Eine Bierbrauerin, eine Migros-Kaderfrau und eine mehrfache Verwaltungsrätin: Sie alle haben es «geschafft» und sitzen in der Teppichetage einer Firma. Damit gehören sie in der Schweiz zu einer klaren Minderheit. Wie gehen sie damit um? Wie haben sie es bis dorthin geschafft? Und vor allem: Welche Hindernisse mussten und müssen sie überwinden? Ein SRF-DOK hat am Donnerstagabend nach Antworten gesucht.
Das sind die Protagonisten des Dokumentarfilms und ihre Geschichten:
Mitglied der Geschäftsleitung von zwei Firmen, mehrfache Verwaltungsrätin und Managerin der Familie.
Bei den Caprez' sind beide berufstätig. Der Grosspapi springt an zwei Tagen pro Woche ein und betreut seine Enkel. Die übrige Zeit spielt der Jüngste in der Kita. Kostenpunkt: 1200 Franken pro Monat. Caprez' Mann hatte bei der Familienplanung zwar versprochen, er würde, wenn die Kinder dann da sind, Teilzeit arbeiten. Durchgezogen hat er das schliesslich nicht. Nun bleibt das Organisatorische an Caprez hängen. Und während sie mit ihrem dritten Kind in die Kita eilt und dabei fast den Zug verpasst, macht ihr Ehemann wie jeden Morgen einen Schwumm im Zürichsee.
Nebst dezent angedeuteten Vorwürfen in Richtung Ehemann kritisiert Caprez das hiesige System: «Gutverdienende und solche, die Subventionen erhalten, können sich die Kita leisten.» Wer dazwischen liegt, entscheide sich wahrscheinlich gegen die Kita, die Grosseltern sprängen ein – oder die Frauen reduzierten ihr Pensum.
Aus diesen Gründen fördert Caprez finanziell und als Beraterin Projekte, die Kinder und Karriere ermöglichen. Unter anderem ein Coworking-Space mit integrierter Kita. Ihre Haltung dazu ist pragmatisch: «Wir haben unser Leben selber in der Hand. Wenn die nötigen Strukturen nicht da sind, müssen wir sie eben schaffen.»
Leiterin Verkauf Supermarkt der Migros Aare, führt 5000 Menschen.
In Cornelia Marendings Familie sind die klassischen Rollen getauscht: Ehemann Daniel kümmert sich um Kind und Haus, sie ernährt die Familie.
Marending über Kaderjobs: «Ich befürworte keine Quoten. Die Leute mit den besten Voraussetzungen und Kompetenzen sollen in diese Positionen kommen, egal ob Frau oder Mann. Wenn es eine Frau ist, umso schöner.» Hinter ihr ein Sitzungszimmer voller Männer – und eine Frau. Der Journalist fragt nach, wer das sei. Marending: «Die Assistentin.»
Marending erklärt sich den tiefen Frauenanteil in Geschäftsleitungen folgendermassen: «Sie trauen es sich zum Teil nicht zu, eine Führungsposition zu übernehmen, haben zu wenig Mut für Neues, Mut vor die Leute zu stehen und zu sagen, ‹doch, ich möchte diese Rolle.›» Doch auch das hiesige System spiele eine Rolle: «Bei uns muss, wenn man Kinder hat, fast immer mindestens ein Elternteil zu Hause bleiben.»
Ihr Ehemann geniesst es derweil, viel Zeit mit den zwei Töchtern zu verbringen. Er ist überzeugt: «Es sind auch die Frauen, die das Feld Zuhause nicht unbedingt räumen wollen, sie wollen den Männern nicht Platz machen.»
Steht an der Spitze einer Brauerei, 60 Angestellte.
Claudia Graf will von ihren Angestellten ernst genommen werden. Einfach ist das anscheinend nicht, wenn man die Firma vom Vater übernimmt, dabei erst 33 Jahre jung und eine Frau ist. Deshalb etabliert sie strengere Regeln als der ehemalige Patron – der sich notabene «eigentlich immer einen Sohn gewünscht hat» – und installiert etwa eine Stempeluhr.
Grafs Freundinnen treibt derweil die Frage um, warum sie Single ist. Ihre Theorie: Die Männer seien unter anderem von ihrer Führungsposition und dem hohen Lohn eingeschüchtert. Sicher ist für sie, einen «Softie, der gerne Konfitüre zubereitet und das Haus dekoriert», wollen sie nicht zuhause. Graf selbst würde die Verantwortung im Privatleben gerne abgeben: «In der Freizeit bin ich froh, wenn ich einen Felsen in der Brandung habe und nicht auch noch dominant sein muss.»
Der Film ist spannend, denn er gibt Einblick in drei verschiedene Werdegänge, verschiedene Umfelder und verschiedene Ansichtsweisen. In einem sind jedoch alle drei Frauen gleich: Sie sind mit Fragen konfrontiert, die sich viele Männer in der gleichen Situation gar nicht stellen müssen.