Mark Schneider bringt gegen aussen wenig aus der Ruhe. Der Nestlé-Chef legt stets Auftritte vor Investoren und Analysten ab, die man positiv als kontrolliert-professionell, negativ als steif oder dröge auslegen kann. Das dürfte auch am Donnerstag an der Generalversammlung des Nahrungsmittelmultis in Lausanne der Fall sein. Allerdings: Schneider, der seit 2017 das CEO-Amt innehat, wird mit unbequemen Fragen konfrontiert werden.
Die Aktionärsorganisation Actares, die sich für mehr Konzernverantwortung einsetzt, will Nestlé Fragen zur Buitoni-Affäre des vergangenen Jahres stellen. Weil bakterienverseuchte Pizzas aus einer Fabrik in Frankreich in den Verkauf gerieten, seien zwei Kinder gestorben und andere leiden laut Actares noch heute an den Folgen der Erkrankung. Die Organisation möchte wissen, welche Lehren aus dem Fall gezogen wurden.
Zudem will Actares wissen, wie der Konzern seinen hohen Plastikverbrauch vermindern will. Damit ist die Gruppierung nicht allein. Denn diese Frage wird auch die Umweltorganisation Greenpeace Schweiz erneut stellen, deren Konsumexpertin an der Generalversammlung teilnehmen wird. «Wir wollen wissen, wann Nestlé sich endlich Ziele für Mehrweg-Verpackungen setzt und wie diese aussehen werden», sagt Greenpeace-Sprecherin Michelle Sandmeier.
Nestlé habe aktuell weniger als 1 Prozent wiederverwendbare Plastikverpackungen. «Wir fordern den Konzern auf, bis 2030 mindestens 50 Prozent der Verpackungen wiederverwendbar zu machen», sagt Sandmeier. Sie verweist auf die Konkurrenz. So hat Coca-Cola zuletzt angekündigt, bis 2030 mindestens 25 Prozent der Getränkeverpackungen auf Mehrweg umzustellen.
Actares wird zudem gleich mehrere Anträge des Verwaltungsrats ablehnen, so zum Beispiel die Entlastung der Führungscrew wegen dem Fall Buitoni, aber auch die Wahl von CEO Mark Schneider in den Verwaltungsrat, da diese Doppelmandate nicht den Grundsätzen der guten Geschäftsführung entsprechen. Auch Ethos, die Stiftung für nachhaltige Anlagen und aktives Aktionariat, lehnt diese Anträge ab.