Wissen
Astronomie

Merkur ist das Ergebnis einer kosmischen Unfallflucht

Illustration: Der Planet Merkur vor der Sonne. 
Illustration: Der Planet Merkur vor der Sonne. Bild: Shutterstock
Zusammenstoss mit Planeten-Embryo

Merkur ist das Ergebnis einer kosmischen Unfallflucht

07.07.2014, 10:3207.07.2014, 10:52
Mehr «Wissen»

Der Planet Merkur ist möglicherweise das Resultat einer kosmischen Unfallflucht. Ein oder zwei schnelle Zusammenstösse mit anderen Planeten-Embryos im jungen Sonnensystem können einem US-schweizerischen Forscherteam zufolge die heute sichtbare Zusammensetzung des Merkur gut erklären. 

Erik Asphaug von der Arizona State University in Tempe und Andreas Reufer, der zur Zeit der Studie an der Universität Bern arbeitete, berichteten am Sonntag im Fachblatt «Nature Geoscience» über entsprechende Simulationsrechnungen. 

«Simulation of a hypothetical Mercury-forming hit and run collision»Vimeo/Erik Asphaug

Ungewöhnlich grosser Eisenkern

Merkur besitzt im Vergleich zu den anderen Gesteinsplaneten unseres Systems einen ungewöhnlich grossen Eisenkern, der etwa 70 Prozent seiner Gesamtmasse ausmacht und unter einem überraschend dünnen Gesteinsmantel liegt. Die Rechnungen von Asphaug und Reufer zeigen, dass die Kollision mit schnellen anderen Protoplaneten dem entstehenden Merkur den Grossteil seines Gesteinsmantels entrissen haben könnte, während der metallische Kern weitgehend erhalten blieb. 

Mehr zum Thema

Ein massiver Einschlag, wie er etwa als Ursprung des Erdmondes angenommen wird, könne die Zusammensetzung des innersten und kleinsten Planeten unseres Sonnensystems dagegen nur schwer erklären, schreiben die Wissenschaftler. In diesem Szenario müsste der entstehende Merkur mit grosser Wucht auseinandergerissen worden sein. Gleichzeitig muss er jedoch einen grossen Teil flüchtiger Elemente behalten haben, dürfte aber seinen ursprünglichen Gesteinsmantel aus den Trümmern nicht wieder aufgesammelt haben. 

«Planeten-Billiard» ist wahrscheinlicher

Verglichen damit sei das simulierte Planeten-Billard das wahrscheinlichere Modell, argumentieren die Forscher. Auf dieselbe Weise könnten zudem auch metallreiche Asteroiden wie Psyche entstanden sein. (dhr/sda/dpa)

Merkur und Venus – die beiden lebensfeindlichsten Planeten im Sonnensystem. (engl.)Video: Youtube/SafeFriction
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Frauen mit etwas geringerer Sterberate bei Ärztin statt Arzt

Ältere Frauen, die im Spital von einer Ärztin statt von einem Arzt behandelt werden, haben bei bestimmten Erkrankungen eine geringere Sterblichkeitsrate. Zu diesem Schluss kommt eine japanische Studie.

Zur Story