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Wie du mit Lippenstiften neue Ideen für dein Finanzleben findest

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Wie du mit Lippenstiften neue Ideen für dein Finanzleben findest

Auch bei den Finanzen gibt es immer wieder neue und neu auflebende Begriffe. Damit dein Finanzvoci auf dem neuesten Stand ist, hier ein paar aufpoppende Begriffe – Schmunzeln erwünscht.
13.10.2022, 14:24
Olga Miler
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So extrem wie bei den Kleidern, die ja alle Saison neue Farben, Muster und Schnitte propagieren, ist es mit der Mode bei den Finanzen nicht. Aber auch der Finanzwortdschungel ist, je nach Wirtschaftslage und Marktgeschehen, gewissen Trends unterworfen.

Im Laufe der letzten paar Monate sind mir einige lustige Begriffe und Konzepte aufgefallen. Hier also (m)eine Kuriositätensammlung für die Erweiterung deines Finanzvoci und als Gedankenanstoss. Schmunzeln und Ergänzungen in den Kommentaren sehr gewünscht.

Was uns Lippenstifte über die Wirtschaft sagen sollen

Wenn eine Krise kommt, dann ändert sich das Konsumverhalten. Zum Beispiel, dass wir scheinbar anstatt grossen, kostspieligeren Neuanschaffungen eher auf kleine Luxusprodukte setzen, um uns den Alltag in Krisen zu verschönern. Dieses Phänomen wird als Lippenstift-Effekt (Lipstick Effect) oder -Index bezeichnet und geht bis 1929 zurück, wo man in der Krise in den USA eine Zunahme von Lippenstiftkäufen beobachten konnte. Ähnliche Beobachtungen gab es auch z.B. nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001, wo scheinbar auffallend viele Lippenstifte verkauft wurden. Geprägt wurde der Lipstick-Index von Estée-Lauder-Erbe Leonard Lauder.

Als ökonomischer Indikator greift der Lippenstift-Index allerdings etwas kurz, da es auch eine Menge anderer kleiner Luxusgüter gibt, die den Alltag schöner machen, und eine zeitnahe globale Messung nicht ganz so einfach ist. Als Beispiel, ob da was dran ist: Gemäss dem Bericht des Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel in Deutschland ist der Umsatz mit Produkten wie Lidschatten, Lippenstift oder Nagellack im ersten Halbjahr 2022 besonders kräftig um 15,7 Prozent gestiegen, die Düfte erreichten sogar ein Plus von 56 Prozent.

Wie kannst du das für deinen Finanzalltag nutzen?

Wenn du diese Theorie in praktische Anlagen oder Verhalten umsetzen möchtest, dann kann sich ein Blick auf die Aktienentwicklungen von Kosmetikherstellern wie der Marktführer L’Oréal, Estée Lauder etc. oder der grossen Konzerne wie Unilever, Nestlé lohnen. Oder du setzt ganz bewusst auf Alternativen wie z.B. Naturkosmetik, biologische, lokal produzierte Hygiene- und Schönheitsprodukte und verschönerst mit dem kleinen Luxus nicht nur dir selbst den Alltag, sondern stärkst auch der einheimischen Wirtschaft und kleineren Unternehmen den Rücken.

Weniger für mehr

Shrinkflation heisst das Phänomen, wenn Portionen von Verbrauchsgütern wie z.B. Softdrinks in Gewicht, Grösse oder Menge kleiner werden, während ihre Preise gleich bleiben oder sogar steigen. Du kriegst dann ganz einfach weniger Inhalt für mehr Geld.

Gemäss Berichten von CNBC sind 64 % der Konsument:innen in den USA besorgt über kleiner werdende Portionen bei gleichzeitig gleichbleibenden oder steigenden Preisen. Warum passiert das gerade jetzt? Shrinkflation ist kein neues Phänomen, aber in Zeiten von steigender Inflation gepaart mit höheren Energiepreisen, steigenden Rohstoffpreisen und Lieferengpässen versuchen Unternehmen auch so die Preise an uns abzuwälzen. Besonders beobachtet wird das Phänomen z.B. bei Snacks, Tiefkühlprodukten, Getränken, aber auch bei Brot und Gebäck. Ist die Lieblingsmüslipackung plötzlich schlanker und kostet gleich viel, wenn nicht mehr? Dann ist Shrinkflation am Werk. Oft fallen diese Veränderungen beim Einkauf im Alltag gar nicht auf, da die Beträge und Portionsveränderungen nicht riesig sein müssen.

Wie kannst du das für deinen Finanzalltag nutzen?

Um dich vor Shrinkflation zu schützen, gibt es leider nicht so viele Möglichkeiten, am meisten hilft ein Preis-Gewichtsvergleich beim Einkauf, sprich das Kleingedruckte auf der Packung lesen und kurz ausrechnen, ob beim Konkurrenzprodukt nicht mehr drin liegen würde. Wem es zu bunt wird, der kann sich auch beim Hersteller oder Preisüberwacher beschweren.

Sparen durch Nachhaltigkeit

Letztes Jahr waren Finanzen noch nicht sehr populär: Schaut man sich die Analysedaten von Google Trends für 2021 an, dann war für die Schweiz der Top-Suchbegriff «Euro 2021» gefolgt von «Corona Schweiz». Bei den Was-Fragen führte «Was koche ich heute» die Liste an und die Wie-Fragen waren fast alle Corona dominiert, interessant auf Platz 4 «Wie viele Einwohner hat die Schweiz» – für alle, die es jetzt wissen wollen: 8.738 Millionen.

Dieses Jahr steigt das Interesse an Finanzthemen gemäss Google Insights markant. So sind z.B. Suchanfragen nach «warum» und «teuer» allein in den letzten 6 Monaten weltweit um 20 % gestiegen, Begriffe wie Lebenshaltungskosten (cost of living) haben um +60 % zugelegt. Bei der Wirtschaftslage ist dies eher keine Überraschung.

Spannender ist der folgende Trend: Sparen wird zunehmend mit Nachhaltigkeit kombiniert. So haben die Anfragen zum Energiesparen zugenommen, aber auch im Bereich «second hand» oder «reuse» (Wiederverwendung). Das zeigt sich auch in den steigenden Zahlen von z.B. Secondhand-Apps für Wiederverkauf von Mode – gemäss Studien wird erwartet, dass der Mode-Second-Hand-Markt bis 2026 um 124 % auf 218 Milliarden Franken zulegen wird, 2022 Jahr sollen es +24 % sein.

Wie kannst du das für deinen Finanzalltag nutzen?

Daraus ergeben sich für uns alle neue Möglichkeiten, beim Konsum nachhaltig Geld zu sparen, aber auch beim Anlegen zukunftsträchtige Nischen zu nutzen. Ansätze gibt es dazu bereits, z.B. in Form von Anlagen in Aktien nachhaltiger Unternehmen oder solcher, die sich mit der Kreislaufwirtschaft (Circular Economy) auseinandersetzten. Zur Circular Economy gibt es bereits Fonds und ETFs z.B. von Blackrock, Robeco Sam oder den BNP Paribas Circular Economy Leaders ETF.

Wie ihr seht, neben den Wirtschaftsnachrichten (Zinsen steigen, Inflation steigt etc.) kann man auch mal ganz andere Quellen anschauen für neue Ideen. Mir auf jeden Fall macht das immer sehr viel Spass – wer gerne die Google Trendanalyse selbst anschauen möchte, die gibt es hier. Habt ihr Shrinkfaltion schon beobachtet? Und welche neuen und skurrilen Finanzbegriffe und Trends sind euch in den letzten Monaten über den Weg gelaufen?

olga miler, frauen und geld, blog, watson
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Olga Miler ...
... war über zehn Jahre in verschiedenen Funktionen bei der UBS tätig, unter anderem hat sie dort das Frauenförderungsprogramm und den UBS Gender ETF aufgebaut. Jüngst gründete sie das Start-up SmartPurse, eine Plattform, auf der sie digitale Kurse und Workshops zum Thema Finanzen für Frauen anbietet. Letztes Jahr schrieb Miler den watson-Blog «Frauen und Geld» und wird uns dieses Jahr mit «MoneyTalks» an ihrer Expertise teilhaben lassen.
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