1788 entdeckte der deutsch-britische Astronom Wilhelm Herschel – bekannt als Entdecker des Planeten Uranus – ein Objekt am nördlichen Sternhimmel, das er als «sehr schwachen Nebel» katalogisierte. Heute ist der schätzungsweise 180 bis 190 Millionen Lichtjahre von der Milchstrasse entfernte Nebel im Sternbild Giraffe (Camelopardalis) als Galaxie NGC 1961, IC 2133 oder Arp 184 klassifiziert.
Die Galaxie ist mit einem Durchmesser von rund 235'000 Lichtjahren eine der grössten in unserem «lokalen Universum» (zum Vergleich: Die Milchstrasse ist etwa 100'000 Lichtjahre gross). Es handelt sich um eine Spiralgalaxie mit Zwischenform zu einer Balkenspirale, die nach wie vor über grosse Gebiete verfügt, in denen neue Sterne entstehen. Arp 184 zeichnet sich vornehmlich durch stark verzerrte Spiralarme auf der Nordseite aus. Die Rückseite zeigt dagegen nur spärliche Gasfäden (Filamente). Diese Asymmetrie weist üblicherweise auf eine Wechselwirkung oder Verschmelzung mit einer anderen Galaxie hin; bisher wurde aber keine entdeckt, die dafür nahe genug gelegen wäre.
Möglicherweise ist die ungewöhnliche Form der Galaxie eine Folge von Wechselwirkungen mit dem Gas aus einem Cluster von rund zehn kleineren Galaxien, zu dem sie gehört. Jedenfalls hat ihr ihre unregelmässige Gestalt einen Eintrag im Atlas of Peculiar Galaxies des Astronomen Halton Arp eingebracht – daher die Bezeichnung Arp 184. Interessant ist Arp 184 für die Astronomen aber auch, weil die Galaxie eine Brutstätte von Supernovae ist. Allein in den vergangenen 30 Jahren gab es dort vier dieser Sternexplosionen.
Die Aufnahme des Hubble-Weltraumteleskops setzt sich aus Daten von drei sogenannten Snapshot-Programmen zusammen. Das sind kurze Fenster, die Beobachtungen in der Zeit zwischen anderen wissenschaftlichen Beobachtungsaufträgen erlauben. Eines der drei Programme widmete sich Objekten aus dem Arp-Atlas und einem weiteren Katalog (A Catalogue of Southern Peculiar Galaxies and Associations), während die beiden anderen Programme die Folgen verschiedener astronomischer Ereignisse untersuchten – etwa Supernovae oder Sterne, die durch supermassive Schwarze Löcher verschlungen werden.
Bereits im Januar 2010 hatte das Mount Lemmon SkyCenter der University of Arizona ein beeindruckendes Bild von Arp 184 geliefert. Das 24-Zoll-RC-Teleskop und die SBIG-CCD-Kamera hatten damals die längeren Spiralarme und den diffusen Gas-Halo beobachtet und kartiert. Dieses historische Bild bietet einen aussagekräftigen Vergleich mit der neueren, detaillierteren Perspektive von Hubble und zeigt, wie die Fortschritte bei der Beobachtung mit immer besseren Weltraumteleskopen und die Entwicklungen bei der Bildverarbeitungs-Software neue Details ans Licht bringen können.
Künftige zusätzliche Beobachtungen mit dem James-Webb-Weltraumteleskop und weitere geplante Beobachtungen mit dem Hubble-Weltraumteleskop werden schärfere Infrarot- und Ultraviolettbilder liefern, die mehr Licht auf die Sternentstehung und die Aktivität im Kern von Arp 184 werfen. Die Verbindung zwischen den irregulären Armen und den Röntgenbeobachtungen in der Korona könnte neue Erkenntnisse über die Dynamik und die Eigenschaften von Balkenspiralgalaxien liefern. (dhr)