Die Freude war gross, als der Schweizer Laufschuhhersteller On Mitte September an die Börse ging. Zuvor soll Tennis-Star Roger Federer 50 Millionen Franken in das Unternehmen investiert haben. Alles schien gut zu laufen. Doch bereits vor dem Börsengang zeichneten sich einige Schwierigkeiten ab.
In Vietnam wütet das Corona-Virus und seit Wochen leidet die Wirtschaft unter den restriktive Massnahmen. Weshalb das eine Rolle spielt? On lässt praktische alle Schuhe in Vietnam herstellen, berichtet die Sonntagszeitung. Doch wegen Corona-Fällen mussten die Fabriken immer wieder schliessen, während die Regierung versuchte, die Ausbrüche in den Griff zu bekommen. Das hat Folgen.
Die Auswirkungen auf On sind gross. Im Dokument ist von «Unterbrüchen in der Lieferkette und den Geschäftstätigkeiten» die Rede. Eine Entspannung der Lage ist noch nicht in Sicht. Das Schweizer-Unternehmen rechnet mit andauernden Unterbrüchen, welche den Rest des Jahres 2021 und 2022 negativ beeinflussen werden.
Die Lieferschwierigkeiten wirken sich auch auf die On-Aktie aus. Nach dem Hoch von 39 Dollar am 17. September ist die Aktie bereits um 25 Prozent eingebrochen.
Es könnte aber noch schlimmer kommen. Sowohl für On als auch für seine Zulieferer könnten die Auswirkungen existenzbedrohend sein, schreibt die Sonntagszeitung. «Jeder der genannten Gründe könnte zu ihrer oder unserer finanziellen Notlage oder zum Konkurs führen», heisst es im Prospekt weiter. Wie realistisch dieses Szenario wirklich ist, bleibt aber unklar. Das Ansprechen von Risiken vor einem Börsengang ist für das Unternehmen Pflicht.
Nicht viel. Nach dem US-Börsengesetz gibt es eine vorgeschriebene Quiet Period: Während 40 Tagen darf On keine Stellung beziehen. Gemäss einer On-Sprecherin wird diese Phase wohl noch bis Mitte Oktober andauern.
Einen Einblick in die Schwierigkeiten gewährt allerdings ein Börsenprospekt, der bereits vor dem Börsengang veröffentlicht wurde. Darin heisst es: «Wir wurden in der Vergangenheit und werden weiterhin nachteilig beeinflusst von Betriebsstörungen im Zusammenhang mit Covid-19.»
Im September äusserte sich Co-Geschäftsführer Martin Hoffmann noch zu den Problemen in Vietnam. Man versuche die Produktionskapazitäten zwischen den neun Fabriken zu verschieben, sagte er da gegenüber der «Finanz und Wirtschaft». Gemäss des Börsenprospekts wurde bereits im letzten Jahr versucht, mit der Herstellung von Schuhen in Indonesien zu beginnen. Doch auch dort hat ihnen Covid einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aus diesem Grund werden zurzeit alle Schuhe in Vietnam hergestellt.
Auch die Konkurrenz leidet unter der Situation in Vietnam. Nike-Finanzchef hat mit Covid-bedingten Fabrikschliessungen bereits Erfahrung. Die Wiedereröffnung und die Rückkehr zur vollen Produktionskapazitäten brauche Zeit – er spricht von Monaten. Betroffen sind auch andere grosse Schuhhersteller wie Adidas und Puma. Sie alle versuchen nun, die Produktion in andere Fabriken oder gar andere Länder zu verlagern. Im Gegensatz zu On haben sie den Vorteil, dass sie auch ausserhalb von Vietnam Produktionsstätten haben.
(saw)