Wirtschaft
Schweiz

SBB verkaufen 8,8 Millionen Sparbillette – aber nicht alle freuen sich

An SBB employee is working in the entrance area of the ticket hall, pictured in the SBB Travel Centre at the railway station Zuerich Oerlikon, Switzerland, on November 27, 2017. (KEYSTONE/Gaetan Bally ...
Die Sparbillette finden reissenden Absatz. Doch nicht immer kaufen Kunden das richtige Ticket. Bild: KEYSTONE

Neuer Rekord: SBB verkaufen 8,8 Millionen Sparbillette – aber nicht alle freuen sich

SBB-Kondukteur Dominik* hat watson geschildert, wie Bahnkunden mit günstigen Tickets in falschen Zügen fahren wollen. Tatsächlich ist die Anzahl der verkauften Sparbillette 2019 um 60 Prozent angestiegen.
28.01.2020, 11:1429.01.2020, 06:22
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Roh und ungefiltert hat der SBB-Kondukteur Dominik in der watson-Serie «Was ich wirklich denke» über seinen Berufsalltag erzählt. Besonders zu schaffen machen ihm die vielen Sparbillette, die sich «wegen der vielen Werbung wie eine Plage» ausbreiteten.

Die Zahl der verkauften SBB-Günstigtickets ist im vergangenen Jahr tatsächlich massiv in die Höhe geschnellt. Total 8,8 Millionen Spartickets verkauften die SBB 2019, wie SBB-Sprecher Raphael Hirt auf Anfrage von watson erklärt. Das sind gut 60 Prozent mehr als im Vorjahr, als 5,5 Millionen vergünstigte Billetts abgesetzt wurden. Mehr als jedes vierte verkaufte Ticket ist mittlerweile ein Sparbillett.

Für die Kondukteure bedeuten die Sparbilletts auch Mehrarbeit. «Ich habe das Gefühl – etwas böse gesagt – die Schweizer sind schlicht zu dumm für Sparbillette», erzählt Kondukteur Dominik weiter. Und nennt ein Beispiel: Kürzlich habe ihm am Nachmittag ein Mann im Intercity nach Brig sein Sparbillett für einen Zug um 23 Uhr gezeigt. «Ich sagte ihm, dass er auf dem falschen Zug sei und sich ein richtiges Ticket kaufen müsse.»

Im Zweifelsfall eine Busse

Wie viele Reisende tatsächlich mit falschen Sparbilletts zu fahren versuchen und auf Kulanz der Kondukteure hoffen, ist unklar. Laut den SBB-Richtlinien gilt eine Fahrt mit einem falschen Sparbillett – ausser der Anschlusszug ist verspätet – als eine «Reise ohne gültigen Fahrausweis». Dementsprechend müssten die Reisenden einen Zuschlag von 90 Franken zahlen und ein normales Ticket kaufen. Wie oft dies 2019 passiert ist, darüber geben die SBB keine Auskunft.

Die SBB hätten Feedback von Zugbegleitern erhalten, die negative Erfahrungen mit den Sparbilletts gemacht haben. «Die Meldungen des Personals bewegen sich aber im Rahmen anderer Billette und Abos», so Hirt weiter.

Gefeierter Sparbillett-Boom

Warum geht der Verkauf der Sparbillette eigentlich durch die Decke? Die SBB haben 2019 das 10-Jahres-Jubiläum der Sparbillette gefeiert und über 120 Millionen Franken an Rabatten an die Passagiere weitergegeben. Und dementsprechend mehr günstige Tickets in den Online-Verkauf gestellt.

Die SBB sind mit der Ticket-Offensive zufrieden: «Die billigen Tickets motivieren Reisende, statt in einem übervollen in einem schwach ausgelasteten Zug zu fahren. Sie bringen Autofahrer auf die Schiene. Und wirken dem teuren Image des ÖV entgegen», sagte ein SBB-Kader kürzlich zu den Tamedia-Zeitungen.

Die Reaktionen der User

Die watson-User finden klare Worte für Passagiere, die absichtlich mit falschen Sparbilletts reisen:

Bonus: Die lustigsten Fundgegenstände

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24 Bilder aus der guten alten SBB-Zeit
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24 Bilder aus der guten alten SBB-Zeit
Am 1. Januar 1902 wurden die SBB gegründet. An diesem Tag fuhr auch der erste SBB-Zug, der eigenhändig von der SBB-Generaldirektion geführt wurde. Bis dahin wurde der Betrieb zwar im Auftrag der Bundes, aber noch in der Organisation der Privatbahnen geführt. Sukzessive wurden von 1901 bis 1909 die fünf grössten Privatbahnen verstaatlicht und in die SBB überführt. Die Männer tragen schicke Doppelreiher und posieren vor dem allerersten SBB-Zug. Er ist gerade im Bahnhof Bern eingetroffen. ... Mehr lesen
quelle: foto service sbb / str
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Der Bedarf an Nachtzügen steigt
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56 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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insert_brain_here
28.01.2020 12:16registriert Oktober 2019
Ich mag Sparbillette. Letzten Sommer konnte ich spontan ein Wochenende im Tessin verbringen und das Sparbillett hat mir die Wahl des Transportmittels noch einfacher gemacht. Selber fahren mit Staurisiko, Anhalten für Pinkeln und Tanken, unterwegs nichts essen und total unentspannt Ankommen oder gemütlich in den Zug sitzen und 2h Netflix reinziehen während ich kühles Bier und kaltes Plättli geniesse?
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Pitsch Matter
28.01.2020 11:58registriert September 2016
Habe ich nur das Gefühl oder sind die Sparbilette seit 2020 massiv weniger geworden bzw. es wird nur noch einen minimalen Rabatt gegeben?
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Locutus70
28.01.2020 12:40registriert September 2018
Ich finde es gut. Nach Zürich oder Luzern fahren wir nur noch mit dem Zug - sogar mit unserer kleinen Tochter. Es ist bequemer, stressfreier, oft schneller und mit Sparbillette meistens noch günstiger als mit dem Auto.
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So up to date ist die Schweizer Rapszene

watson war gestern am SRF Bounce Cypher vor Ort in Oerlikon. Logisch, dass nicht jeder so gut Bescheid weiss wie Menschen, die im Journalismus arbeiten, aber trotzdem: Wir wollten von den Künstlerinnen und Künstlern wissen, wie gut sie informiert sind darüber, was in der Welt gerade so abgeht. Weisst du, wer zurzeit in den USA um das Amt des Präsidenten kämpft? Oder wie unser Schweizer ESC-Song heisst?

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