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Bundesrat lockert Schweizer Rabatt-Regeln – Konsumentenschutz schockiert

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Auch in Coop und Migros gelten ab 1. Januar neue Rabatt-Regelungen. Bild: KEYSTONE

Bundesrat lockert Regeln zu Rabatt-Angaben – Konsumentenschutz ist entsetzt

30.10.2024, 11:1730.10.2024, 14:03
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Der Bundesrat hat die Preisbekanntgabe-Verordnung geändert. Der Detailhandel profitiert damit beim Selbstvergleich auf der Bekanntgabe herabgesetzter Preise von einer Flexibilisierung. Im Selbstvergleich nimmt ein Anbieter einen Vergleich mit seinem früheren Preis vor. Also: «50 Franken statt 100, 50 Prozent Rabatt.»

Dabei stellt der Bundesrat es den Detailhändlern frei, ob sie sich an die bisherige Regel halten und kurzfristige Vergleiche anstellen oder ob sie den neu zugelassenen unlimitierten Preisvergleich praktizieren. Bisher waren Preisvergleiche halb so lange zugelassen, wie der vorherige Preis galt, maximal aber zwei Monate.

Neu kann der Handel einen Vergleichspreis auch zeitlich uneingeschränkt für alle nachträglichen, aufeinander folgenden Preissenkungen verwenden, wenn das Angebot vorher während 30 aufeinander folgenden Tagen tatsächlich zum höheren Vergleichspreis verkauft wurde.

Das Melectronics Logo, aufgenommen am Freitag, 2. Februar 2024 in der Filiale am Limmatplatz in Zuerich. Der Detailhandelskonzern Migros sucht neue Besitzer f�r die Reisetochter Hotelplan, die Kosmeti ...
Bei Aktionen haben die Detailhändler mehr Spielraum.Bild: keystone

Werden ein Produkt oder eine Dienstleistung aus dem Sortiment genommen und nachher wieder angeboten, darf neu der letzte Preis zum Preisvergleich herangezogen werden. Wie der Bundesrat am Mittwoch mitteilte, senkt das den Administrativaufwand im stationären und im Onlinehandel.

So müssen die Anbieter etwa weniger Umetikettierungen vornehmen. Hingegen verlängert sich die Aufbewahrungspflicht für die Unterlagen zum Glaubhaftmachen des Selbstvergleichs. Die Verordnungsänderung gilt ab 1. Januar 2025.

Konsumentenschutz ist verärgert

Mit der Änderung gar nicht einverstanden ist der Konsumentenschutz. «Die neue Regelung zur Preisbekanntgabe vereinfacht nichts, sondern öffnet Tür und Tor für Intransparenz und Schein-Aktionen», sagt Geschäftsleiterin Sara Stalder.

Sie hält fest: «Für Konsumentinnen und Konsumenten bedeutet sie, dass auf Preisvergleiche bei Rabatten kaum mehr Verlass ist. Anbieter können beispielsweise während kurzer Zeit Mondpreise – überhöhte Preise – festlegen, und darauf während unbeschränkt langer Zeit den normalen Preis als Aktion anpreisen.»

«Für Konsumentinnen und Konsumenten bedeutet sie, dass auf Preisvergleiche bei Rabatten kaum mehr Verlass ist.»

Stalder meint weiter: «Angesichts der finanziellen Situation vieler Haushalte sind Preiserlasse für Konsumentinnen und Konsumenten wichtig – die Anbieter wissen das. Sie nutzen das heute bereits aus und werden in Zukunft dank dieser Regelung ihre Produktpreise noch stärker als sogenannte Aktionen und ‹günstige› Preise anpreisen.»

Sara Stalder, Stiftung fuer Konsumentenschutz, spricht am Point de Presse zum ersten Schweizer Kaufkraftgipfel, am Dienstag, 5. September 2023 in Bern. (KEYSTONE/ Marcel Bieri)
Sara Stalder vom Konsumentenschutz sieht nur Vorteile für die Anbieter.Bild: keystone

Der Konsumentenschutz geht hart mit dem Bundesrat ins Gericht. Die weitgehende Liberalisierung in der Preisbekanntgabeverordnung komme einzig den Anbietern zugute, so Stalder. «Der Bundesrat hebt in seiner heutigen Kommunikation nur die grösseren Auswahlmöglichkeiten, die Flexibilität oder Senkung des administrativen Aufwandes für die Anbieter hervor. Bezeichnenderweise werden die Ansprüche der Konsumentinnen und Konsumenten an eine verlässliche und nachvollziehbare Preisbekanntgabe mit keinem Wort erwähnt.» (sda/cma)

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187 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Neruda
30.10.2024 12:14registriert September 2016
Warum strengt man sich in Bern so sehr an bei Verschlechterungen für die normalen Leute?

War das jetzt wirklich eine so wichtige Priorität?

Gäbe es nicht andere Themen, wo man die Menschen entlasten könnte? Stichwort Parallelimporte zum Beispiel? Warum stecken die Behörden ihre Energie nicht dort rein?

Könnte Kotzen ab der Abgehobenheit unserer Politik!
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Pfirsch
30.10.2024 13:30registriert Januar 2019
Was ist den aktuell mit dem Bundesrat los? Auf welchem Trip sind die denn? Um diese Droge muss man einen weiten Bogen machen 🤮
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Kaktuspalme
30.10.2024 12:30registriert Mai 2023
Als Händler kann man dann 30 Tage lang etwas für 10.- verkaufen und anschliessend Jahre lang "8.- statt 10.- / 20% Rabatt" anschreiben.

Verstehe ich das richtig?
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