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Atomenergie: Diese Länder haben den Ausstieg beschlossen

Das Atomkraftwerk Mühleberg an der Aare bei Bern (Archivbild).
Das Atomkraftwerk Mühleberg geht morgen für immer vom Netz. Bild: KEYSTONE
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Wer den Atomausstieg gewagt hat und wer fleissig neue Kraftwerke baut

Morgen Freitag wird dem AKW Mühleberg definitiv der Stecker gezogen. Damit sinkt die Zahl der aktiven Atomreaktoren in der Schweiz auf vier. Wie sieht es in unseren Nachbarländern aus? Ein Überblick.
19.12.2019, 10:0820.12.2019, 05:26
Lea Senn
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Atomenergie in der Schweiz

Um exakt 12:30 Uhr morgen Mittag stellt das AKW Mühleberg den Betrieb endgültig ein. Mit den beiden verbleibenden Reaktoren Beznau und den Anlagen in Gösgen und Leibstadt sinkt die Anzahl der Atomreaktoren der Schweiz damit auf vier.

Wann in der Schweiz gar kein Atomstrom mehr produziert wird, ist unklar – ein genaues Datum für einen Ausstieg gibt es nicht. Die verbleibenden Atomkraftwerke bleiben so lange am Netz, wie es die Aufsichtsbehörde für sicher befindet. Der Bau neuer Atomkraftwerke steht indes nicht zur Diskussion: Das wurde im Mai 2017 per Volksabstimmung verboten.

Die Sicherheit ist im Falle des AKW Mühleberg allerdings nicht der Grund für die Stilllegung. Die Betreiberin BKW nimmt Mühleberg stattdessen aus wirtschaftlichen Gründen vom Netz.

Atomenergie in Zentraleuropa

Mitten im Atomausstieg steckt auch Deutschland, wo bis 2022 kein Atomstrom mehr produziert werden soll. Auch Belgien will bis 2025 atomfrei sein. In Italien ist Atomkraft seit der Abschaltung der letzten beiden Kernkraftwerke im Jahr 1990 definitiv vom Tisch.

Frankreich hingegen setzt weiter auf Atomenergie. So wird zurzeit am dritten Reaktorblock in Flamanville gebaut. Ursprünglich sollte Framanville-3 im Jahr 2012 ans Netz gehen, inzwischen geht man von einem Start nicht vor 2023 aus. Doch Frankreich will den Anteil des Atomstroms in den nächsten fünf Jahren auf einen Viertel senken – und dazu beispielsweise das umstrittene AKW Fessenheim 40 Kilometer nördlich von Basel im kommenden Sommer ausser Betrieb nehmen.

Eine geschichtsträchtige Atom-Vergangenheit hat unser östlicher Nachbar Österreich: Das erste österreichische Kernkraftwerk wurde 1969 in Zwentendorf an der Donau erbaut. Kurz vor der Inbetriebnahme 1978 fand als Folge einer grossen Anti-Atomkraft-Bewegung eine Volksabstimmung statt. Die Österreicher entschieden mit 50,5% Nein-Stimmen, dass Zwentendorf nie ans Netz geht. Österreich hat also den Atomausstieg beschlossen, bevor es richtig eingestiegen ist.

Amtlicher Stimmzettel Zwentendorf
Alle Österreicher, die am 1. Jänner 1978 das 19. Lebensjahr vollendet hatten, durften über den Betrieb des KKW Zwentendorf abstimmen.Bild: wikipedia

Heute dient das Areal des Kernkraftwerkes als Schulungsraum für Kraftwerksmitarbeiter weltweit, teilweise jedoch auch als Filmset oder Festival-Location.

Atomenergie weltweit

Laut der letzten Erhebung der Internationalen Atomenergie-Organisation werden aktuell 55 Kernkraftwerke gebaut – 11 davon alleine in China. 81 weitere Anlagen sind in Planung, davon 31 in China und 21 in Russland.

Diese Erhebung der Internationalen Atomenergie-Organisation stammt vom 31. Dezember 2018, weshalb in der Schweiz noch 5 aktive Reaktoren aufgelistet sind.
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Die Geschichte des Schweizer Atomausstiegs in 15 Bildern
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Die Geschichte des Schweizer Atomausstiegs in 15 Bildern
21. Mai 2017: Mit dem Volks-Ja zum Energiegesetz bricht in der Schweiz eine neue Ära an: der Bau neuer AKW wird verboten. Dafür hatten die Atomgegner jahrzehntelang gekämpft – an der Urne und auf der Strasse. Aber der Reihe nach.
quelle: keystone / ennio leanza
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Video: srf
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134 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Weiterdenker
19.12.2019 11:27registriert November 2015
Ich denke, sich komplett von der Atomenergie abzuwenden ist ein Fehler. Unsere Kraftwerke sind völlig veraltet, aber es gibt neue Technologien, die viel sicherer sind, weniger Abfall produzieren und je nach Technologie jener sogar weniger lang strahlt. Angesichts der immer schneller werdenden Klimaerwärmung wäre ich eher dafür, dass wir schleunigst jegliche Kraftwerke mit CO2-Ausstoss abschalten (Ich spreche von dir, Deutschland!). Ich glaube immer noch daran, dass Fusionskraftwerke irgendwann die Lösung der Energieprobleme sein werden.
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Bildung & Aufklärung
19.12.2019 10:52registriert Juli 2019
Es ist ein uralter Hut, dass Atomkraft absolut keine Zukunft hat, nein, sich noch nicht mal rein finanziell rechnet!

Die AKW-Fans blenden einfach Kosten, Aufwand, CO2-Ausstoss für Bau der Werke, Uranaabbau, Unterhalt, Betrieb, Abbau der Werke und vorallem der Endlagerung immer ganz ignorant aus.

1 MILLION JAHRE strahlt der Müll. Es ist bis heute immer noch nicht klar, wohin mit dem hochgiftigen Müll. Es gibt noch immer keine Lösung!
Obwohl die Atom-Lobby vor 70 Jahren versprochen hat, das sei kein Problem, man hätte schnell eine Lösung!

Gewinne privatisieren, Kosten sozialisieren ...
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ChillDaHood
19.12.2019 10:41registriert Februar 2019
Der Hauptgrund gegen neue Kernkraftwerke ist momentan, dass die in Bau von Frankreich und Finnland massive Budget und Terminübercshreitungen haben. Sogar ohne die absehbaren höheren Kosten für Risiko und Rückbau ist es sehr unwahrscheinlich, je kostendeckend zu werden mittelfristig. So ein Projekt findet einfach keine Investoren. Uns das lange, bevor ein Gedanke, ob KKW heute noch Sinn machen, stattfindet.
Plus - die absehbare Energielücke können wir nicht mit einem KKW stopfen, selbst wenn wir heute mit der Planung begännen.
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