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Schwere Vorwürfe gegenüber WEF-Gründer Klaus Schwab

epa11436315 Klaus Schwab, Founder and Executive Chairman of the World Economic Forum speaks during the opening session of the 15th annual meeting of New Leaders of the World Economic Forum Summer in D ...
WEF-Gründer Klaus Schwab trat im Mai dieses Jahres von seiner Rolle als geschäftsführender Vorsitzender zurück.Bild: keystone

Schwere Vorwürfe gegenüber WEF-Gründer Klaus Schwab

In einem aktuellen Bericht erhebt das «Wall Street Journal» schwere Vorwürfe gegenüber dem Weltwirtschaftsforum und dessen Gründer Klaus Schwab. Demnach leiden insbesondere Frauen und dunkelhäutige Angestellte unter Diskriminierung und Belästigung am Arbeitsplatz.
02.07.2024, 16:3802.07.2024, 17:00
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Die Liste der Vorwürfe gegenüber dem Weltwirtschaftsforum ist lang: Es soll sexuelle und rassistische Kommentare von Vorgesetzten, Kündigungen aufgrund von Schwangerschaften sowie die Bevorzugung attraktiver Mitarbeiter gegeben haben. Mitarbeiter mit dunkler Hautfarbe sollen von wichtigen Veranstaltungen wie dem WEF Davos ausgeschlossen und bei Beförderungen übergangen worden sein. Beschwerden über das Verhalten von Kollegen und Vorgesetzten seien in der Personalabteilung unbeachtet geblieben.

Diese und andere Vorwürfe hat das «Wall Street Journal» in Gesprächen mit über 80 ehemaligen Mitarbeitern gesammelt und in einem mehrseitigen Bericht zusammengefasst. Sie erzählen von einem toxischen Arbeitsplatz, der sich konträr seiner eigenen Werte verhält.

Schwere Vorwürfe an Klaus Schwab

Vor einigen Jahren soll sich Klaus Schwab dazu entschieden haben, dass das Forum ein jugendlicheres Erscheinungsbild benötige. Daraufhin stellte er eine Liste mit Mitarbeitern über 50 zusammen und wies seinen Personalchef an, alle zu entlassen. Dieser lehnte ab und meinte, für eine Entlassung brauche es einen guten Grund. Kurz darauf entliess Schwab den Personalchef.

Eine andere Geschichte erzählt von einer jungen Mitarbeiterin, die 2017 in eine leitende Position befördert wurde. Kurze Zeit nach der Beförderung erfuhr sie von ihrer Schwangerschaft, welche sie umgehend ihrem Vorgesetzten Klaus Schwab meldete. Dieser sei wütend gewesen und bezweifelte daraufhin, dass sie ihre Rolle wie erwartet ausfüllen könne. Daraufhin wurde sie von ihrer Position wieder enthoben.

Laut «Wall Street Journal» war dies kein Einzelfall. So sei sechs Frauen nach Schwangerschaften entweder gekündigt worden oder sie mussten einen Karriereknick verkraften. Dies steht im Kontrast mit den Werten, die das WEF international vertritt. Denn das Weltwirtschaftsforum setzt sich aktiv für Geschlechtergerechtigkeit und die Förderung von Müttern ein. So verfasst das WEF den jährlichen «Global Gender Gap Report».

WEF zeigt sich empört

Interview-Anfragen an Klaus Schwab lehnte das Forum ab und erklärte in einem Statement, dass der «Wall Street Journal»-Bericht «unsere Organisation, unsere Kultur und unsere Kollegen, einschliesslich unseres Gründers, falsch charakterisiert».

Auf eine Nachfrage der derbund.ch-Redaktion erklärte eine WEF-Sprecherin, dass es «zutiefst enttäuschend» sei, dass das «Wall Street Journal» wissentlich und nachweislich falsche Behauptungen veröffentliche.

Weiter fügte die Sprecherin an: «Unsere Werte spiegeln sich in unserer Arbeits- und Arbeitsplatzkultur wider, in der unsere vielfältigen Teams aus über 90 Ländern die Grundlage für unseren Erfolg bilden.»

Klaus Schwab, der 1971 das WEF gegründet hatte, kündigte im Mai 2024 an, dass er seinen Posten als geschäftsführender Vorsitzender abgibt und per Januar 2025 Vorsitzender seines Stiftungsrates wird.

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65 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ichsagstrotzdem
02.07.2024 19:05registriert Juni 2016
Ach? Ein Kapitalist, der eine Plattform anbietet, damit sich Kapitalisten weltweit vernetzen können, verhält sich nicht sozial?
Wer hätte das gedacht?
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Kaspar Floigen
02.07.2024 17:23registriert Mai 2015
Ich warte darauf, wie er jetzt plötzlich von den gleichen rechten Schwurblis verteidigt wird, die ihn zuvor als Anführer einer Weltverschwörung gesehen haben.
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Cimru
02.07.2024 18:38registriert Februar 2022
Warum wundert mich das irgendwie nicht? Das WEF hat schon immer eine abgehobene Weltverbesserungsmentalität verkörpert, die an Dekadenz kaum zu überbieten ist. Und was haben uns diese Globalisierungsfanatiker gebracht. In Bezug auf den Weltfrieden gar nichts. Die Welt ist unsicherer denn je. Aber wir haben nun wenigstens die Erkenntnis, dass man gute regionale Eigenarten besser fördern und nicht einfach übergehen sollte.
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