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Unregelmässigkeiten bei Migros Aare – Chef tritt vorzeitig ab

Unregelmässigkeiten bei Migros Aare – Chef tritt vorzeitig ab

09.11.2021, 14:4309.11.2021, 17:13
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Raubüberfall auf die Migros-Filiale in Kirchberg BE: Der Täterschaft, eine vermummte Person mit blonder Perücke, gelang es, mit der Beute zu fliehen. (Symbolbild)
Bild: KEYSTONE

Interne Abklärungen haben ergeben, dass es bei der Genossenschaft Migros Aare zu nicht reglementskonformen Abläufen und Interessenskonflikten gekommen ist. Deshalb tritt Anton Gäumann, der langjährige Geschäftsleiter, Mitte November vorzeitig in den Ruhestand.

Wie die Migros Aare am Dienstag mitteilte, führten die Verwaltung und Gäumann bereits seit einiger Zeit Gespräche über eine personelle Erneuerung an der Spitze. Dies mit Blick auf eine vorzeitige Pensionierung Gäumanns. Nun wird diese Erneuerung vorgezogen.

Die internen Abklärungen hätten Hinweise auf «compliance-relevante» Vorgänge ergeben, heisst weiter. Die Rede ist ausser von nicht reglementskonformen Abläufen von nicht vollständig gemeldeten Interessenskonflikten. Im Interesse der Migros-Gemeinschaft habe Gäumann die Verantwortung für diese Vorgänge übernommen.

Der 61-Jährige gehe in gegenseitigem Einvernehmen in Pension und gebe alle Mandate in der Migros-Genossenschaft ab.

Gemäss heutigem Kenntnisstand sind laut der Mitteilung keine finanziellen Nachteile für die Migros entstanden. Gäumanns Stellvertreter Reto Sopranetti übernimmt am 15. November die operative Führung der Migros Aare.

Ehefrau war für Migros tätig

Auf Anfrage teilte die Medienstelle der Migros Aare mit, laut den internen Regeln der Migros müssten mögliche Interessenskonflikte in jedem einzelnen Fall gemeldet werden. «Diese Meldung erfolgte bei der als Rechtsanwältin tätigen Ehefrau von Anton Gäumann nicht vollständig». Die Migros Aare habe in den vergangenen Jahren Gäumanns Ehefrau als Expertin beigezogen.

Anton Gäumann.
Anton Gäumann.Bild: KEYSTONE

Gäumann trage als Geschäftsleiter die Verantwortung dafür, dass bei der Freigabe von Rechnungen reglementskonform vorgegangen werde. Das sei bei einzelnen Rechnungen nicht der Fall gewesen. Die Abklärungen fanden laut der Medienstelle unter Einbezug externer Experten statt und sind abgeschlossen.

Umsatzstärkste Migros-Genossenschaft

Die Migros Aare ist laut eigenen Angaben gemessen am Inlandumsatz die umsatzstärkste aller zehn regionalen Migros-Genossenschaften. Sie ging 1998 aus dem Zusammenschluss der Genossenschaften Bern und Aargau/Solothurn hervor und ist in diesen Kantonen tätig. Sie ist nach eigenen Angaben die grösste private Arbeitgeberin der drei Kantone.

Gäumann arbeitet seit 35 Jahren für die Migros Aare, welche ihren Sitz im bernischen Schönbühl hat. Für Thomas Aebersold, den Präsidenten der Verwaltung der Migros Aare, hat Gäumann in den 35 Jahren seiner Tätigkeit für das Unternehmen grosse Verdienste erworben.

Die Migros Aare steigerte 2020 den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr. Er nahm um 1,4 Prozent auf 3,4 Milliarden Franken zu. Der Gewinn hingegen sank wegen der Corona-Pandemie um 79 Prozent auf 5,3 Millionen Franken. Im Jahresdurchschnitt 2020 beschäftigte die Migros Aare 11'586 Angestellte in 7464 Vollzeitstellen.

Sopranetti seit 25 Jahren bei Migros

Gäumanns Nachfolger als operativer Leiter, Reto Sopranetti, ist 57-jährig und übernimmt den Chefposten interimistisch. Er führt dieses Amt ab Mitte November zusätzlich zu seiner aktuellen Verantwortung als Leiter der Direktion Retail (Supermarkt, Fachmarkt, Gastronomie).

Wie es bei der Migros üblich sei, werde vor der definitiven Besetzung der Geschäftsleiterstelle dieser Job ausgeschrieben, heisst es in der Mitteilung. Seit über 25 Jahren arbeitet Sopranetti für die Migros Aare. (aeg/sda)

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10 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hallwilerseecruiser
09.11.2021 16:05registriert Juli 2019
Die Migros sollte mal ihre internen Strukturen überdenken. Zehn Genossenschaften, die alle für sich rumwursteln und der Zentrale auf der Nase rumtanzen, sind weder effizient noch besonders rentabel. Gäbe es nur eine Genossenschaft, wären die Einsparungen wahrscheinlich grösser als die zukünftigen Einnahmen aus dem Alkoholverkauf.
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