Viele Start-ups in der Region Zürich müssen bei privaten Geldgebern anklopfen, weil sie von Banken kein Geld erhalten. Eine Studie des Kantons zeigt nun, dass ein Drittel der Gelder von privaten Investoren, Stiftungen und vermögenden Familien stammt.
Die Studie, die am Donnerstag publiziert wurde, zeigt, dass in der Region Zürich in den vergangenen zehn Jahren 900 Start-ups gegründet wurden. Diese sammelten insgesamt 9,6 Milliarden Franken Kapital. Bei Banken erhalten die Jungunternehmen aber oft kein Geld, weil sie ein zu grosses Risiko oder zu geringe Sicherheiten aufweisen. Hier springen Private ein.
Bei jenen Jungunternehmen, bei denen in der Studie Angaben zur Investorenstruktur vorliegen, stammt ein Drittel der Mittel von Geldgebern aus der Region, also von privaten Investoren oder so genannten Family-Offices, welche Familienvermögen verwalten.
Insgesamt gibt es am Finanzplatz Zürich 208 private Investoren. Zudem sind hier rund 2800 Stiftungen ansässig.
Für Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh (FDP) sind private Kapitalgeber «wichtige Treiber für die Star-up-Finanzierung». Sie würden den Finanzplatz ergänzen und ihn zukunftsfähiger machen. Zudem bleiben Start-ups wegen der privaten Gelder vermehrt in der Region und wandern nicht ins Ausland ab.
Die Volkswirtschaftsdirektion hat sich zum Ziel gesetzt, private Investitionen in Zürcher Start-ups zu fördern. Zürich soll zum «Investorenstandort» werden. Dazu will Walker Späh die Bedingungen für die Risikokapitalgeber verbessern. Wie genau, ist noch offen.
Für Christian Bretscher, Geschäftsführer Zürcher Bankenverband, ist die Arbeit der privaten Kapitalgeber am Finanzplatz Zürich «eine Erfolgsgeschichte». Eine künftige Regulierung der Branche durch Bundesrat und Parlament müsse deshalb «mit Augenmass» geschehen.
Die Investitionen in Schweizer Jungunternehmen sind im Geschäftsjahr 2024 zum zweiten Mal in Folge zurückgegangen. Der Rückgang hat sich im Vergleich zum Vorjahr zwar verlangsamt, erstmals aber gab es weniger Finanzierungsrunden.
Insgesamt flossen im vergangenen Jahr noch 2,4 Milliarden Franken an Schweizer Start-up-Firmen, das sind gut 8 Prozent als im Vorjahr. Dies zeigt der Swiss Venture Capital Report (SVCR), der am Dienstag vom Online-Newsportal Startupticker.ch und der Branchenvereinigung SECA in Kooperation mit startup.ch. publiziert wurde.
Insgesamt hätten es Startup-Gründerinnen auch im vergangenen Jahr schwer gehabt, Eigenkapital einzusammeln, so das Fazit des Reports. Nebst der geringeren Gesamtinvestitionen sei auch erstmals die Zahl der Finanzierungsrunden zurückgegangen, auf 357 von zuvor knapp 400.
Die Aufschlüsselung nach Branchen zeigt, dass vor allem die Investitionen im ICT- und Fintech-Sektor nach dem Rekordjahr 2022 ein zweites Mal stark zurückgingen. Besser hielten sich die Sektoren Mikro- und Nanotechnologie, während der Bereich Healthcare IT den Rückgang aus dem Vorjahr korrigieren konnte.
Am besten lief es in der Biotech-Branche, welche 2024 die Hälfte mehr finanzielle Mittel anzog als 2023.
Unterschiede gab es auch bei der regionalen Betrachtung. So wurden in Zürich und Zug deutlich weniger Mittel in Start-ups investiert als ein Jahr davor, in Genf oder im Kanton Waadt hingegen klar mehr. Bern verzeichnete gar einen Allzeitrekord an Finanzierungen von Jungunternehmen.
Zürich behält dennoch den Spitzenplatz bei der Summe der investierten Mittel. «Die Diversität innerhalb der Kantone steigt», meinte dazu Thomas Heimann, der Start-up-Verantwortliche des Branchenverbandes Seca.
(sda)