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Frauenquote: SMI-Firmen erreichen Vorgaben früher, als sie müssten

Frauenquote zeigt Wirkung: SMI-Firmen erreichen Vorgaben sogar früher, als sie müssten

Die Richtung stimmt: Der Anteil der Frauen in den Chefetagen nimmt zu, aber noch immer gibts Firmen mit reinen Männergremien.
04.03.2022, 11:57
Florence Vuichard / ch media
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Ohne Druck geht es offensichtlich nicht. Oder netter ausgedrückt: Druck hilft – auch beim Einzug der Frauen in die Teppichetagen der Wirtschaftswelt. Vorreiter sind die 20 grössten börsenkotierten Firmen: Sie haben in Bezug auf die Repräsentanz der Frauen im Verwaltungsrat den neuen, im Aktienrecht festgeschriebenen Richtwert von 30 Prozent bereits erfüllt – und das bereits drei Jahre bevor es ernst gilt.

Suzanne Thoma, CEO BKW, spricht waehrend einer BKW-Medienkonferenz ueber die Einstellung des Leistungsbetriebs im Kernkraftwerk Muehleberg, am Mittwoch, 12. Dezember 2018 im BKW Hauptsitz in Bern. Kon ...
Suzanne Thoma schreibt Frauenwirtschaftsgeschichte: Die BKW-Chefin wird Sulzer-Präsidentin.Bild: keystone

In den Geschäftsleitungen der SMI-Firmen beträgt der Frauenanteil immerhin schon 19 Prozent und hat sich damit innerhalb von ein paar wenigen Jahren verdoppelt. Das geht aus dem neusten Schillingreport hervor, der am Freitag publiziert wurde. Allein im vergangenen Jahr waren 45 Prozent der Neubesetzungen in SMI-Geschäftsleitungen Frauen.

Die Angaben sind Durchschnittswerte, die Differenzen zwischen den einzelnen Unternehmen sind beachtlich. Vier SMI-Konzerne haben heute schon einem Frauenanteil von 30 Prozent in der Geschäftsleitung: Holcim, Roche, Partners Group und Zurich. Die Versicherungsgruppe gehört nicht nur bei der Besetzung der Geschäftsleitung zu den Klassenbesten. Die Zurich ist auch die einzige SMI-Firma, bei der die Frauen im Verwaltungsrat mit 55 Prozent gar die Mehrheit stellen.

31 Prozent der Firmen werden von reinen Männergremien geführt

Fortschritte vermeldet Headhunter Guido Schilling, der heuer zum 17. Mal einen Bericht zur Zusammensetzung der obersten Firmengremien vorlegt, auch bei der Gruppe der 100 gemessen am Personalbestand grössten Unternehmen im Lande: Hier beträgt der Anteil der Frauen in den Geschäftsleitungen neu 17 Prozent, Schilling geht davon aus, dass der Richtwert von 20 Prozent bereits 2024 erreicht werden könnte.

Heute hätten immerhin 69 Prozent aller untersuchten Unternehmen mindestens eine Frau in der Geschäftsleitung, 21 Prozent zählen zwei Frauen in ihren Reihen, 13 Prozent gar drei. Trotz aller Fortschritte heisst das im Umkehrschluss aber auch: Bei noch immer 31 Prozent lenken reine Männergremien die operativen Geschäfte der Firma.

Nur die wenigsten Firmen haben eine Frau als CEO. Neun waren es, als Guido Schilling nachgezählt hat. Bald werden es nur noch sieben sein: Denn Sabrina Soussan hat den Schlüsselkonzern Dormakaba nach nur einem Jahr wieder verlassen, und Suzanne Thoma wird in Kürze ihren Chefposten bei der BKW gegen das Sulzer-Präsidium eintauschen.

Trotz Aufholjagd: Schweiz bleibt international zurück

Und auch da wird Thoma eine Vorreiterin sein. Gerademal sechs Verwaltungsratspräsidien werden heute von Frauen gehalten. Und das dürfte auch so bleiben - trotz Suzanne Thomas Zuzug. Denn Doris Russi Schurter gibt das Helvetia-Präsidium ab - an einen Mann: an den heutigen Verwaltungsratsvize Thomas Schmuckli.

Im Schnitt beträgt der Frauenanteil in den Verwaltungsräten der grössten 100 Arbeitgeber mittlerweile 26 Prozent. Damit hat sich die Schweiz nochmals verbessert, im internationalen Vergleich reiht sie sich damit aber noch immer bei den Schlusslichtern ein. Vorreiternationen sind hier Frankreich und Norwegen mit einem Anteil von 45 respektive 42 Prozent.

Immerhin nimmt der Anteil der Firmen, die ihr oberstes strategisches Gremium frauenfrei halten, weiter merklich ab: Vor zehn Jahren lag dieser Wert noch bei 45 Prozent, jetzt sind es gerade mal noch 7 Prozent. (aargauerzeitung.ch)

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12 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Peter Vogel
04.03.2022 13:38registriert Juni 2020
Die ganzen Frauen die sich durch harte Arbeit nach oben gearbeitet haben werden sich freuen künftig als Quotenfrauen zu gelten.
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