Dass nzz.ch, 20min.ch, tagesanzeiger.ch oder blick.ch von den grossen Schweizer Medienhäusern betrieben werden, liegt auf der Hand. Aber hätten Sie gewusst, dass auch Doodle zu Tamedia gehört? Oder Homegate? Oder dass Dein Deal von Ringier betrieben wird? Nein? Kein Wunder. Schliesslich haben alle diese Sites wenig mit Nachrichten zu tun. Dabei sind diese Brands nur gerade die bekanntesten Zukäufe der letzten Jahre.
Erst jüngst schnappt sich die NZZ das Wirtschaftsdatenportal Moneyhouse, welches von der Itonex AG betrieben wird. Und Doodle wurde vollständig von Tamedia übernommen. Die Einkaufstour geht weiter. Reichweitenstarke und umsatzträchtige Onlineunternehmen werden von den Medienverlagen kräftig umworben. Wir bringen Licht ins Dunkel des New-Media-Business und verraten Ihnen, mit wem Sie es beim Durchstöbern von Wohnungsanzeigen, beim Suchen nach Jobs oder bei der Jagd nach Schnäppchen in Wirklichkeit zu tun haben.
Beginnen wir mit der Tamedia, die ein besonders buntes Portfolio zusammengestellt hat. Der Konzern hat in den letzten Jahren kräftig ins Digitalgeschäft investiert. Und erst vor kurzem hat sie die Aktienmehrheit beim Online-Terminplanungsservice Doodle vollständig übernommen.
Eine Aktienmehrheit hat der Medienkonzern auch beim Verzeichnisportal search.ch (75%), beim Modeportal Fashion Friends AG (65%) sowie beim Ticketing-Anbieter Starticket (75%). Einige weitere exotische anmutende Unternehmen im Medienhaus sind die Dokumentenplattform TxT Bear AG (keine Angabe über Anteil) und das Immobilienportal Homegate (45 %).
Auch dieser Familienkonzern ist höchst aktiv beim Shoppen lukrativer medienfremder Web-Unternehmen. So hat Ringier das Schweizer Schnäppchenportal Dein Deal AG (65%), die Plattform Geschenkidee.ch an Land gezogen und ist seit Januar zu 100% beteiligt an der Onlineplattform Scout24 Schweiz. Auch das Geschäft mit Veranstaltungen wollte sich die Familie nicht entgehen lassen. Das Ticketservice-Pendant von Ringier ist eine 50-prozentige Beteiligung an Ticketcorner. Ausserdem teilt sich Ringier mit Tamedia das erfolgreiche Onlinestellenportal jobs.ch.
Das Portfolio der NZZ ist etwas weniger bunt. Die «auffallendsten» Tupfer in der NZZ-Mediengruppe sind der Onlinevermarkter AdWebster (49%) und eine Minderheitsbeteiligung von 20% am Deutschen Onlinelernsystem BetterMarks GmbH. Voll integriert (100 %) und neu dabei im NZZ-Haus ist das Wirtschaftsdatenportal Itonex.
Bisher ganz der Medienlinie hat sich scheinbar die AZ Medien verschrieben. Das Imperium mit Sitz im Aargau ist an unzähligen Medienunternehmen beteiligt, wie neuerdings auch am Sender Tele Züri. Auch der jüngste Coup in Sachen Start-up sorgte für grosse Aufmerksamkeit: AZ Medien ist zu 42,5% an der Fixxpunkt AG beteiligt, die das neue Schweizer Newsportal watson betreibt.
Während hierzulande die Mediengiganten ihre Imperien um renditeträchtige Online-Unternehmen erweitern, interessieren sich paradoxerweise private Investoren immer mehr für Medienunternehmen. Bestes Beispiel ist der Kauf der Washington Post von Amazon-Gründer Jeff Bezos. Für den Erhalt von «Le Temps», die Tamedia und Ringier gemeinsam abstossen möchten, hat sich eine Gruppe privater Unterstützer zusammengetan. Einst hat sogar der Chef des Uhrenwerkes Hublôt, Jean-Claude Biver, seine Kaufabsichten bekundet. Besonders vollmundig hat der chinesische Multimillionär Chen Guangbiao seinen Wunsch herausposaunt, die rennommierte US-Tageszeitung «New York Times» kaufen zu wollen.
«Ich beabsichtige die Zeitung zu kaufen und bitte Sie, dies nicht als Scherz zu betrachten», schrieb Guangbiao in einem Kommentar.