Wirtschaft
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Konkurswelle rollt weiter – ein Drittel mehr Pleiten als letztes Jahr

Konkurswelle rollt weiter – ein Drittel mehr Pleiten als letztes Jahr

Die Zahl der Firmenpleiten nimmt nicht ab. Per Ende August lag sie um mehr als einen Drittel über dem Vorjahr. Und die Welle dürfte auch noch eine Weile weiterrollen.
12.09.2022, 08:1912.09.2022, 08:19
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Die Firmeninsolvenzen haben in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 37 Prozent zugenommen, wie aus einer am Montag veröffentlichten Auswertung von Creditreform zu entnehmen ist. Das bedeutet in absoluten Werten, dass von Januar bis August 4341 Unternehmen in der Schweiz ihre Türen für immer geschlossen haben.

Die Zahl der Konkurse ist im März aufgrund des Betreibungsverbots noch deutlich gesunken. (Archiv)
Bild: KEYSTONE

«Es gibt keine Anzeichen für eine Verbesserung der konjunkturellen Rahmenbedingungen. Im Gegenteil: 'Mangellage' ist das neuste Schreckgespenst», schreibt der Wirtschaftsinformationsdienst weiter.

Dass so viele Firmen nicht mehr weitermachen können, hat unter anderem mit den Lieferkettenproblemen und der steigenden Teuerung zu tun. Hinzu kommt laut Creditreform die drohende Energieknappheit. «Auch die Aussichten für 2023 sind nicht rosig», resümieren die Autoren.

Sie erwarten darum, dass die Konkurswelle auch in den kommenden Monaten nicht abflacht. Für das laufende Jahr geht Creditreform von einem Rekordwert der Firmenpleiten aus. Gemäss der Einschätzung der Experten dürften 6700 Unternehmen Konkurs anmelden - das wären 5 Prozent mehr als der bisherige Höchststand im Jahr 2017.

Coronaeffekte verzerren das Bild

Dass die Konkurse gegenüber dem Vorjahr so stark angezogen haben, liegt aber auch an der Vergleichsperiode. In den beiden Coronajahren 2020 und 2021 gingen die Pleiten nämlich sehr stark zurück, weil sich viele angeschlagene Firmen staatliche Notkredite oder andere staatliche Unterstützungsmassnahmen sichern und damit eine Weile überleben konnten.

Vergleicht man die Konkurszahlen der ersten acht Monate mit dem Durchschnitt der beiden Jahre 2018 und 2019, liegt die Konkursrate 2022 bislang allerdings noch immer 8 Prozent höher.

Unter dem Strich dennoch ein Firmenplus

Trotz der rekordhohen Zahl an Unternehmen, die pleitegehen, wagten auch dieses Jahr erneut tausende Unternehmer den Schritt zur eigenen Firma. So wurden von Januar bis August knapp 33'000 Geschäfte ins Handelsregister eingetragen. Das sind 3 Prozent weniger als im letzten Jahr. Abzüglich der wieder aus dem Handelsregister gelöschten Unternehmen bleibt unter dem Strich ein Firmenzuwachs von fast 14'000 Unternehmen.

Creditreform rechnet damit, dass sich die Situation bis Ende Jahr nicht mehr merklich verändert. Gemäss den Experten dürften sich die Neugründungen im Gesamtjahr auf rund 50'000 Stück belaufen. (sda/awp)

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14 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Grobianismus
12.09.2022 09:08registriert Februar 2022
Naja, wir können es als eine Säuberung des Handelsregisters sehen. Als Konkursbeamter weiss ich, dass viele dieser Firmen schon vor Corona sinkende Schiffe waren, Corona hat den Prozess bloss beschleunigt.
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BernerSchädel
12.09.2022 08:25registriert Dezember 2020
Während der Corona-Zeit hielten sich nicht nur viele Firmen mit den Notkrediten über Wasser. Es wurden in dieser Zeit auch viele neue Firmen gegründet, welch sich nun als zu wenig resistent erweisen.
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