetuchten Personen vorbehalten war, stehen heute vor allem junge Menschen Schlange vor den Luxusboutiquen.

Wobei die Luxusgüter auch immer öfter online bestellt werden: «Wir wissen aus Umfragen, dass viele Leute in der Schweiz eine Hemmung haben, in Luxusgeschäfte zu gehen.» Das kurble die Onlineverkäufe an. Dazu kommt laut Szegedi der Trend hin zu Markenschmuck. Immer öfter würden ikonische Modelle gekauft.

Ein Beispiel sind die «Trinity»-Ringe oder «Love»-Armreifen von Cartier. Dazu gibt es dann auch noch jeweils passende Ringe oder Ketten, sodass die zahlungskräftige Kundschaft für Tausende bis Zehntausende Franken eine ganze Kollektion kaufen kann.

Wird Luxus also immer teurer und exklusiver? Jein, meint die Expertin: «Wir sehen dies vor allem im Highend-Bereich, also im obersten Preissegment.» Sehr hochwertiger Schmuck werde zudem immer öfter als Investmentobjekt gekauft. Dies treibe die Preise weiter nach oben. Doch Uhren sind laut Szegedi generell deutlich teurer geworden: Der Preis für exportierte Schweizer Uhren habe sich in den letzten 20 Jahren mehr als vervierfacht.

Die Nautilus-Uhren von Patek Philippe sind Sammlerstücke – und kosten meist mehr als hunderttausend Franken.
Die Nautilus-Uhren von Patek Philippe sind Sammlerstücke – und kosten meist mehr als hunderttausend Franken.Bild: Andrea Tina Stalder

Zugleich gehe der Luxustrend aber auch zunehmend in die Breite. Auf dem sogenannten Entry-Level, das noch einigermassen erschwinglich ist und wo sich Marken wie etwa Michael Kors ansiedeln lassen, tut sich laut Szegedi enorm viel. Es gebe eine Transformation hin zu einem erweiterten Begriff von Luxus. So sieht die Expertin einen absoluten Aufwärtstrend bei Angeboten im Bereich Erlebnis und Selbstfürsorge - etwa bei exklusiven Kreuzfahrten und Hotels, aber auch Wellness- und Schönheitskliniken.

Karine Szegedi, Expertin für die Konsumgüterindustrie bei Deloitte.
Karine Szegedi, Expertin für die Konsumgüterindustrie bei Deloitte.Bild: zvg

Als Wachstumsmärkte definiert die Expertin die USA und Indien. In den Staaten steige die Nachfrage nach Uhren und Highend-Luxusartikeln. Und in Indien gibt es einen riesigen Markt zu erschliessen: Im mittlerweile bevölkerungsstärksten Land steigt der Wohlstand und damit die Lust auf Luxus: «Wir glauben, dass Indien innert zehn Jahren in die grössten zehn Absatzmärkte für Schweizer Uhren aufsteigen wird», erklärt Szegedi.

Boom flacht ab - auch wegen überhöhter Preise?

In den vergangenen Monaten hat sich die Luxus-Hochkonjunktur aber etwas abgeschwächt. Wie geht es weiter? Die Expertin erwartet für 2023 noch steigende Umsätze, allerdings nicht mehr so markant wie im Vorjahr. Die Industrie sei seit der Pandemie im zweistelligen Bereich gewachsen. Nun würden die globalen Krisen doch zunehmend spürbar und das Wachstum verlangsame sich.

Jüngst häuften sich zudem Medienberichte, wonach die Luxushersteller den Bogen überspannt hätten: Mit den immer höheren Preisen würden sie die Kundschaft vergraulen. Dass die Margen besser geworden sind, widerspiegelt sich auch in der Deloitte-Studie: Die Kennzahlen, welche die Profitabilität der 100 grössten Luxusgüterkonzerne anzeigen, sind gestiegen. So kletterte die durchschnittliche Gewinnmarge von 12,2 auf 13,4 Prozent. Profitiert haben vor allem die grössten Konzerne wie LVMH, Kering oder Chanel. Sie erreichten gar Margen um die 20 Prozent. (aargauerzeitung.ch)

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35 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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NixMussAllesKann
10.12.2023 18:25registriert Dezember 2020
Die Einen möchten unbedingt ein Eigenheim, die Anderen ein teures Auto oder exklusive Ferien.

Ich fahre einen 5‘000.- CHF Wagen und wohne in einer Mietwohnung. Mir geht es super! An was ich aber sehr grossen Spass habe, sind besondere Uhren! Ich habe nun meine Sammlung auf 4 Luxus-Uhren und 4 Billig-Uhren reduziert. Ich finde das Handwerk, die Technik und Detailtreue wahnsinnig spannend und schön. Das ist das einzige Laster das ich habe, denn da sind mehre 10‘000 CHF investiert. Ich trage die Uhren regelmässig und viel.

Alle in eine Topf zu werfen, ist nicht fair.

Sind lieb zueinander!
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