Forscher haben eine künstliche Hebamme konstruiert, die Frauen entbinden und den Fötus überwachen kann. Was klingt wie eine Beschreibung einer «Black Mirror»-Folge, ist tatsächlich entwickelt worden.
Und das, gerade in dem Land, in dem die Menschen immer weniger Kinder haben und es in den letzten Jahren zu einem massiven Geburtenrückgang kam: in China.
Gründe für den Rückgang dafür dürfte die jahrzehntelange Ein-Kind-Politik sein, die erst 2015 aufgehoben wurde sowie die hohen Kosten für Ausbildung und Wohnraum.
Um diesen Trend zu drehen, lockerte China 2021 seine Familienpolitik und erlaubt Paaren seither drei Kinder. Auch die neu entwickelte Technologie könnte helfen, dass die Geburtszahlen in China wieder zunehmen. Doch die Forschung an menschlichen Embryos ist nicht nur umstritten, sondern auch stark eingeschränkt.
Aber erst einmal mehr zur Roboter-Hebamme: Die künstliche Intelligenz, welche von den Forschern künstliches Kindermädchen (AI Nanny) genannt wird, kümmert sich derzeit um eine grosse Anzahl von Tierembryonen. Das System könne mit einem fotografischen Verfahren die Fortschritte der Tierembryonen im künstlichen Mutterleib in «noch nie dagewesener Genauigkeit» überwachen.
Die Technologie entnahm den Tieren die Embryonen und liess diese in künstlichen Gebärmüttern heranwachsen. Dabei überwachte und pflegte das künstliche Kindermädchen die Fortschritte der Embryos. Darüber hinaus könne das System auch Veränderungen vornehmen.
Bei Komplikationen könne der Roboter schnell reagieren und kleinere Eingriffe selbst vornehmen, etwa bei Kohlendioxid- oder Nährstoffmangel. Bei schweren Komplikationen schlägt die Maschine sofort Alarm.
Die Technologie sei schon so ausgereift, dass sie auch beim Menschen angewendet werden könnte, berichtet das «Journal of Biomedical Engineering». Die Wissenschaftler sind sich sicher, dass das System durchaus auch in der Lage ist, eine Frau zu entbinden, wodurch der Fötus ausserhalb der Gebärmutter «sicher und effizienter» wachsen können.
Konstruiert wurde der Roboter nicht nur, um die embryonale Entwicklung des Menschen besser zu verstehen, sondern auch um die Grundlagen von Geburtsfehlern zu erforschen und zu beheben. Doch es gibt da noch ein Problem. Die Forschung mit humanen embryonalen Stammzellen ist ethisch stark umstritten und nur in wenigen Ländern möglich.
In Grossbritannien beispielsweise dürfen menschliche Stammzellen zu Forschungszwecken untersucht werden. Anders in China. Die kommunistische Partei verbietet die Forschung an menschlichen Embryonen. Dies bedeutet, dass die Forscher sich vorerst auf die Tiere beschränken müssen.
Trotzdem setzen die chinesischen Wissenschaftler grosse Hoffnung in das künstliche Kindermädchen. Das System würde wichtige Fragen der menschlichen Embryonalentwicklung beantworten können, die bis heute unbeantwortet blieben.