Die Arbeitslosenquote in der Schweiz ist im August auf 3.3 Prozent von 3.2 Prozent im Juli gestiegen, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Mittwoch mitteilte. Gegenüber August 2019 erhöhte sich die Quote massiv, damals hatte sie bei 2.1 Prozent gelegen. Die um saisonale Faktoren bereinigte Quote blieb derweil mit 3,4 Prozent unverändert.
Die Quoten für den August lagen im Rahmen der Erwartungen. Ökonomen hatten die Arbeitslosenquote im Vorfeld im Bereich von 3,2 und 3,4 Prozent und die saisonbereinigt Ziffer bei 3,3 bis 3,4 Prozent gesehen.
Aufgeschlüsselt nach Alter nahm die Arbeitslosigkeit vor allem bei den Jungen zu.
Zwar sei es üblich, dass die Quote bei dieser Altersgruppe im Sommer ansteige, sagte Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), am Mittwoch an einer Telefonkonferenz. Die Begründung sei, dass der Lehrabschluss üblicherweise im Sommer stattfinde und die Jungen dann auf Jobsuche gingen.
«Dieser Anstieg ist aber einer der stärksten der letzten Jahre», so Zürcher weiter. Es werde wegen der Folgen der Coronakrise weniger rekrutiert.
Das Amt will die weitere Entwicklung nun im Auge behalten. Im Normalfall sei es nämlich so, dass die meisten dieser Lehrabgänger dann im Herbst und Winter eine Stelle fänden. Ob dies in Corona-Zeiten auch gelte, «wird zu beobachten sein», so Zürcher.
Auch wenn sich die Arbeitslosenquote über alle Altersgruppen hinweg im August gegenüber dem Vormonat nur leicht veränderte, gegenüber der Vor-Corona-Zeit ist sie deutlich erhöht. Die gemessene Quote sei für einen August die höchste seit zehn Jahren, sagte Zürcher.
Noch vor einem Jahr wurden mit einer Quote von 2,1 Prozent nämlich Rekordtiefstände gemessen. Die Zahl der Arbeitslosen hat sich seither um knapp 52'000 erhöht, was knapp der Einwohnerzahl der Stadt Biel entspricht.
Für Zürcher steht jedoch fest, dass die Arbeitslosigkeit ohne das Instrument der Kurzarbeit während der Krise viel stärker zugenommen hätte.
Der Seco-Experte bezifferte die entsprechenden geschätzten Quoten in einer «grobe Überschlagsrechnung» für die Monate März und April auf «über 10 Prozent» (statt 2,9%) rsp. auf «mehr als 20 Prozent» (statt 3,3%).
Danach habe sich diese geschätzte Quote wieder zurückgebildet, auf gut 8 Prozent im Juni. «Kurzarbeit hat also enorm geholfen, die Arbeitslosigkeit nicht explodieren zu lassen», sagte Zürcher.
Die Ökonomen der Raiffeisen-Bankengruppe schreiben in diesem Zusammenhang aber von einer «hohen Schattenarbeitslosigkeit». Sie sehen ein Risiko, dass im Herbst doch noch ein permanenter Personalabbau stattfinden wird. Denn verschiedene finanzielle Entlastungen, die während der Krise gegolten hätten, liefen nun aus. Und gleichzeitig sei bei vielen Unternehmen die Auslastung der Produktion nach wie vor tief.
Das Seco sieht aber nach wie vor keine Anzeichen für eine anrollende Konkurs- und Entlassungswelle. Ein Indiz dafür sind laut Zürcher die Anmeldungen für Massenentlassungen. Zwischen März und August hätten 139 Unternehmen für rund 8'000 Jobs eine solche Massnahme angekündigt. Zum Vergleich: Ende August waren über 151'000 Personen arbeitslos gemeldet.
Das Seco hat derweil im August insgesamt 237'215 Stellensuchende registriert, 1'453 mehr als im Vormonat. Die Zahl der bei den RAV gemeldeten offenen Stellen verringerte sich derweil um 243 auf 35'052. Von diesen unterlagen 20'353 der Meldepflicht.
Wie üblich wurden auch Angaben zur Kurzarbeit gemacht. Offiziell liegen allerdings erst die Werte für den Juni vor Damals waren laut den Angaben 488'312 Personen von der Kurzarbeit betroffen nach gut einer Million rsp. knapp 900'000 in den «Corona-Lockdown-Monaten» April und Mai. (awp/sda)
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