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MoneyTalks: Diese 9 Fehler beim Anlegen solltest du vermeiden

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Die 9 häufigsten Fallen beim Anlegen – und wie du sie vermeidest

Welche Fallen du ganz einfach vermeiden kannst und warum Zeit in herausfordernden Börsenjahren einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren für deine Investition ist.
13.10.2023, 12:5713.10.2023, 13:59
Olga Miler
Olga Miler
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Ich weiss nicht, wie es euch geht, aber bei mir zeigen die Grafiken für verschiedene meiner Anlagen gefühlt schon seit einer Ewigkeit seitwärts verlaufende Linien. Wie langweilige, schlafende Schlangen, die sich im besten Fall im Schneckentempo um Millimeter Richtung Sonne bewegen, nur um dann wieder im Sand abzutauchen. Das Einzige, was sich verlässlich regelmässig regt, sind die Gebühren.

Letztens hatte ich die Gelegenheit, am Börsentag in Zürich eine Präsentation zu halten, und habe eine Person getroffen, die vor 40 Jahren mit relativ überschaubaren Mitteln Aktien gekauft hat und diese heute noch besitzt. Das Portfolio ist mittlerweile Millionen wert. Vielleicht ist es alles wirklich eine Frage der Geduld. Das jetzige Hin und Her in den USA mit Haushaltsbudget und Wahl des Sprechers für das Repräsentantenhaus setzt nicht gerade positive Impulse und vielleicht geht es euch so wie mir: Die Versuchung steigt, doch mal etwas zu verändern an den Anlagen. Um hier einen kühlen Kopf zu bewahren, hilft es, sich einige der häufigsten Anlegefehler bewusst zu machen – die habe ich hier für euch in einer Bucket-List zusammengefasst.

Die häufigsten Anlegefehler

Beim Investieren gibt verschiedene Stolpersteine, von fehlender Planung, zu teuren Produkten bis hin zu fehlender Diversifizierung. Viele der Fehler aber sind vor allem auch emotional. Angst, Gier und sogenannte Biases verleiten uns zu irrationalen Entscheidungen. Um die häufigsten Anlegefallen zu vermeiden, brauchst du keine grosse Finanztheorie, oft reicht schon das Bewusstsein, um dein eigenes Money Mindset in Schach zu halten, und eine deinem Risikoprofil und zur Verfügung stehender Zeit entsprechende Anlage, die nicht zu viel kostet.

1. Mangelnde Planung und Zielsetzung

Bevor du dein Geld anlegst, solltest du dir im Klaren sein, welche finanziellen und vielleicht auch andere Ziele du erreichen möchtest, wie viel Zeit dir dafür zur Verfügung steht und wie sehr du auf das Geld angewiesen bist. Ein Finanzplan kann dir helfen, dies festzulegen, aber es kann auch schon genügen, dir klar zu werden, ob du langfristig Vermögen aufbauen möchtest oder allenfalls kurzfristig auf Gewinne spekulierst. Selbstverständlich ist beides möglich, allenfalls nicht mit der gleichen Anlage und Strategie.

2. Fehlende Diversifikation

Dabei geht es nicht nur darum, dass du z. B. die Aktien von einigen wenigen Unternehmen hast. Mangelnde Diversifikation kann auch die Konzentration auf nur eine Anlageklasse wie z. B. Immobilien oder eine einzelne Region, Land oder Industrie bedeuten. Viele Anleger:innen z. B. haben einen sogenannten «Home Bias» und legen gerne ausschliesslich in Regionen oder Ländern an, die sie kennen. Wenn du Schweizer Unternehmen bevorzugst, dann hast du allenfalls auch einen Home Bias, der Effekt wird aber gemildert durch die grössere Anzahl von globalen Unternehmen in der Schweiz.

Eine breite Diversifikation über verschiedene Anlageklassen wie Aktien, Anleihen, Immobilien und Rohstoffe kann dein Risiko erheblich reduzieren. Gemäss Expertenmeinungen kann durch das sogenannte strategische Asset Allocation mehr als 75 % der Renditeschwankungen eines Portfolios erklärt werden.

3. Market Timing

Auf den richtigen Zeitpunkt zu warten ist gerade in Zeiten wie jetzt, wenn eine grössere Unsicherheit herrscht, verlockend: Was, wenn es noch mehr runtergeht? Hab ich den besten Zeitpunkt schon verpasst? Da niemand von uns die Zukunft voraussagen kann, gibt es den richtigen Zeitpunkt zum Anlegen nicht. Verschiedenste Experimente und Untersuchungen haben gezeigt, dass langfristige Anleger:innen bessere Resultate erzielt haben als diejenigen, die auf den «besten» Zeitpunkt gewartet haben.

Der entscheidende Faktor ist, wie viel Zeit du zur Verfügung hast. Idealerweise sind es 10 Jahre und mehr. Ähnliches gilt auch für die Frage, ob du alles auf einmal oder gestaffelt z. B. in Tranchen oder monatlich anlegen solltest. Hier gehen die Meinungen auseinander: Beim gestaffelten Anlegen profitierst du vom Durchschnittspreiseffekt, aber verschiedene Experimente zeigen auch, dass vor allem für längere Zeitspannen von 10 Jahren und mehr die Einmalanlage überlegen sein kann.

4. Fehlender Notgroschen

Bevor du mit dem Anlegen startest, solltest du sicherstellen, dass du über einen ausreichenden Notgroschen verfügst, und falls du Schulden hast, bei den gegenwärtig hohen Zinsen vor allem für die kurzfristigen Schulden, die viel kosten, einen Plan für die regelmässige Tilgung hast. Der Notgroschen hilft dir, das Risiko zu vermeiden, dass du in einem ungünstigen Moment und unter Druck deine Anlagen verkaufen musst.

5. Übermässiges Hin und Her und häufige Strategiewechsel

Wenn du nicht gerade im Day-Trading unterwegs bist und deine Anlage mit einem zu dir passenden Risikoprofil aufgesetzt hast, dann musst du deine Strategie nicht so oft wechseln. Gerade mit den verschiedenen Apps kann es verlockend sein, Anpassungen vorzunehmen oder häufiger zu kaufen und zu verkaufen. Oft sind diese Transaktionen nicht gratis und je mehr du handelst, umso höher können deine Transaktionskosten ausfallen und deine langfristige Rendite beeinträchtigen.

6. Mangelndes Kostenmanagement

Die Kosten für deine Anlage können erheblichen Einfluss auf deine Netto-Rendite haben. Bei der Vielzahl von Anbietern und digitalen Möglichkeiten ist heute ein Wechsel i. d. R. einfach und problemlos möglich. Wichtig ist, dass der Anbieter zu deinen Bedürfnissen passt, z. B. wenn du häufig handeln möchtest, brauchst du eine Plattform mit tiefen Depot- und Handelsgebühren. Wenn du mit einem digitalen Vermögensverwalter arbeitest oder dein Geld verwalten lässt, dann sind die Verwaltungskosten und was du dafür bekommst entscheidend.

Um deine Flexibilität hochzuhalten ist es ideal, wenn du bereits bei der Wahl des Anbieters und des Produktes prüfst, welche allfälligen Zusatzkosten bei einem Wechsel anfallen würden. Auch beim langfristigen Anlegen lohnt es sich, jeweils einmal im Jahr einen Kostenvergleich zu machen und bei besseren Angeboten den möglichen Wechsel nicht zu scheuen.

7. Emotionales Handeln und Trends hinterherjagen

Angst und Gier sind Emotionen, die wir alle haben. Die Finanzmärkte sind ständig in Bewegung, darüber informiert zu sein hilft dir einerseits für kurzfristige Möglichkeiten, andererseits auch für längerfristige Anpassungen. Das heisst aber nicht, dass du den ganzen Tag Börsennachrichten lesen musst und auch nicht, dass deine Anlage sofort umgestaltet werden muss oder du jetzt auch auf den neuesten Trend aufspringen musst, nur weil gerade viel darüber berichtet wird (allenfalls ist der Trend dann bereits eingepreist).

Am wichtigsten ist es, zwischen langfristigen Entwicklungen und kurzfristigen Möglichkeiten zu unterscheiden und nicht dem Herdentrieb zu verfallen. Für kurzfristige Aktionen kannst du z. B. einen bestimmten Betrag bereitstellen, den du einsetzt. Bei grosser Unsicherheit (wird es noch weiter hochgehen oder wieder runter?) kannst du z. B. Teilverkäufe realisieren, so hast du einen Teil der Rendite realisiert und dein Risiko reduziert, sollte die Entwicklung nicht so verlaufen wie erhofft und hast trotzdem noch die Chance, dabei zu sein, wenn es sehr gut laufen sollte.

8. Inflation nicht mit einbeziehen

Die Inflation verringert die Kaufkraft deines Geldes im Laufe der Zeit. Du solltest bei der Wahl deiner Anlagen darauf achten, dass diese zumindest eine Rendite bieten, welche nach Kosten die Inflation übertrifft.

9. Fehlende regelmässige Überprüfung

Deine finanziellen Ziele und Risikotoleranz können sich im Laufe der Zeit ändern und deine Anlage sollte diesen Veränderungen Rechnung tragen – also einmal im Jahr zusammen mit den Kosten prüfen.

Bei aller Fehlervermeidung, die magische Ressource ist vor allem Zeit. Messungen an den Aktien des S&P 500 zeigen: Historisch gesehen lag die Wahrscheinlichkeit, bei einem Anlagezeitraum von 10 Jahren nicht im Plus zu enden, bei unter 5 %! Wie habt ihr es so? Welche Anlagefehler habt ihr gemacht und würdet ihr in Zukunft vermeiden? 😉

olga miler, frauen und geld, blog, watson
bild: zvg
Olga Miler ...
... war über zehn Jahre in verschiedenen Funktionen bei der UBS tätig, unter anderem hat sie dort das Frauenförderungsprogramm und den UBS Gender ETF aufgebaut. Jüngst gründete sie das Start-up SmartPurse, eine Plattform, auf der sie digitale Kurse und Workshops zum Thema Finanzen für Frauen anbietet. Letztes Jahr schrieb Miler den watson-Blog «Frauen und Geld» und wird uns dieses Jahr mit «MoneyTalks» an ihrer Expertise teilhaben lassen.

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25 Kommentare
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Alles Scheisse! Voilà, meine Hasstirade!
Es wird Frühling und alles ist schön und blüht und alle sind happy und das Leben ist supi, bla bla bla. Ich seh's anders. Ich find grad fast alles Scheisse.

Heute Morgen war's eine Horde KV-Schüler:innen, die mich noch vor 8 Uhr zur Weissglut getrieben haben. Sie haben im Tram gekifft. Natürlich habe ich vor 20 Jahren auch im Tram gekifft und fand's ultra bünzlig, wenn sich Bünzlis darüber aufregten.

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