«Rire, c'est bon pour la santé»: Mit seiner mit bitterernster Miene vorgebrachten Ansprache zum Tag der Kranken brachte Bundespräsident Johann Schneider-Ammann 2016 nicht nur die ganze Schweiz zum Lachen, sondern sorgte damit auch international für Furore.
Lachen, so wollen es Wissenschafter wissen, ist in der Tat gut für die Gesundheit. Und offensichtlich wird nicht genug gelacht, insbesondere am Arbeitsplatz nicht. Im Gegenteil: Dort, glaubt man den zahllosen Umfragen, Statistiken und Studien, gibt es immer weniger zu lachen. Die Belastung sei hoch, das Stressempfinden stark ausgeprägt, die Burnout-Gefahr gross. Deshalb sollte mehr geschmunzelt und gekichert werden.
Gut, wer lustige Kollegen und Kolleginnen hat. Für die anderen gibt es nun den Chief LOL Officer, den «Lachchef», einen digitalen Lachdetektor, der den Lachpegel am Arbeitsplatz misst. Das Akronym LOL steht dabei für «laughing out loud» – laut lachen.
Der zugegebenermassen lachhafte englische Namen ist kein Witz, sondern eher eine Verbeugung vor der Schweizer Managerkaste, die ohne englische Titel wohl kaum mehr wüsste, was sie zu tun hätte. Die Aufgabe des Chief LOL Officer jedenfalls ist einfach: Er muss dafür sorgen, dass im Büroalltag mindestens viermal gelacht wird innerhalb von zwei Stunden. Wird der Wert nicht erreicht, versendet er «lustigen Content an die Geschäftsmailadresse der Mitarbeitenden» – Katzenvideos, Memes und Picdumps, also Sammlungen von lustigen Bildern. Kurz: «Das Beste, was das Internet zu bieten hat.»
So lautet jedenfalls das Versprechen der Baloise-Versicherung, die den Chief LOL Officer gemeinsam mit einem Technikpartner entwickelt hat. Ob die Mitarbeitenden dies dann auch wirklich lustig finden und sogar lachen müssen, wird nun in einem vierwöchigen Experiment getestet. Die Baloise hat ihren Chief LOL Officer in den Büroräumlichkeiten eines langjährigen Geschäftskunden mit zehn Mitarbeitenden installiert, dem Appenzeller Online-Firmengründungsportal Fasoon.
Firmen-Co-Gründer Walter Regli ist sich bewusst, dass der Chief LOL Officer kein Heilsbringer ist, wie er auf Anfrage sagt. Ein Gerät könne nicht eine schlechte Firmenkultur verbessern oder grundsätzliche Probleme lösen. Der Fasoon-Chef sieht den Lachdetektor eher als eine Art «Eisbrecher» oder «Türöffner», um über ein tabuisiertes Thema zu diskutieren: «Fast jeder und jede kennt eine Person, die mit mentalen Gesundheitsproblemen zu kämpfen hat», sagt Regli. «Aber wir sprechen nicht darüber.» Das habe sich nun in seiner Firma geändert. «Seit ich unsere Mitarbeitenden informiert habe, dass wir den Chief LOL Officer testen, reden alle viel freier über dieses Tabuthema.» Und das sei zumindest ein Anfang.
Nach einer einmonatigen Testphase wollen Baloise und Fasoon dann gemeinsam Bilanz ziehen und beurteilen, ob der Lachchef, der selbst auch ohne Bonus immer lacht, sich bewährt hat. Bei positivem Feedback will die Versicherung einen Hersteller für die Massenproduktion finden – damit der Chief LOL Officer «eine Prise Humor in die Schweizer Arbeitswelt» tragen möge.
Und falls der digitale Humor-Manager den Test nicht besteht, bleibt ja noch immer die Ansprache von Johann Schneider-Ammann.
Unternehmen sollen eine Kultur schaffen die Mitarbeitende nicht krank macht!
Diese Symptombekämpfung der Baloise ist einfach eine billige Massnahme für Unternehmen die nicht wirklich ernsthaft was verbessern wollen…