Wissen
Astronomie

Ausserirdisches Protein in einem Meteoriten gefunden?

Model of the 2320 hemolithin molecule after MMFF energy minimization. Top: in space-filling mode; Center: ball and stick; Bottom: enlarged view of iron, oxygen and lithium termination. White = H; oran ...
Verschiedene Modelle und Detailansichten des Hemolithin-Moleküls, das im Inneren des Meteoriten gefunden wurde. Weiss: Wasserstoff (H), orange: Lithium (Li), grau: Kohlenstoff (C), blau: Stickstoff (N), rot: Sauerstoff (O), grün: Eisen (Fe).Bild: Malcolm. W. McGeoch e.a.

Forscher finden möglicherweise erstmals ausserirdisches Protein in einem Meteoriten

05.03.2020, 17:36
Mehr «Wissen»

Wer denkt nicht sofort an ausserirdisches Leben bei dieser Meldung? Wissenschaftler um Malcolm. W. McGeoch von der US-Biotech-Firma Plex, Sergei Dikler von Bruke Scientific LCC sowie Julie E. M. McGeoch von der Harvard University wollen mit einer neuen Analysetechnik ein vollständiges Proteinmolekül entdeckt haben – und zwar in einem Meteoriten. Sollte sich ihr Befund, den sie vorab auf dem Dokumentenserver arXiv.org veröffentlichten, im Peer-Review bestätigen, würde es sich um das erste Eiweiss handeln, das nicht von der Erde stammt.

Proteine sind organische Makromoleküle, die aus Aminosäuren bestehen. Sie finden sich in jeder Zelle und erfüllen dort höchst unterschiedliche Aufgaben, beispielsweise die Katalyse von chemischen Reaktionen oder die Identifizierung von Signalstoffen. Wichtige Teile unseres Körpers, etwa Herz und Hirn, bestehen vorwiegend aus Proteinen.

McGeoch und seine Kollegen entdeckten das Protein, das sie Hemolithin nennen, im kohlenstoffhaltigen Meteoriten Acfer-086, der 1990 in Algerien gefunden wurde. Acfer-086 entstand in der sogenannten protoplanetaren Scheibe, aus der sich unser Sonnensystem herausbildete. Dies schliessen die Wissenschaftler aus der Tatsache, dass der Wasserstoff im Protein einen deutlich höheren Deuterium-Anteil aufweist als irdischer Wasserstoff. Der Anteil des Wasserstoff-Isotops Deuterium («schwerer Wasserstoff») ist in interstellaren Molekülwolken und protoplanetaren Scheiben um junge Sterne ebenfalls höher. Aus diesem Grund sind die Forscher auch sicher, dass es sich beim fraglichen Eiweiss nicht um eine Kontamination mit irdischem Material handelt.

Meteorit Acfer-086, 1990 in Algerien gefunden.
Der 173 Gramm schwere Meteorit Acfer-086 wurde 1990 mitten in Algerien gefunden. Bild: Malcolm. W. McGeoch e.a.

Aminosäuren und auch daraus bestehende Moleküle wurden bereits im All entdeckt, jedoch nicht in Form von ausreichend grossen Makromolekülen – zumindest bis jetzt. Das neu entdeckte Eiweiss Hemolithin besteht aus zwei Aminosäure-Ketten (Glycin und Hydroxyglycin), die ein chemisch reaktives Ende aufweisen. Dieses ist aus Eisen-, Lithium- und Sauerstoffatomen aufgebaut.

Ist der Fund, so er sich bewahrheiten sollte, ein Beweis für die Existenz ausserirdischen Lebens? Das würde zu weit führen. Ein Eiweiss-Molekül ist noch kein Leben. Aber der Beleg für ein nicht von der Erde stammendes Protein-Molekül würde zumindest jenen Astrobiologen Auftrieb geben, die davon ausgehen, dass die für das Leben notwendigen Bausteine im All vorhanden sind und das Leben womöglich aus dem Weltraum auf unseren Planeten gelangte – im Inneren von Kometen, Asteroiden oder Meteoriten.

(dhr)

Kann man auf dem Mond leben?

Video: srf/Roberto Krone
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Zähe Winzlinge: Bärtierchen
1 / 6
Zähe Winzlinge: Bärtierchen
Bärtierchen pressen beim Fressen ihren Mundkegel gegen die betroffene Pflanzenzelle oder die Haut ihrer Beute. Dann stechen sie sie diese mit ihren nadelscharfen Stiletten an und saugen den gesamten Zell- oder Körperinhalt aus. (Bild: Wikipedia/Frank Fox)
quelle: x00829 / vasily fedosenko
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Baby-Galaxien
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
22 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Cirrum
05.03.2020 18:44registriert August 2019
Ich denke, es ist sehr unwahrscheinlich dass da draussen kein Leben, in welcher Form auch immer, existiert. Unsere Atome kommen auch von Sternexplosionen, also landeten diese auch auf anderen Planeten. Und auf der Erde gibt es auch in unwirklichen Gegenden (z.B Säuren oder Basen Seen) Lebewesen.
1047
Melden
Zum Kommentar
avatar
Locutus70
06.03.2020 00:03registriert September 2018
Die Wahrscheinlichkeit das es KEIN Leben im Universum ausserhalb der Erde gibt ist praktisch null. Die Frage ist nur wo und wann.
361
Melden
Zum Kommentar
22
Der «kalte Mond» im Dezember – und 12 weitere, spannende (Voll)mond-Fakten
Der nächste Vollmond tritt am Sonntag, 15. Dezember 2024 um 10:00 Uhr ein. Er wird auch der kalte Mond genannt. Wieso das so ist – und was du sonst schon immer über den Voll(mond) wissen wolltest, erfährst du hier.

Der Mond beeinflusst die Erde auf verschiedene Arten, die bekannteste ist sein Einfluss auf die irdischen Gezeiten. Das ist aber noch längst nicht alles: Wusstest du zum Beispiel, dass unsere Tage ohne Mond kürzer wären?

Zur Story