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Gebühren bei Finanzprodukte: Wie du mit einem Vergleich viel Geld sparst

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MoneyTalks

Wie du mit einem Gebührenvergleich viel Geld sparen kannst

Gebühren bei Finanzprodukten zu vergleichen, kann mühselig sein. Warum du es trotzdem tun solltest, wie viel du sparen kannst und warum du vor einem Anbieterwechsel keine Scheu haben solltest.
09.05.2024, 10:10
Olga Miler
Olga Miler
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Letztens im Finanzkurs, zur Abwechslung und Freude Face-to-Face: Ich frage mal in die Runde: «Wer von euch hat eine Idee, was euch die Finanzprodukte, die ihr habt, kosten?». Ungefähr 10 von den etwa 80 anwesenden Personen strecken auf. «Und wer macht regelmässig, z.B. einmal im Jahr, einen Kostenvergleich?». Zwei!

Die Kosten für die eigenen Finanzprodukte zu ermitteln ist eine mühselige Angelegenheit, sodass viele Menschen sich eher wenig damit beschäftigen. In Coachings und Seminaren stelle ich auch häufig fest, dass viele eine Scheu davor haben, den Anbieter zu wechseln. Gemäss der Studie von Moneyland wechseln wir häufiger den Hausarzt als die Bank – gerade mal etwas mehr als ein Drittel (36%) der Befragten gaben an, in den vergangenen zehn Jahren ihre Vermögensverwaltung und Hausbank gewechselt zu haben. Beim Hausarzt waren es 57%. Gleichzeitig sagen aber in einer Studie von Deloitte 74%, dass Gebühren einer der Hauptfaktoren bei der Wahl einer Bank seien, gefolgt von modernem Online-Banking (66%).

Wenn du also auch zu den Vergleichs- und Wechselmuffeln gehörst, hier sind einige Fakten und Tipps, wie du mit einem regelmässigen Gebührenvergleich enorm Geld sparen und wie du es anpacken kannst.

Was Gebühren bei deiner Anlage ausmachen können

Dass die Gebühren deine Rendite empfindlich mindern können, zeigt dieses stark vereinfachte Berechnungsbeispiel: Nehmen wir an du legst 20’000 Franken an. Mit einer Gebühr von 1,37%, was ungefähr den durchschnittlichen Kosten der Vermögensverwaltung in der Schweiz entspricht, würdest du pro Jahr 247 Franken bezahlen. Mit einem günstigeren Anbieter, z.B. mit nur 0,9% Kosten, wären es nur 180 Franken.

Der Clou ist, dass gerade angelegtes Geld langfristig, also mehrere Jahre beim Anbieter investiert ist und im besten Fall auch eine Rendite erwirtschaftet. Auf diese bezahlst du auch Gebühren, da diese in der Regel prozentual vom Anlagebetrag berechnet werden. Somit fallen die höheren Gebühren gleich doppelt ins Gewicht. Nehmen wir an, du legst die 20'000 Franken für 10 Jahre an und erwirtschaftest eine Rendite von 5% pro Jahr. Dann würdest du beim teureren Anbieter mit 1,37% total gerundet 4'173 Franken Gebühren bezahlen. Beim günstigeren wären es 2'805 Franken, eine Differenz von 1'368 Franken.

Noch stärker fallen die Gebühren bei regelmässigen, langfristigen Anlagen ins Gewicht, wie z.B. bei einer Säule 3a in Wertschriften. Nehmen wir an du zahlst 5'000 Franken pro Jahr für 20 Jahre in die Säule 3a ein, erwirtschaftest eine Rendite von 5% und bezahlst bei Anbieter A 0,9% und bei Anbieter B 0,47%. Bei Anbieter A würdest du total 17'821 Franken an Gebühren bezahlen, bei Anbieter B lediglich 9’598 Franken, eine Ersparnis von stattlichen 8'223 Franken.

Der Gebührenvergleich lohnt sich vor allem für langfristige Anlagen und deine Säule 3a, falls du diese in Wertschriften hältst.

Gerechnet mit dem Gebührenrechner von Moneyland, Beispiel mit Einmalinvestition, Beispiel Säule 3a mit regelmässigen Einzahlungen, Inflation nicht berücksichtigt.

Auf welche Arten von Gebühren solltest du achten

Welche Art von Gebühren und wie viel du bezahlst, hängt sehr von der Art des Anbieters, der Dienstleistung, die du in Anspruch nimmst, und deiner Anlagestrategie ab. Einer der wichtigsten Faktoren für den Gebührenvergleich besteht darin, zwischen der Infrastruktur (Bank, Depot, Trading Plattform, Kosten für Vermögensverwaltung), welche du benötigst, und den Anlagen (Kosten für Fonds) zu unterscheiden, da bei beiden unterschiedliche Gebühren anfallen.

Kosten für die Infrastruktur

  • Bankgebühren/Depotgebühren: oft in % des Depotbetrages (z.B. 0,1-0,5% des Anlagebetrages) sowie Kontoführungsgebühren (0-100 CHF pro Konto).
  • Verwaltungsgebühren: Diese werden oft in % des angelegten Geldes angegeben und beinhalten die Kosten für die Vermögensverwaltung. Diese betragen gemäss MoneyLand je nach Anbieter zwischen 0 und 1,5% pro Jahr.

Produktkosten: Kosten für das Finanzprodukt selbst, z.B.:

  • Laufende Kosten/Total Expense Ratio (TER): Gesamtkostenquote, mit denen ein Fonds im Laufe des Geschäftsjahres belastet wird, und beinhaltet die wichtigsten Kosten wie z.B. Verwaltungsgebühren und zusätzliche Ausgaben, etwa Handelsgebühren, Abgaben, Marketing etc., welche für den Fonds anfallen.
  • Transaktionsgebühren/Courtage: Ausgabekommission/Ausgabeaufschläge, die für den Kauf anfallen und Rücknahmeabschläge, welche oft von der Rendite abgezogen werden, beim Verkauf des Produktes.

Zusätzliche Gebühren, welche anfallen können:

  • Spread: Differenz zwischen dem An- und Verkaufskurs.
  • Fiskalische Drittspesen und Abgaben, z.B. MwSt, VST und Stempelabgaben.
  • Währungskosten.

Warum du einen Wechsel deines Anbieters nicht scheuen solltest

Ein Anbietervergleich lohnt sich bei fast allen Finanzdienstleistungen. Und zwar sowohl in Bezug auf die Zinsen und erwarteten Erträge als auch in Bezug auf die Kosten für die Infrastruktur und Kosten für die Anlage. Beachte, dass du z.B. bei Sparkonti nicht nur die Gebühren, sondern auch die erwarteten Zinsen berücksichtigen solltest, da ein vielleicht günstig erscheinender Anbieter hier knausern kann und du somit zwar weniger bezahlst, aber auch viel weniger Erträge hast.

Grundsätzlich sind vor allem in der Vermögensverwaltung und bei der Säule 3a die Online-Anbieter i.d.R. um einiges günstiger als traditionelle Vermögensverwalter. Gemäss Moneyland liegen die Totalkosten unter 1%, als günstigste Anbieter ohne Beratung wurden Clevercircles und Cleverinvest ermittelt, als günstigste mit Beratung Alpian und Descartes Finance. Den gesamten Kostenvergleich und Rangliste findest du hier.

Ein Wechsel zu einem kostengünstigeren Anbieter ist meistens problemlos und immer öfter auch digital möglich. Allerdings können bei deinem gegenwärtigen Anbieter Kosten für einen Transfer oder auch Verkauf anfallen. Hier lohnt sich eine Berechnung, i.d.R. lohnt sich der Wechsel längerfristig, da die einmaligen Wechselkosten durch die tieferen Gebühren oft mehr als kompensiert werden. Bei der Wahl eines neuen Anbieters unbedingt darauf achten, dass du problemlos und ohne Aufpreis auch in Zukunft wechseln oder deine Anlagen verkaufen kannst.

Wie ihr seht, es lohnt sich, die Gebühren zu vergleichen und gerade bei der Säule 3a den Anbieter allenfalls zu wechseln. Wie habt ihr das so mit euren Finanzdienstleistern? Macht ihr einen regelmässigen Gebührenvergleich? Welche Tools könnt ihr empfehlen? 🔭

olga miler, frauen und geld, blog, watson
bild: zvg
Olga Miler ...
... war über zehn Jahre in verschiedenen Funktionen bei der UBS tätig, unter anderem hat sie dort das Frauenförderungsprogramm und den UBS Gender ETF aufgebaut. Jüngst gründete sie das Start-up SmartPurse, eine Plattform, auf der sie digitale Kurse und Workshops zum Thema Finanzen für Frauen anbietet. Letztes Jahr schrieb Miler den watson-Blog «Frauen und Geld» und wird uns dieses Jahr mit «MoneyTalks» an ihrer Expertise teilhaben lassen.
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