Wirtschaft
Schweiz

Schuhhersteller On warnt wegen Fabrikschliessungen vor Insolvenz

Schuhhersteller On steckt in der Klemme – das Produktionsdebakel in 5 Punkten

Im September wurde noch gejubelt, als On an die Börse ging. Allerdings läuft nicht alles so rund, wie es zu Beginn noch schien. On warnt sogar vor einer eigenen Pleite. Das Problem in 5 Punkten.
03.10.2021, 05:0303.10.2021, 12:08
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Die Freude war gross, als der Schweizer Laufschuhhersteller On Mitte September an die Börse ging. Zuvor soll Tennis-Star Roger Federer 50 Millionen Franken in das Unternehmen investiert haben. Alles schien gut zu laufen. Doch bereits vor dem Börsengang zeichneten sich einige Schwierigkeiten ab.

On hat mit covid-bedingten Schwierigkeiten in Vietnam zu kämpfen
Gründer und Manager des Laufschuhherstellers nach dem Börsendebüt in New York.Bild: keystone

Worum geht es?

In Vietnam wütet das Corona-Virus und seit Wochen leidet die Wirtschaft unter den restriktive Massnahmen. Weshalb das eine Rolle spielt? On lässt praktische alle Schuhe in Vietnam herstellen, berichtet die Sonntagszeitung. Doch wegen Corona-Fällen mussten die Fabriken immer wieder schliessen, während die Regierung versuchte, die Ausbrüche in den Griff zu bekommen. Das hat Folgen.

Was sind die Konsequenzen?

Die Auswirkungen auf On sind gross. Im Dokument ist von «Unterbrüchen in der Lieferkette und den Geschäftstätigkeiten» die Rede. Eine Entspannung der Lage ist noch nicht in Sicht. Das Schweizer-Unternehmen rechnet mit andauernden Unterbrüchen, welche den Rest des Jahres 2021 und 2022 negativ beeinflussen werden.

Die Lieferschwierigkeiten wirken sich auch auf die On-Aktie aus. Nach dem Hoch von 39 Dollar am 17. September ist die Aktie bereits um 25 Prozent eingebrochen.

Was wäre das Worst-Case-Szenario?

Es könnte aber noch schlimmer kommen. Sowohl für On als auch für seine Zulieferer könnten die Auswirkungen existenzbedrohend sein, schreibt die Sonntagszeitung. «Jeder der genannten Gründe könnte zu ihrer oder unserer finanziellen Notlage oder zum Konkurs führen», heisst es im Prospekt weiter. Wie realistisch dieses Szenario wirklich ist, bleibt aber unklar. Das Ansprechen von Risiken vor einem Börsengang ist für das Unternehmen Pflicht.

Was sagt On dazu?

Nicht viel. Nach dem US-Börsengesetz gibt es eine vorgeschriebene Quiet Period: Während 40 Tagen darf On keine Stellung beziehen. Gemäss einer On-Sprecherin wird diese Phase wohl noch bis Mitte Oktober andauern.

Einen Einblick in die Schwierigkeiten gewährt allerdings ein Börsenprospekt, der bereits vor dem Börsengang veröffentlicht wurde. Darin heisst es: «Wir wurden in der Vergangenheit und werden weiterhin nachteilig beeinflusst von Betriebsstörungen im Zusammenhang mit Covid-19.»

On hat mit covid-bedingten Schwierigkeiten in Vietnam zu kämpfen
Die Produktion der Schuhe gerät wegen Corona-Beschränkungen in Vietnam ins Stocken.bild: keystone

Was wird dagegen getan?

Im September äusserte sich Co-Geschäftsführer Martin Hoffmann noch zu den Problemen in Vietnam. Man versuche die Produktionskapazitäten zwischen den neun Fabriken zu verschieben, sagte er da gegenüber der «Finanz und Wirtschaft». Gemäss des Börsenprospekts wurde bereits im letzten Jahr versucht, mit der Herstellung von Schuhen in Indonesien zu beginnen. Doch auch dort hat ihnen Covid einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aus diesem Grund werden zurzeit alle Schuhe in Vietnam hergestellt.

Wie ergeht es anderen Schuhhändlern?

Auch die Konkurrenz leidet unter der Situation in Vietnam. Nike-Finanzchef hat mit Covid-bedingten Fabrikschliessungen bereits Erfahrung. Die Wiedereröffnung und die Rückkehr zur vollen Produktionskapazitäten brauche Zeit – er spricht von Monaten. Betroffen sind auch andere grosse Schuhhersteller wie Adidas und Puma. Sie alle versuchen nun, die Produktion in andere Fabriken oder gar andere Länder zu verlagern. Im Gegensatz zu On haben sie den Vorteil, dass sie auch ausserhalb von Vietnam Produktionsstätten haben.

(saw)

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124 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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roger_dodger
03.10.2021 07:28registriert Februar 2016
Tja, mein Mitleid hält sich in Grenzen. Sehr teure Schuhe in einem Land produzieren wo die Kosten noch niedriger als in China sind um noch mehr verdienen zu können. Man könnte als Schweizer Firma ja auch mal wieder was in der Schweiz produzieren, so a la Made in Switzerland. Und bitte sagt mir nicht dass es zu teuer ist bei den Premium Preisen von On, Trigema macht es von das man in Europa erfolgreich produzieren kann.
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Souf­f­leur
03.10.2021 07:41registriert April 2018
Die Schuhe sehen super aus. Wer zahlt jedoch freiwillig Fr. 200.- für ein Vietnahm-Produkt in die Kasse von Roger Federer? Für mich nicht verständlich, sorry.
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ahebwisbda
03.10.2021 07:23registriert April 2021
Oder vielleicht mal die Qualität der Schuhe anpassen. Anfangs hielten die viel länger, nun berichten viele Leute, dass die keineswegs mehr so lange durchmachen wie früher. Es ist trragisch. Was ist an dem Schuh eigentlich noch CH? Da kann ich jeden Nike Schuh kaufen, produziert wird ja auch nicht in den USA.
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