Für Antarktis-Forscher ist der Eisberg A23a ein alter Bekannter. Das riesige Eismassiv war bereits vor 37 Jahren von der Küste des Südpols abgebrochen, auf seinem Weg nach Norden aber am Boden des Weddellmeers festgefroren. Nachdem sich die Eisscholle (mit einer Fläche doppelt so gross wie der Kanton St. Gallen) im vergangenen Jahr wieder losgerissen hatte, trieb sie mit hoher Geschwindigkeit in den Südatlantik.
Nun hat die Besatzung eines Expeditionsschiffes den Eiskoloss erreicht und berichtet von riesigen Höhlen und Bögen, die sich durch die Erosion in die gefrorenen Wände geschnitten hätten.
An Bord des Schiffes ist auch Naturschützer und Fotograf Richard Sidey. Er veröffentlichte am Montag ein spektakuläres Foto von A23a auf Instagram und schrieb dazu: «Ich habe heute Morgen A23a fotografiert, den grössten Eisberg der Erde! Mit einem Gewicht von knapp einer Billion Tonnen ist dieser Monsterberg bis zu 400 Meter dick und bedeckt eine Fläche von 3'900 Quadratkilometern. Einfach unfassbar gross.»
«Es war dramatisch und wunderschön zu fotografieren», sagte Sidey der BBC. «Der Berg ist unglaublich gross. Ich glaube nicht, dass wir uns vorstellen können, wie gross er ist. Er ist mit Sicherheit zu gross, um ihn zu fotografieren. Er erstreckt sich in beide Richtungen, so weit man sehen kann.»
«Wir sahen Wellen, die gut drei bis vier Meter hoch waren und auf den Eisberg aufschlugen», beschrieb Expeditionsleiter Ian Strachan die Begegnung mit dem Koloss. «Sie lösten Eiskaskaden aus. Ein ständiger Zustand der Erosion.»
Je weiter sich der Eisberg vom Südpol entfernt, desto mehr wird er durch wärmere Luft und wärmeres Wasser zerfallen. Zurzeit driftet A23a mit dem antarktischen Zirkumpolarstrom und angetrieben von Westwinden 600 Kilometer südlich der Südlichen Orkneyinseln, berichtet die BBC mit Verweis auf Informationen des Expeditionsteams.
Die grosse Frage ist: Wie lange kann A23a überleben? Selbst Experten wollen sich hier nicht festlegen. Tatsächlich könnte der Prozess Jahre dauern, wie ein anderes Beispiel zeigt: Ein weiterer von Wissenschaftlern beobachteter Eisberg ist D28.
Er befindet sich den Angaben nach im Südatlantik, etwa 200 Kilometer nördlich der Inselgruppe Südgeorgien (etwa 1'500 Kilometer östlich von Kap Hoorn). Obwohl D28 schon ein Drittel seiner Masse verloren habe, sei er seit seinem Abbruch vom Schelfeis im Jahr 2019 noch immer kompakt.