Wirtschaft
Schweiz

Neues Rekordtief: Ein Euro ist weniger als 96 Rappen wert

Neues Rekordtief: Ein Euro ist weniger als 96 Rappen wert

22.08.2022, 11:54
Mehr «Wirtschaft»

Der Franken bleibt auch zu Beginn der neuen Woche gefragt. Auslöser dafür ist primär die Schwäche des Euro. Die Gemeinschaftswährung fällt zum Franken kurzzeitig unter die Marke von 0.96 Franken auf ein neues Rekordtief.

ARCHIVBILD - EURO-FRANKEN-KURS RAST AUF 1,14 MARKE ZU - Coins of 1 Euro (left) and coins of 1 Swiss Franc (right), pictured on July 21, 2011. (KEYSTONE/Martin Ruetschi)
Ein Grossteil der Euroschwäche ist der Stärke des US-Dollar geschuldet.Bild: KEYSTONE

Am Montagmorgen notiert der Euro mit 0.95825 Franken so tief wie noch nie. Seit der unerwarteten Zinserhöhung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) Mitte Juni hat der Euro mehr als sieben Prozent verloren.

Euroschwäche vs. Dollarstärke

Ein Grossteil der Euroschwäche ist der Stärke des US-Dollar geschuldet. Denn dieser wird von der Aussicht auf weitere rigide Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed und von einer robusten Konjunktur gestützt. Zum Franken bewegt sich der Dollar in einer engen Spanne um 0.9590 Franken.

Gegen den Euro sprechen neben dem Ukrainekrieg, die drohende Energiekrise und die sehr wahrscheinliche Rezession in der Eurozone. Dazu kommt ein Mangel an Vertrauen in die Europäische Zentralbank (EZB). Diese bekämpfe die Inflation zu zögerlich, heisst es am Markt.

Mangelndes Vertrauen in EZB

Für Thomas Stucki, Anlagestratege der St. Galler Kantonalbank, ist der Hauptgrund für die Euroschwäche vor allem das mangelnden Vertrauen in die Eurozone. Die anstehenden Zinserhöhungen der EZB könnten dem Euro kurzfristig zwar etwas Rückenwind verleihen. Doch das Konstrukt der Eurozone sei instabil, solange die strukturellen Unterschiede zwischen den Euroländern so gross seien, schreibt Stucki in seinen «Investment News» vom Montag.

Der Franken profitiere dagegen von der im Vergleich zu Europa und den USA viel geringeren Inflation, einer gut laufenden Wirtschaft und seiner Rolle als sicherer Hafen. Dazu komme, dass die SNB entschlossen sei, die Inflation zu bekämpfen, kommentiert die Bank Syz in ihrem «Brennpunkt». Und dies, obwohl die Inflation mit 3,4 Prozent in der Schweiz viel geringer ist als in der Eurozone mit rund neun Prozent.

Die SNB verfolge also ein strengeres Inflationsziel als ihre internationalen Pendants, schreibt die SYZ. «Dies ist einer der Gründe für den Ruf des Schweizer Frankens als sicherer Hafen und es ist wahrscheinlich der Grund, warum der Schweizer Franken in Zeiten hoher globaler Inflation tendenziell aufwertet.»

Erholung des Euro möglich?

Nach dem starken Kursrutsch des Euro zum Franken würde eine Gegenreaktion zwar nicht überraschen, sagt Stucki. Mittel- und langfristig werde der Euro aber im Trend gegenüber dem Franken an Wert verlieren, heisst es passenderweise auch hier.

Solange die Inflation in der Schweiz so hoch sei wie jetzt und solange die Aufwertung des Frankens geordnet und in einem überschaubaren Rahmen stattfinde, werde die Nationalbank dies aber zulassen. «Wo die SNB die Grenze zum Eingreifen sieht, wissen wir nicht.»

Immerhin könnte dem Euro aber helfen, dass im Gegensatz zur Schweiz viele schlechte Nachrichten aus der Eurozone bereits eingepreist seien. Daher könnten hiesige Konjunkturzahlen die Markterwartungen enttäuschen. Dies könnte dem Euro zu einer Stabilisierung verhelfen, so wiederum die Bank Syz. (sda/awp)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Sina bringt so leicht nichts aus der Fassung – das Openair Gampel hat's geschafft
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
16 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
mrgoku
22.08.2022 16:05registriert Januar 2014
Die EU kann ja einfach den CHF übernehmen.... :D
242
Melden
Zum Kommentar
16
SVP-Imark wirft Parmelin Lügen vor, deutsche Autokrise betrifft Schweiz – die Sonntagsnews
Diskussion über den EU-Kohäsionsbeitrag, das Geschäft mit pflegenden Angehörigen und ein SVP-Nationalrat, der hässig auf «seinen» Bundesrat ist: Das und mehr findet sich in den Sonntagszeitungen.

Der Bundesrat soll kommenden Mittwoch über die Höhe des künftigen Kohäsionsbeitrags an die EU beraten. Laut der «NZZ am Sonntag» soll festgelegt werden, wie viel die Schweiz für ihren Zugang zum europäischen Binnenmarkt zahlen möchte. Der bisherige Beitrag von jährlich 130 Millionen Franken dürfte deutlich steigen; als Vergleich wird die Zahlung Norwegens von 450 Millionen Franken herangezogen. Der FDP-Nationalrat Simon Michel sieht darin eine sinnvolle Investition und hält Norwegen für einen realistischen Vergleich. Kritiker, darunter SVP-Nationalrat Franz Grüter, lehnen Zahlungen an die EU ab und betonen, dass die Schweiz mit anderen Handelspartnern keine solchen Beiträge leiste. Weiter drängt die EU laut «NZZ am Sonntag» auf eine Öffnung des Schweizer Schienennetzes für ausländische Anbieter, was in der Branche auf Widerstand stösst.

Zur Story