Auf den ersten Blick kommt das erste Jahresergebnis der UBS nach der Übernahme der Credit Suisse positiv daher. Die Grossbank verkündet für 2023 einen Jahresgewinn von 29,9 Milliarden Dollar. Hinzu kommen 77 Milliarden Dollar an Neugeldern, kein Vergleich mit den riesigen Abflüssen bei der Credit Suisse im vergangenen Jahr.
Auf den zweiten Blick sieht es jedoch etwas anders aus. Der Gewinn der UBS kommt fast ausschliesslich durch die Übernahme der Credit Suisse zustande, die knapp 29 Milliarden Dollar in die Kassen gespült hat. Im vierten Quartal 2023 beträgt der Verlust 279 Millionen, im dritten Quartal lag er bei 785 Millionen Dollar. Es sind die beiden ersten Quartale, in denen die Credit Suisse komplett mitgerechnet wird.
Die Lage der einzigen verbliebenen, systemrelevanten Bank der Schweiz bleibt herausfordernd, das rigorose Sparprogramm bestehen. Bis Ende 2026 möchte die UBS ihre Kosten um 13 Milliarden Dollar reduzieren, bislang war von 10 Milliarden die Rede.
Die Hälfte der Einsparungen geht auf Kosten des Personals, gemäss «Tages-Anzeiger» entspricht dies rund 20'000 Stellen. Im vergangenen Quartal ist die Anzahl an Angestellten weltweit bereits um 4336 Personen auf rund 112'000 Vollzeitstellen gesunken.
Gleichzeitig hebt die UBS ihre Dividende an. Für das Jahr 2023 soll diese um 27 Prozent steigen, pro Aktie gibt’s 0,7 Dollar. Juso-Präsident Nicola Siegrist ärgert sich über das Vorgehen der Grossbank: «Die neue Monsterbank UBS macht auch einen Riesenprofit, weil sie die Credit Suisse staatlich abgestützt übernehmen konnte. Für das Risiko haftete die öffentliche Hand, der Gewinn geht nun in die private Tasche.»
Dass in den kommenden Jahren gespart werden muss, leuchtet Siegrist ein. «Dass nun aber die normalen Bankangestellten, die sich vor einer Entlassung fürchten, die Konsequenzen des Manager-Casinos bei der Credit Suisse tragen müssen, ist stossend.»
Auf Anfrage von watson sagt FDP-Nationalrat Marcel Dobler vor dem Hintergrund des Stellenabbaus: «Sicher ist eine unmittelbare Erhöhung der Dividenden politisch unsensibel, aber faktisch führt es zum gleichen Ergebnis, wenn sie erst in zwei oder drei Jahren erhöht werden.»
Ein bürgerlicher Politiker, der nicht genannt werden möchte, betont, dass das eine mit dem anderen nichts zu tun habe. Dividenden nicht auszubezahlen, um damit durch die Integration der Credit Suisse nicht mehr produktive Stellen künstlich am Leben zu erhalten, mache unternehmerisch absolut keinen Sinn.
Dass die UBS die Credit Suisse ohne staatliche Garantien – ein Vorwurf der Linken – nicht hätte kaufen können, ist auch für Marcel Dobler klar, aber: «Die UBS hat frühestmöglich auf diese Garantien verzichtet.»
Des Weiteren betont Dobler, dass die generellen Sparziele der UBS zur langfristigen Stabilität der Grossbank beitragen würden. Dieser Meinung ist auch SVP-Nationalrat Benjamin Fischer: «Wir haben alles Interesse daran, dass die UBS gesund ist und erfolgreich wirtschaftet.» Zu den Sparplänen sagt Fischer: «Hoffentlich spart die UBS. Das ist dringend nötig. Alles andere wäre dumm und naiv. Bei einem Zusammenschluss zweier Unternehmen ist es zudem logisch, dass es zu einem Stellenabbau kommt.»
Benjamin Fischer äussert sich auch zur geplanten Erhöhung der Dividenden. Die UBS müsse über eine starke Kapitalbasis verfügen und attraktiv sein für die Eigentümer. Bei der Credit Suisse habe man gesehen, was passiere, wenn dies nicht der Fall sei. Tipps der Politik, was da operative Geschäft betreffe, seien nicht angebracht, «schon gar nicht von den Linken».
Trotz der zuversichtlichen Ausgangslage der UBS sei das Problem «too big to fail» jedoch auch nach den neusten Ergebnissen nicht gelöst, so Fischer weiter. Gebe es Probleme, müsse die Schweiz wieder einspringen, «es stellt sich die Frage, wie weit das die Schweiz dann überhaupt noch kann».
Fischer sagt: «Eigentlich darf es keinen Marktteilnehmer geben, der ‹too big to fail› ist, das ist systemfremd. Jeder Marktteilnehmer muss potentiell Konkurs gehen können, sonst darf man nicht von einer Marktwirtschaft sprechen. Bei der UBS ist dies jedoch nicht gegeben.» Leider habe man für die Lösung dieses Problems nie politische Mehrheiten gefunden.
Auch Mitte-Fraktionspräsident Philipp Matthias Bregy ist der Meinung, dass die Regularien so anzupassen seien, dass ein zweiter Fall Credit Suisse verhindert werden könne. «Denkbar sind ein Boni-Verbot bei Verlusten oder eine Erhöhung der Eigenkapitalquote.» Gewinne oder die Dividendenpolitik von rentablen Unternehmen zu kommentieren – da ist Bregy mit anderen bürgerlichen Politikern einig – sei nicht die Aufgabe der Politik.
UBS-CEO Sergio Ermotti ist guten Mutes, was die Zukunft seiner Bank betrifft. In der am Dienstag veröffentlichten Medienmitteilung lässt sich der 63-Jährige folgendermassen zitieren:
Die UBS will also gleichzeitig sparen und wachsen. Im zweiten Quartal soll die rechtliche Zusammenlegung der UBS und Credit Suisse auf globaler Ebene erfolgen. Die Schweizer Gesellschaften der beiden Banken sollen im dritten Quartal 2024 zusammengelegt werden. Der Stellenabbau geht vor allem im zweiten Halbjahr 2024 weiter.
Was ich stossend finde, sind die Managerboni, die grenzdebil sind. Mitarbeitende kriegen die Kündigung oder aber knapp einen Monatslohn als Bonus, die Teppichetage erhält einen enorm hohen Fixlohn plus eine Vervielfachung davon als Bonus. Egal wie es der Firma heute Morgen oder übermorgen geht.
"Die UBS müsse über eine starke Kapitalbasis verfügen und attraktiv sein für die Eigentümer."
"Tipps der Politik, was da operative Geschäft betreffe, seien nicht angebracht, «schon gar nicht von den Linken»."
"«Eigentlich darf es keinen Marktteilnehmer geben, der ‹too big to fail› ist, das ist systemfremd."
Und der erste Preis für den Eiertanz auf dem politischen Glatteis geht an Benjamin Fischer mit seiner perfekt ausgeführten vierfach-kopflosen Hirnpirouette mit zweifach-zugedrückten Augen.