Zara, Zalando, H&M und Co. sorgen für ein «Wettrüsten» in den Kleiderschränken. Schweizerinnen und Schweizer besitzen im Schnitt 118 Kleidungsstücke. Kaufen aber jedes Jahr bis 60 neue dazu. Um diesen Massenkonsum anzukurbeln, werden in den Filialen der globalen Modefirmen bis 24 Kollektionen pro Jahr eingeräumt. Der Preis für Fast-Fashion-Kleidung ist tief – zumindest in Läden und Online-Shops.
Die Umwelt hingegen zahlt einen gigantischen Preis. Denn die Modebranche ist einer der grössten C02-Schleudern weltweit. Die Industrie stösst je nach Berechnung zwischen 1,2 und 2 Mrd. Tonnen CO2 aus – das ist mehr als die internationale Luft- und Schifffahrt zusammen.
Ein Baumwoll-Shirt sorgt fast für gleich hohe Emissionen wie ein Liter Benzin. Dazu kommt der enorme Wasserverbrauch: Ein T-Shirt benötigt für seine Herstellung im Schnitt 2700 Liter Wasser.
Dies hat gravierende Folgen: In Zentralasien etwa führte der riesige Wasserverbrauch der lokalen Textilindustrie zur Austrocknung des Aralsees. Hinzu kommt die Gewässerverschmutzung und die Ausbeutung der Textilarbeiterinnen in den Entwicklungsländern.
Laut einer Studie der britischen Ellen-MacArthur-Stiftung könnte die gesamte Textilindustrie bis 2050 für ein Viertel des CO2-Ausstosses verantwortlich sein.
Dagegen können derzeit nur die Kundinnen und Kunden selbst etwas unternehmen. Das CO2-Gesetz, über das wir am 13. Juni abstimmen, regelt nur die Emissionen, die direkt in der Schweiz verursacht werden. Da die Kleiderproduktion grösstenteils im Ausland stattfindet, ist das Gesetz wirkungslos. Aber nur fast. «Dank dem Klimafonds, welches das CO2-Gesetz vorsieht, gibt es aber neu die Möglichkeit, den Textilsektor im Ausland klimafreundlicher zu machen», sagt WWF-Sprecherin Marie Seidel zu watson.
Die französische Regierung geht einen anderen Weg. Bald sollen Modemarken und Geschäfte per Gesetz verpflichtet sein, in Frankreich verkaufte Kleidungsstücke mit einem Umwelt-Score-Label zu versehen. Dies analog dem Nutri-Score bei Nahrungsmitteln. Je nach Umweltverträglichkeit wird das Kleidungsstück zwischen A (bester Wert) und E (schlechtester Wert) eingestuft. In die Bewertung fliessen neben dem CO2-Fussabdruck der Wasser- und Chemikalienverbrauch sowie die Recycelbarkeit ein.
Braucht es ein solches Label auch in der Schweiz? Grundsätzlich könnten solche Scores das Bewusstsein für die Problematik fördern und positive Impulse setzen. «Um die Modeindustrie wirklich in eine grüne und faire Industrie zu transformieren, braucht es neue politische Rahmenbedingungen genauso wie ein verändertes Konsumverhalten», sagt Susanne Rudolf von «Fashion Revolution Schweiz». Die Bewegung setzt sich für eine nachhaltige Modeindustrie ein und wurde 2013 nach einem Fabrikeinsturz in Bangladesch gegründet. Damals starben in den Trümmern über 1100 Näherinnen.
Das Ziel sei, dass Kleider nicht mehr als Wegwerfprodukte angeschaut würden – sondern als etwas, das einem lange begleite. «Wir empfehlen allen, nur noch die Kleider zu kaufen, die man wirklich liebt, viel tragen wird und bereit ist, zu flicken», so Rudolf weiter.
Als Entscheidungshilfe vor dem Kauf eines Kleidungsstückes solle man sich folgende Fragen stellen:
Genau so mache ich es.
Kaufe selten bis nie Kleidung und fühle mich dennoch immer gut angezogen.
Einen Jupe habe ich eben erst wieder eingefärbt, da er zu meinen absoluten Lieblingsteilen gehört.
Wir kaufen schon gefühlt ewig nur Kleider, die wir auch tragen und möglichst wenig.