Gemunkelt wird es schon länger: Die Edelweiss dürfte wie ihre Schwesterairline Swiss demnächst ihre Langstreckenflotte mit Flugzeugen des Typs A350 erneuern. Nun erhält das Gerücht zusätzliche Nahrung. Die gewöhnlich gut informierte Website European Airline Fleets listet für die Edelweiss gleich sechs A350-Maschinen auf, die auf der Bestellliste der Fluggesellschaft sein sollen. Ein Datum für die Einflottung wird nicht genannt.
Edelweiss-Sprecher Andreas Meier betont denn auch, dass «zum jetzigen Zeitpunkt» noch kein Entscheid gefallen sei. Er bestätigt aber, dass die Ablösung der Langstreckenflotte mit einem moderneren und effizienterem Flugzeugtyp geplant sei. «Dabei prüfen wir verschiedene Optionen, wobei unsere Anstrengungen Richtung Airbus A350 gehen.»
Dieser Flugzeugtyp würde laut Meier Sinn ergeben, da Edelweiss bereits Betreiberin von Airbus-Maschinen ist. Dies hat für die Airline zum Vorteil, dass ihre Pilotinnen und Piloten sowohl Lang- als auch Kurzstrecke fliegen könnten.
Die Bestellung von sechs A350 entspräche einem Ausbau der Sitzkapazitäten - respektive einer Rückkehr zum Vorkrisenniveau. Vor der Pandemie betrieb Edelweiss sechs Langstreckenflugzeuge. Im Zuge der Coronapandemie musste aber auch sie schrumpfen. Aktuell zählt sie fünf A340 für die Flüge zu weit entfernten Destinationen wie Havanna, Colombo oder Denver. Hinzu kommen 13 A320 für kürzere Strecken wie Pisa, Bilbao oder Cork. Meier nennt keine Zielgrösse, er sagt nur: «Unser Ziel ist es, die Kapazitäten entlang der nachhaltigen Marktnachfrage auszurichten.»
Ein Edelweiss-Insider bezeichnet das Gerücht als mehr als nur ein Gerücht: «Die Frage ist eigentlich nur noch: ‹wann?›». Intern werde inzwischen gar darüber spekuliert, ob die Edelweiss möglicherweise noch vor ihrer Schwester, der Swiss, den A350-Flieger erhalte.
Tatsächlich hatte zuletzt der Swiss-Finanzchef bei der Präsentation der Halbjahreszahlen auf Anfrage von CH Media angedeutet, dass eine Verzögerung des bisherigen Plans nicht auszuschliessen sei. Denn in der Branche fehlen nach wie vor Ersatzteile und die Lieferkettenproblematik ist nicht vom Tisch. Noch gelte aber das Ziel, mit der Einflottung 2025 zu beginnen. Bei der Edelweiss würde sich dieses Problem weniger stellen, weil sie gebrauchte Maschinen erhielte, nicht fabrikneue wie die Swiss.
Wie bei allen Airlines stellt sich aber auch bei der Edelweiss derzeit die Frage nach dem zur Verfügung stehenden Personal. Denn dieses ist in der Branche nach wie vor Mangelware. «Die Edelweiss läuft bei Normalbetrieb schon am Limit», sagt der Insider. Für die Zeit der Umflottung bräuchte es laut ihm temporär 25 Prozent mehr Personal.
Edelweiss-Sprecher Meier sagt hingegen, man habe in allen Bereichen genügend Personal. Aktuell seien es bei der Crew 771 Flight Attendants und 314 Piloten. Für dieses Jahr sollen in der Kabine nochmals zusätzlich rund 100 Personen angestellt werden, im Cockpit zirka 15.
Auf der Liste der anonym betriebenen Onlineplattform European Airline Fleets sind A350-Maschinen genannt, die zuvor der brasilianischen Airline Latam und der chinesischen Hainan gehörten und kürzlich von der Lufthansa gekauft wurden. Sprich: Bei den Occasionsfliegern kommt die Rechnung günstiger zu stehen als bei der Neuausgabe. Gemäss Listenpreis kostet das Model A350-900 knapp 320 Millionen Dollar. Doch auch bei sechs Gebrauchtmaschinen dürfte es eine Milliardeninvestition bleiben.
Kommt es zum Flottenausbau, wird sich Edelweiss-Chef Bernd Bauer, der auch die Lufthansa-Ferienairline Eurowings Discover leitet, entscheiden müssen, welche neuen Ziele damit angeflogen werden sollen. Im April gab die Airline bereits bekannt, ab November die kolumbianischen Städte Bogotá und Cartagena ins Streckennetz aufzunehmen.
Damit wird es Edelweiss auf 23 Langstrecken-Destinationen bringen. Und laut dem Nachrichtenportal «The Brief» könnte sie schon bald die namibische Hauptstadt Windhoek ab Zürich anfliegen (CH Media berichtete). Edelweiss profitiert davon, dass sich der Tourismus-Flugverkehr praktisch komplett erholt hat, im Gegensatz zu den Geschäftsreisen. Sprich: Der Sand lockt mehr als das Händeschütteln mit den Geschäftspartnern. (aargauerzeitung.ch)