Wirtschaft
Verbrechen

René Benko: So hat seine Masche funktioniert

epa11754252 (FILE) - Austrian business man Rene Benko arrives for a memorial service for Niki Lauda at Saint Stephen's Cathedral in Vienna, Austria, 29 May 2019 (reissued 03 December 2024). The T ...
René Benko sitzt momentan in Untersuchungshaft.Bild: keystone

Das System Benko: Wie er an sein Geld kam – und wofür es ausgegeben wurde

Ermittler deckten auf, wie René Benko sein Vermögen verschleierte und Investoren um ihr Geld brachte.
31.01.2025, 12:0031.01.2025, 14:00
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René Benko befindet sich seit einer Woche in Untersuchungshaft in Wien. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) in Österreich beschuldigt den Geschäftsmann des schweren Betrugs und der Untreue in mehreren Fällen. Aufgrund «Tatbegehungs- und Verdunkelungsgefahr» sitzt er nun in einer Einzelzelle im sogenannten Grauen Haus. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Frühere Mitarbeiter sagen aus

Ermittler der «Soko Signa» haben nun aufgedeckt, wie Benkos Betrugs-System funktionierte. Der Bund berichtete. Benko lenkte mit Signa ein Milliardenimperium bestehend aus Immobilien und Firmen, wie beispielsweise Galeria Karstadt Kaufhof.

Die Fahnder haben Telefonate abgehört, E-Mails analysiert und frühere Mitarbeiter befragt. Neben Mitarbeitern haben auch ehemalige Geschäftspartner wie der Gründer von Fressnapf, Torsten Toeller, ausgesagt. Ebenfalls belastet Benko der Bau-Löwe Hans-Peter Haselsteiner.

Kopf eines raffinierten Systems

Gemäss den Ermittlern agierte Benko als Kopf eines raffinierten Systems, bei dem Investoren mutmasslich hinters Licht geführt wurden und dabei viel Geld verloren. Benko soll privat von den Geldern profitiert haben. Im System wurden massive Summen von A nach B verschoben, damit Benko und seine Familie ihren ausschweifenden Lebensstil halten konnten.

Beispielsweise wurden 360’000 Euro für eine unnötige «Mietvorauszahlung» in Benkos Haus in Innsbruck gesteckt. Somit summierte sich das Ganze in einen immensen Betrag.

Dafür gab Benko das Geld aus

Das Geld benutzt Benko dann für die Miete von 245'000 Euro für seine Villa in Igls, ein Ferien-Chalet am Arlberg, Luxusautos, Boote oder Leibköche und Butler.

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Benkos Villa in Igls in Innsbruck.Bild: www.imago-images.de

Ein früherer Leibwächter sagte aus, dass ausschliesslich Benko «das Sagen» gehabt habe. Selbst finanziert habe Benko gemäss den Ermittlern nur ein Viertel seines Lebensstils.

So ist Benkos Mutter involviert

Zum Betrugssystem gehörte auch Benkos 74-jährige Mutter. Auf sie ist offiziell die Laura-Privatstiftung eingetragen, wie auch weitere Gesellschaften. Das Ganze geleitet habe aber Benko selbst. Auf die E-Mail eines Angestellten mit der Frage: «René, darf ich mir 1,5 Millionen aus der Laura-Privatstiftung nehmen, um das Finanzamt auf den verschiedensten Ebenen zu bedienen?», schrieb Benko sofort: «Ja».

Dies erstaunte, da Benko offiziell keine Funktion in der Stiftung innehatte. In abgehörten Telefonaten spricht er immer wieder von «der Mama», welche ihm Geld schenkte oder etwas abkaufte. Die Fahnder schliessen es aber aus, dass Benkos Mutter der Kopf des Unternehmens war. Sie diente schlicht als Mittelsfrau.

Benkos Stiftungen

Zu Benkos Schatten-Firmen gehören insgesamt vier Stiftungen, zwei liegen in Österreich, zwei in Liechtenstein. Benko soll über die Vermögen nach Belieben verfügt haben und die Macht ausgekostet haben.

Als die Signa Holding Geld benötigte, genauer 350 Millionen Euro, sollten Benkos Geschäftspartner den Betrag aufbringen. Benko habe vorgegeben, zehn Prozent selbst beizusteuern, um seine Partner zu motivieren. Jedoch soll er nur Geld hin und her geschoben haben.

Die Auktion

Beim Durchsehen der Fotos auf Benkos Handy bemerkten die Ermittler eine teure Uhr an Benkos Handgelenk. Die Patek Philippe hat einen Wert von 90'000 Euro. Benko trug die Uhr noch, obwohl er zu diesem Zeitpunkt angeblich schon pleite war. Neben der Uhr soll er auch exklusive Jagd- und Schusswaffen vor den Gläubigern verheimlicht haben.

Als Benkos Kleider und Uhren im Oktober 2024 versteigert wurden, um den Gläubigern zumindest einen kleinen Teil zurückzuzahlen, rief Benko gemäss den Fahndern persönlich bei der Auktionsfirma an, um krampfhaft zu versuchen, den Termin verschieben zu lassen. Dabei tätigte er Aussagen wie «Der scheiss Computer funktioniert morgen net (…) Aber ach, wenn wir jetzt sagn viel Spass, die, die meisten Uhren hom ma beim Neger … in Sardinien am Strand kauft, dann …». Dies nützte jedoch nichts und die Versteigerung fand statt. Jedoch kaufte seine Mama ihm die wichtigsten Sachen zurück. (kek)

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24 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Leader
31.01.2025 13:53registriert September 2018
Am Schluss wird der „Freundelwirtschaft“ König 🤴 noch freigesprochen.
Übrigens: Egal wer vieviel Geld verloren hatt (Kühne, Tanner, Bank Bär, Bündner KB usw) ich habe mit niemandem Erbarmen.
Gier lässt sich eben nicht regulieren!
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Koversada
31.01.2025 14:14registriert Januar 2024
Mitschuldig sind ALLE BANKEN die ihm Geld gegeben haben . Alle haben sich täuschen lassen . Und nur um noch mehr 💸💸💸💸 zu verdienen . Egal wie Hauptsache 💸💸💸 . Das ist und war das einzige Credo der Banken .
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Oliver01
31.01.2025 15:04registriert Februar 2023
Ein Hochstapler allerersten Güte. Auch die Banken fielen auf ihn herein. Forsches und charmantes Auftreten, protzen, und schon kam der Geldsegen. Die Banken lernen es wohl nie.
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